Ex-Handballer Pascal Hens weiß, wie es sich anfühlt, Weltmeister zu werden. Ob das DHB-Team das nun auch wieder schaffen kann, ordnet er im Gespräch mit t-online ein.
Im dänischen Herning kennt sich Pascal Hens ein wenig aus. Während seiner Profikarriere als Handballer lief er im Jahr 2016 zumindest wenige Monate lang für den HC Midtjylland in dem kleinen Städtchen auf.
In Herning muss sich aktuell auch die deutsche Handball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft beweisen. Nach drei Siegen in der Vorrunde gegen Polen, die Schweiz und Tschechien schaffte das DHB-Team zwar als Gruppensieger den Einzug in die Hauptrunde, konnte jedoch nicht immer überzeugen.
Für den TV-Sender Eurosport begleitet Hens das Turnier als Experte. Mit t-online hat er über die bisherige Leistung der deutschen Mannschaft, das anstehende Duell gegen Titelverteidiger und Olympiasieger Dänemark sowie seine Bewertung der Arbeit von Bundestrainer Alfred Gislason gesprochen.
t-online: Herr Hens, zum Start in die WM-Hauptrunde geht es für die deutsche Mannschaft heute gegen Dänemark, einen schier übermächtigen Gegner. Wie groß sind Ihre persönlichen Rachegefühle für die deutliche Pleite bei den letzten Olympischen Spielen von Paris?
Pascal Hens: Die sind überhaupt gar nicht da, wenn ich ehrlich bin. Ich habe es mir ja nur angucken müssen. Aber: Es war nicht so ein tolles Spiel von uns.
Wehgetan hat es trotzdem?
Ja, aber meine Güte. Dänemark ist das Nonplusultra im Welt-Handball. Das wissen wir alle. Jetzt spielen wir in Herning und damit auch gegen die heimischen Zuschauer. Da bin ich froh, dass es erst mal nur ein Hauptrundenspiel ist und wir nichts zu verlieren haben. Vier Punkte stehen schon auf unserem Konto, und nach Dänemark hat Deutschland machbare Gegner. Ob du dann als Erster oder Zweiter weiterkommst, ist egal. In der anderen Hauptrundengruppe, aus der der deutsche Viertelfinalgegner kommt, sind alle Mannschaften auf einem ähnlichen Niveau – und sie sind schlagbar.
Sie sind also ganz entspannt.
Ja, und das können die Jungs auch sein. Klar, sie werden ein wenig Rachegelüste haben, weil das Olympiafinale zumindest noch im Hinterkopf spukt, aber sie haben zum ersten Mal im Turnier keinen Druck. In der Vorrunde waren sie immer Favorit, jetzt sind wir klarer Außenseiter. Ich hoffe, die Jungs genießen es und machen ein geiles Spiel. Wie es dann am Ende ausgeht, werden wir sehen.
Hat das dänische Team überhaupt eine Schwäche?
Nein, eigentlich nicht. Im Tor ist es fast unmenschlich, was Emil Nielsen alles hält. Sie haben Rückraum-Power, viel Bewegung und sind super eingespielt. Es ist eine unglaublich stabile und starke Mannschaft, die natürlich viel über ihr Tempo macht.
Und dann wäre da noch Mathias Gidsel, der wahrscheinlich aktuell beste Handballer der Welt.
Es ist ein Phänomen, wie geil er darauf ist, Handball zu spielen. Er will immer den Ball, bewegt sich immer auch weg von seiner Position. Als Gegenspieler kriegt man ihn nie zu fassen, weil man überhaupt nicht weiß, wo er sich im nächsten Moment hinbewegt.
Wie kann Deutschland ihnen trotzdem wehtun?
Bei der Europameisterschaft im letzten Jahr haben wir es zumindest eine Halbzeit lang geschafft, sie mit einer überragenden Abwehr etwas auszubremsen. Am Ende haben sie trotzdem gewonnen, aber wir konnten sagen: Wir haben das echt geil gemacht. Ich hoffe, dass wir das genauso wieder schaffen und den Dänen zumindest ein paar Denkaufgaben stellen.
Wie groß ist die Chance auf eine Überraschung?
Die ist gering, da müssen wir ehrlich sein, aber das gilt für jede andere Mannschaft, die gegen Dänemark spielt, auch. Außer vielleicht für Frankreich.
Ist es ein Vor- oder ein Nachteil, dass die Dänen gleich der erste Gegner der Hauptrunde sind?
Ich glaube, es ist ein Vorteil. Wenn wir erst kurz vor dem Viertelfinale gegen die Dänen spielen und uns eine Klatsche abholen würden, dann gingen wir wohl mit keinem guten Gefühl in die K.-o.-Runde. Jetzt ist der Druck nicht so hoch, weil danach die leichteren Gegner kommen.