Wie sich Trump den amerikanischen Iron Dome vorstellt

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Präsident Donald Trump will einen umfassenden Raketenabwehrschirm für die USA entwickeln lassen. Vorbild ist eines der modernsten Systeme der Welt: der israelische Iron Dome. Amerika soll sich dadurch vor ballistische Raketen, Hyperschallraketen, hoch entwickelten Marschflugkörper und anderen moderne Waffen schützen. Das geht aus einem Dekret hervor, das Trump am Montag unterzeichnete. Der Bau der Raketenabwehr habe für ihn Priorität, zitierte „Fox News“ den Präsidenten. An Israel sehe man, dass es eine „phänomenale Technologie“ dafür gebe. „Ich denke also, dass die Vereinigten Staaten ein Recht darauf haben. Und alles wird zu 100 Prozent hier in den USA hergestellt werden.“

Trump hatte bereits im Wahlkampf versprochen, eine Version des Iron Domes für die USA bauen zu lassen. Allerdings ist das israelische System gegen Raketen und Geschosse mit kürzerer Reichweite ausgelegt. Es funktioniert im Prinzip wie andere Luftverteidigungssysteme: Das Radar identifiziert eine potentielle Bedrohung und übermittelt Informationen wie die Flugbahn an das Kontrollzentrum. Darauf hin werden eine oder mehrere Abfangraketen gestartet, um das Ziel zu zerstören.

Iron Dome ist hingegen nicht dafür gedacht, Waffen größerer Reichweite oder gar Interkontinentalraketen mit einer Reichweite von mehr als 5500 Kilometern abzuwehren. Diese stellen aus amerikanischer Sicht durch mögliche Angriffe aus Russland, Nordkorea, China oder Iran aber die Hauptgefahr dar. Das von Trump geplante System müsste sich vom israelischen Iron Dome also deutlich unterscheiden. Zudem müsste ein Raketenabwehrschirm über den USA allein aufgrund des gewaltigen Größenunterschieds zwischen den beiden Ländern grundlegend anders ausgerichtet sein.

Ein Sammelsurium von Abwehrmöglichkeiten

Die technischen Details zu Trumps Projekt sind offen. Aus dem unterzeichneten Dekret ist jedoch zu entnehmen, dass der Präsident sich ein Sammelsurium von Abwehrmöglichkeiten vorstellt. Das System soll demnach in der Lage sein, Raketen sowohl in der Start- als auch in der Endphase, also beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre, abfangen zu können. Interkontinentalraketen fliegen in einer hohen ballistischen Kurve und befinden sich eine Zeit lang außerhalb der Atmosphäre. Dem Dekret nach sollen „weltraumgestützte Abfangraketen“ und weltraumgestützte Sensoren entwickelt werden. Außerdem soll der Einsatz von „nicht-kinetischen Fähigkeiten“ vorangetrieben werden. Damit dürften Laser gemeint sein.

Tatsächlich arbeiten verschiedene Staaten an lasergestützten Systemen. Derzeit sind sie aber wohl nur zur Abwehr von langsam fliegenden Drohnen geeignet. Bei der Verteidigung gegen schnelle Raketen gibt es dagegen Zweifel. Ob das Vorhaben Trumps technisch machbar ist, lässt sich noch nicht bewerten. Sicher dürfte allerdings sein, dass ein solches System beträchtliche Summen verschlingen würde. Die Kosten für eine Iron-Dome-Batterie werden auf 100 Millionen Dollar geschätzt, eine Abfangrakete soll 50 Millionen Dollar kosten.

Mehrere Präsidenten scheiterten am Raketenabwehrschirm

Das Vorhaben Trumps reiht sich ein in Anstrengungen voriger Präsidenten, einen Abwehrschirm über den USA zu spannen. Oft scheiterten Projekte an der technischen Machbarkeit und hohen Kosten. In den 1980er-Jahren wollte Ronald Reagan mit dem „Star Wars“-Programm ein futuristisches Abfangnetz entwickeln. Mit land- und weltraumgestützten Lasern sollten sowjetische Interkontinentalraketen abgewehrt werden. Das bis dahin teuerste amerikanische Militärprojekt wurde nach Ende des Kalten Krieges eingestellt.

Auch nachfolgende Regierungen bemühten sich vergeblich um einen zuverlässigen Raketenabwehrschirm. George W. Bush kündigte dafür sogar den sogenannten ABM-Vertrag auf, in dem eine Begrenzung von Abwehrsystemen zwischen Washington und Moskau vereinbart war. Für das von Bush angestrebte Raketenschild sollten auch Radargeräte und Startsysteme in Tschechien und Polen stationiert werden. Präsident Barack Obama nahm von dieser Idee Abstand und setzte stattdessen auf das Aegis Ballistic Missile Defense System. Dieses System ist bis heute im Einsatz.

Die USA haben zwar mehrere Möglichkeiten, weitreichende Raketen abzuwehren. Über einen lückenlosen Schutzschirm verfügt das Land aber bis heute nicht. Dies ist laut Fachleuten technisch auch nicht möglich. Trump unternimmt dennoch einen neuen Versuch.