Hyundai rätselt über Trumps Pläne

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Eigentlich ist das „Metaplant“, das der südkoreanische Autokonzern Hyundai Motor im Oktober im US-Bundesstaat Georgia fertiggestellt hat, ganz nach dem Geschmack von Donald Trump. Bis zu 500.000 Autos will der drittgrößte Autohersteller der Welt in der Nähe von Savannah herstellen und an die 40.000 Arbeitsplätze schaffen. Der Haken ist nur: Hyundai will in der neuen Fabrik Elektroautos bauen, angefangen mit dem Modell Ioniq 5, fortgesetzt mit dem Ioniq 9. Auch eine Batteriefertigung in Zusammenarbeit mit dem ebenfalls koreanischen Hersteller LG Energy Solution ist an dem Standort geplant.

Hyundai ist zusammen mit seiner Tochtergesellschaft Kia die zweitbeliebteste Elektroautomarke in den Vereinigten Staaten nach Tesla und hat sich auf eine weiterhin wachsende Nachfrage nach seinen Stromern eingestellt. Doch der neue Präsident hält bekanntlich wenig vom Klimaschutz und könnte im wichtigsten Absatzmarkt der Koreaner schon bald die Subventionen für E-Autos zusammenstreichen. Einen Politikwandel in den Vereinigten Staaten nannte Finanzvorstand Lee Seung-jo denn auch als eines der größten Risiken für das gerade angelaufene Geschäftsjahr, als er Investoren am Donnerstag die Jahreszahlen 2024 erläuterte. „Die weltweite Autoindustrie wird sich größeren Unsicherheiten unter der Trump-Regierung in diesem Jahr stellen müssen“, sagte er. Der Konzern hatte schon kurz nach Trumps Wiederwahl den Amerikaner ­José Muñoz zu seinem neuen Vorstandsvorsitzenden ernannt, dessen Hauptaufgabe es sein wird, das Amerikageschäft stabil zu halten.

Insgesamt rechnet Hyundai damit, dass sein Umsatz in diesem Jahr nur noch um drei bis vier Prozent wachsen wird, nach knapp acht Prozent im vergangenen. Beim Gewinn musste der Konzern schon im Schlussquartal 2024 herbe Einbußen hinnehmen, vor allem weil er mehr Geld für Werbung und Rabatte für seine Fahrzeuge aufwenden musste. Der operative Gewinn ging um 17 Prozent zurück. Mit dem Autogeschäft verdiente Hyundai sogar ein Drittel weniger als vor Jahresfrist; gut lief dagegen das Geschäft mit Finanzierungen. Diese Sparte half dabei, dass Hyundai trotz des Gegenwinds für das Gesamtjahr einen Rekordumsatz von 175,2 Billionen Won (117 Milliarden Euro) verzeichnen konnte. Mit 4,1 Millionen verkauften Autos ist Hyundai mit seiner Tochtergesellschaft Kia der drittgrößte Hersteller in der Welt nach Toyota und Volkswagen.

Lee bleibt zuversichtlich

Mögliche Strafzölle von Trump auf Autoimporte seien in den Prognosen noch nicht eingerechnet, sagte Lee. Er verwies aber darauf, dass der Konzern schon heute in einem Werk in Alabama 400.000 Fahrzeuge im Jahr herstelle. Mit der neuen Fabrik in Georgia könne ­Hyundai bis zu 80 Prozent seiner Verkäufe in den Vereinigten Staaten auch in dem Land herstellen. Das Werk, wo im Oktober der Pilotbetrieb angelaufen ist, hat der Konzern nun schon so umgerüstet, dass dort notfalls auch Hybridfahrzeuge oder auch reine Benziner gebaut werden können.

Lee übte sich im Prinzip Hoffnung: Sollte Trump wirklich die Subventionen für Elektroautos streichen, müsste ein solches Vorhaben auch durch den Kongress. „Wir rechnen hier nicht damit, dass das über Nacht passiert und nicht in diesem Jahr“, sagte Lee und schob hinterher: „Es könnte im September passieren.“ Sticheleien gegen die Konkurrenz konnte sich der Finanzvorstand nicht verkneifen. So seien die Importquoten der japanischen Wettbewerber Toyota und Honda in den Vereinigten Staaten für einige ihrer wichtigsten Modelle viel höher. Zum Teil würden bis zu 100 Prozent einzelner Verkaufsschlager aus Kanada oder Mexiko importiert. „Da werden wir weniger stark von potentiellen Zöllen betroffen sein“, sagte Lee.

Um am amerikanischen Markt flexi­bler zu sein, kündigte der Konzern eine engere Zusammenarbeit mit General Motors an. Im September hatten der ­Hyundai-Chef Euisun Chung und die GM-Vorstandsvorsitzende eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Der sollen nun bald konkrete Vereinbarungen folgen, über die sich die beiden Konzerne vor allem beim Bau elektrifizierter Nutzfahrzeuge und in der Beschaffung von Autoteilen verbünden wollen.

Auch die strengeren Abgaswerte der Europäischen Union machen den Koreanern zu schaffen. Schließlich ging die Nachfrage nach reinen Elektroautos auch dort zurück. 70.000 Stromer hätten die beiden Konzernmarken im vergangenen Jahr in Europa verkauft, hieß es während der Analystenkonferenz. Diese Zahl soll im laufenden Jahr verdoppelt werden, um den neuen Abgasvorgaben gerecht zu werden.