Große deutsche Industrieunternehmen verlagern ihre Forschungs- und Entwicklungsbereiche vermehrt ins Ausland. Das geht aus einer Umfrage des Allensbach-Instituts für den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hervor. Dafür wurden im November und Dezember Inhaberinnen und Inhaber oder führende Managerinnen und Manager von 274 Unternehmen mit mindestens 250 Beschäftigten befragt.
Die Befragten begründeten ihr Vorgehen demnach vor allem mit den hohen Kosten in Deutschland sowie mit weniger Bürokratie und mehr Innovationsoffenheit im Ausland. BDI-Präsident Peter Leibinger warnte, diese Abwanderung bedrohe den Wirtschaftsstandort Deutschland “im Kern”.
Deutschland brauche “strategische Innovationspolitik”
Die Unternehmen nannten als größte Hindernisse in Deutschland strenge gesetzliche Vorgaben (76 Prozent) und lange Genehmigungsverfahren (62 Prozent). Rund zwei Drittel der Unternehmen gaben an, dass es ausländische Wettbewerber leichter hätten, neue Ideen und Technologien umzusetzen. BDI-Präsident Leibinger sagte dazu, die “Regulierungswut” in Deutschland zerstöre die Innovationsmentalität.
Leibinger forderte, die Politik in Deutschland müsse eine “strategische Innovationspolitik” vorantreiben. “Innovationen sind der wichtigste Wachstumstreiber, schaffen Arbeitsplätze und fördern den Wohlstand”, sagte Leibinger. Deutschland verfüge grundsätzlich über ein starkes Innovationssystem, es fehle jedoch an “ausreichender Priorisierung, guter Koordination und schneller Umsetzung”.
Sorge über Abhängigkeit vom Ausland
Die BDI-Umfrage zeigte außerdem die Sorge der Unternehmen über Abhängigkeit von Anbietern außerhalb Europas. Bei zentralen Technologien wie Cloudsystemen oder künstlicher Intelligenz gaben Befragte an, Deutschland sei zu abhängig von China oder den USA.