Der angebliche Hitlergruß, den Elon Musk bei den Feierlichkeiten zur Amtseinführung von Donald Trump zweimal gezeigt haben soll, ist auch in Italien kontrovers debattiert worden. Der Unternehmer, den Trump mit einem seiner ersten Dekrete zum Leiter der neu geschaffenen Behörde für Regierungseffizienz ernannt hatte, sagte bei der Party für Anhänger und Unterstützer des 47. Präsidenten in der Capital One Arena in Washington: „Ich möchte Euch dafür danken, dass Ihr das möglich gemacht habt, mein Herz schlägt für Euch“.
Er schlug sich mit der rechten Hand auf die Herzseite des Brustkorbs und erhob hernach den rechten Arm. Dann wandte er sich dem Publikum hinter ihm zu und hob seinen rechten Arm ein zweites Mal.
Andrea Stroppa, Musks Vertreter und Faktotum in Italien, hatte angesichts der Geste, die in Italien als „Saluto Romano“ (Römischer Gruß) bekannt ist, zunächst auf der Plattform X gepostet: „Das Römische Reich ist zurück, angefangen mit dem Römischen Gruß.“ Später löschte Stroppa den Eintrag und ersetzte ihn mit der Erklärung: „Diese Geste, die manche für einen Nazigruß gehalten haben, ist einfach nur Elon: Er ist Autist und drückt damit das Gefühl aus: ‚Ich möchte dir mein Herz schenken!‘ Und genau das hat er zuvor über das Mikrofon kommuniziert. Elon mag keine Extremisten!“
„Der Vorwurf ‚Jeder ist Hitler‘ ist sowas von abgedroschen“
Musk hatte 2021 erklärt, unter dem Asperger-Syndrom zu leiden, einer Form des Autismus. In den USA, in Israel sowie in zahlreichen anderen Ländern wurde Musks Geste jeweils unterschiedlich gewertet – auf der einen Seite als bewusst gewählten historischen Gruß der Faschisten, auf der anderen Seite als unbeholfene Geste eines autistischen Mannes, der der Menge zu signalisieren versucht, dass sein Herz für sie schlage. Musk reagierte schließlich selbst auf seiner Plattform X mit der Bemerkung, seine Gegner sollten sich „bessere schmutzige Tricks“ einfallen lassen: „Der Vorwurf ‚Jeder ist Hitler‘ ist sowas von abgedroschen.“
In Italien ist der Römische Gruß – anders als der vergleichbare Hitlergruß in Deutschland und Österreich – gemäß höchstrichterlicher Rechtsprechung von Januar 2024 nicht in jedem Fall verboten. In dem Verfahren vor dem Kassationsgericht ging es um einen Vorfall in Mailand vom April 2016. Damals hatten rund tausend Rechtsextremisten an einer Gedenkveranstaltung für Sergio Ramelli teilgenommen, einen 19 Jahre alten Aktivisten der Jugendorganisation der neofaschistischen Partei Movimento Sociale Italiano (MSI), der am 13. März 1975 von Linksradikalen mit Eisenstangen so brutal traktiert worden war, dass er am 29. April 1975 seinen Verletzungen erlag.
Bei der Mailänder Gedenkveranstaltung für Ramelli von 2016 kam es zu einem Ritual, das sich bei Gedenkversammlungen von Rechtsextremisten und Neofaschisten regelmäßig wiederholt: Der Redner ruft zum Abschluss seiner Ansprache „alle gefallenen Kameraden“ in Erinnerung, worauf die meist in Reih und Glied aufgestellten Demonstrationsteilnehmer dreimal „Presente!“ (Anwesend) rufen und dabei den rechten Arm in die Höhe recken.
Nach der Mailänder Gedenkveranstaltung waren acht Teilnehmer wegen Zeigens des „Saluto Romano“ angeklagt, in erster Instanz freigesprochen, in der Berufungsverhandlung aber wegen „Verherrlichung des Faschismus“ verurteilt worden. Das Urteil in zweiter Instanz hob das Kassationsgericht vor einem Jahr mit der Begründung auf, das Zeigen des „Römischen Grußes“ allein stelle noch keinen Straftatbestand dar, solange dies nur bei Gedenkfeiern geschehe und keine „konkrete Gefahr“ bestehe, dass wieder eine faschistische Partei gegründet werde.