DHB-Stars droht gegen Portugal leere Halle in Oslo

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Am Mittwoch bestreitet das DHB-Team das WM-Viertelfinale gegen Portugal. Gastgeber Norwegen wird nicht mit dabei sein – und das hat Folgen.

Mit Portugal trifft die deutsche Handball-Nationalmannschaft am kommenden Mittwoch im WM-Viertelfinale auf einen überraschenden Gegner. Denn vor dem Turnier hätte wohl kaum ein Beobachter damit gerechnet, dass die Portugiesen in einer Hauptrundengruppe mit den eigentlichen Topnationen Norwegen, Spanien und Schweden Erster werden würden.

Doch es kam alles ganz anders: Portugal spielte während des gesamten Turniers groß auf. In der Vorrunde schlugen sie bereits Norwegen, ließen in der Hauptrunde dann auch einen Sieg gegen Spanien und ein Remis gegen Schweden folgen. Doch damit nicht genug. Auch die Brasilianer konnten Norwegen in der Vorrunde bezwingen und legten Siege gegen Spanien und Schweden in der Hauptrunde nach. Nach einer Niederlage im direkten Duell mit Portugal zogen sie als Gruppenzweiter ins Viertelfinale ein.

Das heißt im Umkehrschluss aber auch: Schweden, Spanien und vor allem Gastgeber Norwegen sind bei der in Oslo stattfindenden K.-o.-Runde nicht dabei – und das hat deutliche Auswirkungen auf die Zuschauerzahlen.

Wie DHB-Sportvorstand Ingo Meckes am Montag bei einer Pressekonferenz bekanntgab, wird die Unity Arena in der norwegischen Hauptstadt zum Viertelfinale nicht einmal annähernd ausverkauft sein. “Ich habe gestern mit den Norwegern gesprochen und bis jetzt sind 4.000 Tickets weg”, sagte Meckes. Die Kapazität der Arena liegt nach seinen Angaben bei der Handball-WM bei 13.500.

Das Viertelfinale zwischen Deutschland und Portugal wird also wohl vor einer nicht mal halbvollen Arena stattfinden. Meckes hofft deshalb auf noch einige kurz entschlossene deutsche Fans: “Das heißt, es gäbe noch Platz für deutsche Fans in der Arena, wo wir natürlich hoffen, dass da der ein oder andere den Weg hier herfindet.”

Von einer besonders elektrisierenden Atmosphäre wird das deutsche Team aber wohl nicht angetrieben werden können. “Umso mehr bist du als Mannschaft selbst gefragt, dass du die Spannung hochbekommst”, sagte Nationalspieler Timo Kastening deshalb. “Von den Emotionen her mit Anpfiff der Partie voll da zu sein, ist natürlich – da bin ich ganz ehrlich – bei einer vollen Halle, die stimmungsgeladen ist, ein bisschen einfacher”, gab Kastening zu. Dennoch handele es sich um ein WM-Viertelfinale. “Wenn du da nicht von Minute eins an komplett fokussiert bist, dann hast du irgendwas falsch gemacht”, so der 29-Jährige.

Dabei dürfte es die DHB-Auswahl durchaus gewohnt sein, vor spärlich gefüllten Hallen zu spielen. Denn schon während der Vor- und Hauptrunde im dänischen Herning war die 15.000 Zuschauer fassende Jyske Bank Boxen lediglich bei Spielen mit dänischer Beteiligung gänzlich gefüllt. Die restlichen Partien fanden auch dort meist vor maximal halb gefüllten Tribünen statt.

DHB-Präsident Andreas Michelmann hatte deshalb bereits vor einigen Tagen angeregt, bei künftigen Handball-Veranstaltungen in Dänemark mit der Hauptstadt Kopenhagen auch wieder eine echte Großstadt einzubeziehen. Dass der Faktor Großstadt jedoch nicht unbedingt der entscheidende ist, zeigt nun die Situation in Oslo.

Deshalb sagte Michelmann auch: “Nach wie vor gibt es nur ein Land auf der Welt, das in der Lage ist, die Hallen komplett zu füllen, auch wenn die eigene Mannschaft nicht spielt.” Damit war natürlich Deutschland gemeint. “Wir haben es bei der EM mit 94 Prozent Auslastung bewiesen”, so Michelmann mit Blick auf die in Deutschland ausgetragene Europameisterschaft im vergangenen Jahr.