Zverev im Finale – Plötzlich geht Rekordchampion Djokovic vom Platz

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Noch nie stand Alexander Zverev im Endspiel der Australian Open. Nun zog er gegen den Rekordsieger ins Finale ein – weil der Gegner plötzlich vom Platz ging.

Tennisstar Alexander Zverev spielte im Halbfinal-Showdown gegen Rekordchampion Novak Djokovic um seinen ersten Finaleinzug bei den Australian Open. Der 27-jährige Hamburger schaffte den Einzug ins Endspiel, weil der 37-jährige Serbe aufgeben musste.

Nach dem letzten Ballwechsel im Tiebreak, den Zverev für sich entscheidet, geht Djokovic zum Schiedsrichterstuhl. Er spricht kurz mit dem Unparteiischen, dann gibt er Zverev die Hand. Die Zuschauer stehen noch auf den Sitzen, weil sie so begeistert sind, von dem, was die beiden Spieler hier im ersten Durchgang gezeigt haben. Erst dann wird dem Publikum klar, was da gerade passiert. Djokovic gibt auf.

Auf dem Centre Court in der Rod-Laver-Arena herrscht Fassungslosigkeit. Djokovic packt seine Tasche und verschwindet Richtung Spielertunnel, von den Rängen erschallen Buhrufe. Der größte Tennisspieler aller Zeiten wird hier ausgepfiffen. Dann kommt Jim Courier auf den Platz und beginnt flugs das obligatorische Post-Match-Interview mit Zverev. Der Deutsche richtet sich ans Publikum.

“Bitte”, sagt Zverev an die Tennisfans in Melbourne gewandt, “buht keinen Spieler aus, der gerade aufgegeben hat. Er sei überzeugt davon, dass Djokovic nicht mehr habe weiterspielen können. “Ich habe ihn schon mit allen möglichen Verletzungen Turniere gewinnen sehen. Novak ist niemand, der einfach aufgibt. Er hat so viel für den Tennissport getan, bitte gebt ihm den Respekt, den er verdient hat.”

Nach einem ganz starken Tiebreak gewinnt Zverev den Tiebreak und holt sich den ersten Satz. Dann gibt der Serbe plötzlich auf. Die Zuschauer sind schockiert. Es wird gebuht. Sie buhen Djokovic tatsächlich aus. Der Centre Court steht Kopf. Djokovic winkt ins Publikum und macht gute Miene zum bösen Spiel. Dann verschwindet er im Spielertunnel. Was für ein trauriger Abgang.

Er hält dem Druck stand! Jetzt geht es in den Tiebreak. Wow, ist das spannend. Und wir sind hier erst im ersten Satz. Allerdings sind schon 1:12 Stunden gespielt. Mit den Superlativen warten wir noch ein bisschen, aber nicht mehr lange. Denn dieses Duell ist schon jetzt ein Spektakel. Mindestens.

Wieder zeigt der Serbe Nerven, wieder wackelt er, und wieder kann Zverev die keine Schwächephase seines Gegenübers nicht nutzen. Djokovic bringt dieses ganz wichtige Spiel durch. Jetzt ist Zverev unter Druck. Er muss gewinnen, um in den Tiebreak zu kommen.

“Sascha” ist 1,98 Meter, Djokovic 1,88 Meter. Den größeren Hebel nutzt der Hamburger für seinen Monsteraufschlag. In diesem Spiel kann Djokovic nur mit Mühe die wuchtigen Angaben des Deutschen returnieren. Und auch bei ihm schleichen sich jetzt mehr unnötige Fehler ein. Sein linkes Bein ist übrigens bandagiert. Welche Verletzung verbirgt sich darunter?

Nach dem Viertelfinale gegen Carlos Alcaraz wollte der Champion nicht darüber sprechen. “Das verrate ich lieber nicht, ich bin ja weiterhin im Turnier”, sagte er. Alcaraz mutmaßte hinterher, Djokovic könnte nur geblufft haben; er sei womöglich gar nicht verletzt.

Langsam wird es zur Gewohnheit in diesem Match. “Sascha” lässt die Big Points liegen. Die Breakchance vergibt er durch zu zaghaftes Spiel, er lässt Djokovic wieder herankommen und bietet ihm dann die Möglichkeit, selbst einen Gewinner zu landen. Das war jetzt das dritte Spiel, in dem Djokovic nur ganz knapp einen vorentscheidenden Rückstand abwenden kann. Die serbischen Fans pusten ordentlich durch, als ihr Landsmann hier mit einem Ass das Spiel holt. Ihre Sorgenfalten werden trotzdem größer. Irgendwann geht dieses Vabanque des Serben vielleicht nicht mehr gut. Doch dafür müsste Zverev bei eigenem Breakball mutiger werden.

Nicht, dass dieses Spiel zu wenige beeindruckende Ballwechsel hätte. Was aber am meisten imponiert, ist Zverevs Service. Dagegen ist kaum ein Kraut gewachsen. Auch nicht für Djokovic. Der Deutsche erhöht auf sieben Asse nach nicht mal acht Spielen. Beeindruckend. Für den serbischen Seriensieger ist das eine Herausforderung, für die er bislang noch keine echte Lösung gefunden hat.

Es ist wirklich kaum zu fassen, was für Ballwechsel die beiden Tennisstars hier zeigen. Zverev dreht in diesem Spiel ganz groß auf, er schickt Djokovic ein ums andere Mal in die falsche Ecke und kontert mit wahnsinnig gut getimten Crossbällen. In den entscheidenden Momenten fehlt ihm aber das letzte Quäntchen Glück. So bringt Djokovic trotz Problemen sein eigenes Aufschlagspiel durch. Von physischen Problemen ist hier nach wie vor nichts zu sehen, beim 24-maligen Grand-Slam-Sieger.