So macht man Deals mit Donald Trump: Schon kurz vor Weihnachten hatte der japanische Investor Masayoshi Son ihm vor laufenden Kameras Investitionen von 100 Milliarden Dollar in den Vereinigten Staaten versprochen. Als der Japaner nun zusammen mit Trump, dem OpenAI -Chef Sam Altman und dem Oracle-Vorstandsvorsitzenden Larry Ellison im Weißen Haus das Projekt Stargate vorstellte, verwendete er erst einmal mehrere Minuten darauf, dem neuen Präsidenten zu huldigen.
„Wie Sie gesagt haben, es ist der Beginn eines goldenen Zeitalters für Amerika“, sagte er Trump zugewandt. Ohne seinen Wahlsieg sei all das nicht denkbar. Und dann bekräftigte Son, dass die 100 Milliarden Dollar, die die drei Unternehmen sofort aufbringen wollten, schon bald auf 500 Milliarden Dollar erhöht werden sollten.
Rechenzentren und andere Infrastruktur für den Ausbau der Künstlichen Intelligenz in den USA wollen die drei Partner mit dem Projekt Stargate aufbauen. Mit Technologiepartnern wie Microsoft und Nvidia liest sich die Teilnehmerliste wie das Who’s who der amerikanischen Techbranche. Doch die Finanzierung soll der Japaner Son mit seiner Investmentgesellschaft Softbank verantworten. Damit kommt Son seinem großen Traum ein gutes Stück näher: Er will seine Softbank mit ihren Beteiligungen wie dem britischen Chipdesigner Arm und seit Kurzem auch OpenAI zu einem Machtzentrum in der KI aufbauen, an dem in dieser Technologie niemand vorbeikommt.
10.000 Mal intelligenter als der Mensch
Schon der Künstlichen Intelligenz traut Son zu, „jedes Unternehmen in der ganzen Welt zu verändern“, wie er kürzlich sagte. Seine große Vision ist aber die Künstliche Super-Intelligenz, die schon in wenigen Jahren 10.000 Mal intelligenter als der Mensch sein soll.
Sons Karriere ist ein Aufstieg aus ärmsten Verhältnissen hin zum zwischenzeitlich reichsten Mann Japans, der mit Softbank den größten Technologieinvestor der Welt aufgebaut hat. Sein Leben ist ein asiatisch-amerikanischer Traum wie aus einem Hollywoodfilm. Geboren wurde Son 1957 als Nachfahre koreanischer Einwanderer in einer Industriestadt auf der japanischen Südinsel Kyushu. Dort wuchs er in einer illegalen Bretterbude am Bahndamm auf, wo sein Vater Schweine und Hühner hielt und schließlich, so hat Son es einmal erzählt, über einen illegalen Sake-Verkauf zu etwas Reichtum kam.
Als sein Vater erkrankte und sein Bruder die Schule abbrechen musste, um Geld für die Familie zu verdienen, haute der junge Masayoshi mit 16 Jahren ab zu Verwandten in die Vereinigten Staaten, beendete dort die Highschool und schaffte es dann, an der University of California in Berkeley angenommen zu werden. Noch während er Wirtschaft und Informatik studierte, entwickelt er ein Taschen-Übersetzungsgerät, dessen Patent er für mehr als eine Million Dollar an den japanischen Technologiekonzern Sharp verkaufte.
Space Invaders machte er in Berkeley groß
Sein erstes kleines Vermögen nutzte er dafür, das Automatenspiel Space Invaders aus Japan in Berkeley zu verbreiten. 1980 beendete er sein Studium und gründete sein erstes Unternehmen Unison, das er bald darauf an den japanischen Kyocera-Konzern veräußerte.
Ein Jahr später, zurück in seiner Heimat, gründete Son die Investmentgesellschaft Softbank und schaffte es, in den folgenden 30 Jahren der Computer-, Internet- und Smartphone-Revolution „fünf Mal hintereinander auf das richtige Unternehmen zu setzen“, wie der Nvidia-Chef Jensen Huang kürzlich auf einer Veranstaltung in Tokio sagte. Über Investitionen und Kooperationen nahm Son jeweils zur rechten Zeit am Aufstieg von Microsoft, Yahoo, Vodafone, Apple und Alibaba teil und häufte ein Vermögen von aktuell 34 Milliarden Dollar an.
Vor Trumps erster Amtszeit hatte der Japaner dem Amerikaner Investitionen von 50 Milliarden Dollar versprochen. Doch ausgerechnet von diesen Investments endeten mehrere als Flop. Das größte Engagement aus dieser Zeit war eine Beteiligung an dem amerikanischen Büroraumvermieter Wework, der Insolvenz anmelden musste. Auch an der Krypto-Börse FTX hatte sich Softbank beteiligt. Sie brach in einem großen Betrugsskandal um den Gründer Sam Bankman-Fried zusammen. Andere Beteiligungen verloren in der Corona-Pandemie erheblich an Wert.
Eine Zeit lang wollte Son gar nicht mehr in der Öffentlichkeit auftreten. Er müsse erst darüber nachdenken, wie es weitergehen solle, ließ er seinen vorgeschickten Finanzvorstand ausrichten. Erst im Oktober 2023 erschien er wieder auf der großen Bühne und entwarf in einer sprudelnden Rede in Tokio seine Vision für das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz. Erst vor wenigen Wochen hat er ebenfalls in der japanischen Hauptstadt gemeinsam mit Nvidia-Chef Huang ein Projekt vorgestellt, das ganz ähnlich klang wie das nun vorgestellte Stargate-Vorhaben. Auch in Japan wollen die beiden Konzerne in großem Umfang die KI-Infrastruktur aufrüsten. Konkrete Investitionssummen nannten sie dort aber nicht. Und ein siegestrunkener Staatschef, der sich für das Vorhaben der Unternehmen hätte feiern lassen, war in Japan nicht zugegen.