Das Weihnachtsgeschäft ist an den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) des Einzelhandels komplett vorbeigegangen. Das zeigt eine Auswertung im Rahmen des Datev-Mittelstandsindexes, den die F.A.Z. seit dem vergangenen Jahr monatlich exklusiv vorab veröffentlicht. Die Analyse unterstreicht die schwierige Lage der KMU insbesondere im Handel.
Der Umsatz der kleinen und mittleren Handelsunternehmen ist nach Angaben der Datev in der nominalen Rechnung im November um 1,1 Prozent und im Dezember um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat gesunken. Damit ist klar, dass die KMU im Handel im vergangenen Jahr den sonst üblichen saisonalen Nachfrageschub zu Weihnachten nicht erlebten. Daten des Statistischen Bundesamts für die Gesamtwirtschaft deuten demgegenüber darauf hin, dass der Handel insgesamt zumindest im November nominal etwa fünf Prozent mehr verkaufte als zuvor. Es sind demnach nur die kleinen und mittleren Handelsunternehmen, denen das Weihnachtsgeschäft weggebrochen ist.
Die kritische Lage im kleinteiligen Einzelhandel bestätigt der Vergleich mit der Umsatzentwicklung im Vorjahr. Im Dezember 2022 lag der Umsatz der kleinen und mittleren Handelsunternehmen 4,4 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat. Im vergangenen Dezember waren es noch einmal 2,2 Prozent weniger als im Jahr zuvor.
Datev Mittelstandsindex: Beschäftigung
Datev Mittelstandsindex: Lohn
Datev-Chefvolkswirt Timm Bönke begründete die schlechte Entwicklung der Umsätze im KMU-Einzelhandel am Ende des vergangenen Jahres damit, dass die Stimmung der Verbraucher noch schlechter gewesen sei als ein Jahr zuvor. Andere Wirtschaftsdaten zeigen, dass die Konsumenten im vergangenen Jahr trotz steigender Realeinkommen mehr sparten, um auf künftige Risiken vorbereitet zu sein. Bönke verwies darauf, dass kleinere und mittelgroße Händler von dieser Entwicklung besonders betroffen seien. Die höheren Lohnkosten und die Inflation schlage bei den KMU besonders durch. Im Bemühen, ihre Ausgaben zu senken, stiegen Verbraucher zudem zunehmend auf den Onlinehandel um. Das treffe kleinere Handelsgeschäfte wie etwa Boutiquen in den Innenstädten besonders hart, erläuterte Bönke.
Insgesamt zeigt die Datev-Umsatzanalyse, dass die kleinen und mittelgroßen Unternehmen des Einzelhandels sich von der Coronakrise nie erholt haben und der Umsatzentwicklung im gesamten Handel hinterherlaufen. Seit April 2023 sinkt der nominale Umsatz der KMU im Handel, obwohl die Preise insgesamt nach wie vor mit der Inflation steigen.
Datev Mittelstandsindex: Umsatz
Datev Mittelstandsindex: Entwicklung nach Branchen
Dezember 2024, Veränderung zum Vorjahresmonat in Prozent
Nicht nur im Handel, sondern auch allgemein ging der Umsatz der kleinen und mittleren Unternehmen am Jahresende weiter zurück. In der saisonal bereinigten Rechnung lag der Umsatz im Dezember 6,6 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Löhne und Gehälter stiegen um 5,3 Prozent und wuchsen damit weiterhin stärker als die Verbraucherpreise. Die Schere zwischen sinkendem Umsatz und steigenden Lohnkosten hat sich damit auch am Jahresende weiter geöffnet. „Die schwierige wirtschaftliche Lage der KMU, insbesondere der Kleinstunternehmen, spitzt sich weiter zu“, kommentierte der Vorstandsvorsitzende der Datev-Genossenschaft, Robert Mayr.
Die Beschäftigungskomponente im Datev-Mittelstandsindex verbesserte sich minimal. Saisonal bereinigt lag die Beschäftigung in den kleinen und mittelgroßen Unternehmen 0,1 Prozent höher als vor einem Jahr. Eine Trendwende nach oben im seit einigen Monaten andauernden Beschäftigungsabbau ist damit aber noch nicht gegeben.
Für den Mittelstandsindex greift die Datev-Genossenschaft in Nürnberg, der IT-Dienstleister der steuerberatenden Berufe, in anonymisierter Form auf die Umsatzsteuervoranmeldungen der Mandanten ihrer steuerberatenden Mitglieder zurück. Die Aggregation der Daten ergibt einen Einblick in die wirtschaftliche Lage der Unternehmen im Mittelstand, der früher als andere Wirtschaftsindikatoren zur Verfügung steht.