Dass wirtschaftliche und militärische Macht eng miteinander verbunden sind, ist seit Jahrtausenden bekannt. Um den Zusammenhang genauer zu beziffern, haben die Kieler Forscher nun mehr als 700 Konflikte von 1977 bis 2013 betrachtet. Im Zentrum stand dabei die Frage, wie sehr plötzlich steigende Einnahmen aus Rohstoffverkäufen, die dem Militär zugute kommen können, den Kriegsausgang beeinflussten. Die Forscher unterscheiden dabei die Kategorien Sieg, Unentschieden und Niederlage und kommen zu dem Schluss: „Erhöhen sich die Militärausgaben um zehn Prozentpunkte des Bruttoinlandsprodukts, steigen die Chancen einer Konfliktpartei, den Krieg in der nächsthöheren Kategorie zu beenden, um 32 Prozentpunkte.“ Dabei sei es zweitrangig, woher die zusätzlichen Mittel kommen, ob aus steigenden Rohstoffgewinnen oder aus finanziellen Hilfen.
IfW-Präsident Schularick, der sich seit Längerem für höhere Militärausgaben in Deutschland und eine umfangreichere Ukrainehilfe starkmacht, geht auf Grundlage der Studie davon aus, dass Russlands Kriegsführung „massiv von den Mehreinnahmen durch den Anstieg der Öl- und Gaspreise profitiert hat“. Russlands Einnahmen aus dem Export von Öl und Gas haben sich 2024 trotz westlicher Sanktionen nach Angaben des Kreml wieder erholt. Nach einem Rückgang um ein Viertel im Jahr 2023 seien die Einnahmen im vergangenen Jahr in derselben Größenordnung auf 11,13 Billionen Rubel (rund 107 Milliarden Euro) gestiegen, hatte die Regierung in Moskau Anfang des Jahres mitgeteilt.
Moskau habe dank der Mehreinnahmen seine Militärausgaben steigern und seine Kriegstüchtigkeit stärken können, so die Kieler Forscher. Gleichzeitig zeige die Studie, dass die westlichen Hilfsleistungen an die Ukraine dringend nötig seien, damit diese den Krieg nicht verliere.
Innerhalb der Bundesregierung sind Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Anna Baerbock (Grüne) uneins darüber, wie in diesem Jahr weitere Finanzhilfen in Höhe von drei Milliarden Euro für die Ukraine aufgebracht werden. Scholz will die Regelungen der Schuldenbremse durch einen Notlagenbeschluss aussetzen und Kredite aufnehmen. Grüne, CDU und FDP halten das für nicht notwendig.