Bahnrad-Nationalteam kurz vor EM in Autounfall verwickelt

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Ein schlimmer Unfall erschüttert die Radsportwelt. Ein Auto hat die Bahnrad-Nationalmannschaft erfasst – mitten im Training für ein eigentliches Jahreshighlight.

Die Nachricht setzte die Radsportwelt am Montagabend unter Schock: Auf Mallorca ist ein Auto in sechs Fahrer der deutschen Bahnrad-Nationalmannschaft gerast und hat die Athleten schwer verletzt. Laut German Cycling, dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR), wurde zwar “glücklicherweise keiner lebensgefährlich verletzt. Aber zahlreiche Frakturen bedeuten jetzt bei einigen eine lange Trainings- und Wettkampfpause.”

Der Mitteilung zufolge war es ein 89-jähriger Autofahrer, der das Ausdauer-Team bei einer Trainingsfahrt mit seinem Wagen erfasste. Es sei “frontal in sie reingefahren”, ließ der Verband verlauten. In der Folge seien Benjamin Boos, Tobias Buck-Gramcko, Bruno Kessler, Moritz Augenstein, Louis Gentzik und Max-David Bries schwer zu Fall gekommen und hätten ins Krankenhaus gebracht werden müssen. Bundestrainer Lucas Schädlich, der die Gruppe im Auto begleitet hatte, sei Augenzeuge des Unfalls gewesen, aber unversehrt geblieben.

Doch was machte die Nationalmannschaft überhaupt ausgerechnet auf Mallorca? Die Antwort: Die spanische Mittelmeerinsel gilt als beliebter Trainingsort für Radprofis. So ist etwa Gebirgspass Coll de Sóller eine gerne genutzte Bergtrainings- und Wettbewerbsrennstrecke für Radrennfahrer. Im vergangenen Jahr bereitete sich hier unter anderem Top-Fahrer Jonas Vingegaard auf die Tour de France vor, der die Frankreich-Rundfahrt 2024 am Ende als Zweiter abschloss.

Dramatisch für die deutsche Nationalmannschaft und den BDR ist neben der Schwere derweil auch der Zeitpunkt des Unfalls. Wie lange die einzelnen Fahrer ausfallen, ist zwar nicht bekannt. Fakt ist jedoch: Die Bahnrad-Europameisterschaften finden vom 12. bis 15. Februar 2025 im belgischen Heusden-Zolder statt. Den prestigeträchtigen Wettbewerb dürften die meisten der verletzten Athleten wohl verpassen – möglicherweise alle sechs.

Lucas Schädlich wird sich seinen Start als Bundestrainer zudem ebenfalls ganz anders vorgestellt haben. Der 36-Jährige, der zuvor über Jahre die Juniorinnen im Ausdauerbereich trainierte, hatte erst im November 2024 das Amt Coach der deutschen Herren angetreten und sieht sich nach etwas mehr als zwei Monaten direkt mit einer Ausnahmesituation konfrontiert.

Kurz vor seinem Dienstbeginn als Bundestrainer hatte Schädlich noch gesagt: “Ich fühle mich bereit, die Männer zu übernehmen und dort neue Impulse zu geben und freue mich auf die neue Aufgabe.” Nun müssen er und der BDR einen herben Rückschlag in der Entwicklung des deutschen Bahnradsports verkraften und dabei in erster Linie weiter um die Gesundheit ihrer Schützlinge bangen. Die EM dürfte nach dem schlimmen Vorfall auf Mallorca bei allen Beteiligten deshalb wohl in den Hintergrund rücken.

Die Kollision der sechs deutschen Fahrer mit dem Auto auf Mallorca ist derweil kein Einzelfall. Erst am vergangenen Freitag war die italienische Fahrerin Sara Piffer nahe der Stadt Trient von einem Wagen erfasst worden. Die gerade einmal 19-Jährige kam dabei ums Leben. (Mehr dazu lesen Sie hier)

Tragische Todesfälle wie dieser erschüttern in den vergangenen Jahren immer wieder die Radsportwelt. Im vergangenen Jahr starb die Schweizer Nachwuchsfahrerin Muriel Furrer nach einem schweren Sturz bei der Straßenradsport-WM in Zürich. Ein Jahr zuvor erlag ihr Landsmann Gino Mäder im Krankenhaus seinen Verletzungen, nachdem er bei der Tour de Suisse 2023 in eine Schlucht gestürzt war.