Daimler Truck will eine Milliarde Euro einsparen

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Der Lastwagenhersteller Daimler Truck hat seine Sparpläne für Europa konkretisiert. Das Programm mit dem Namen „Cost Down Europe“ hat ein Volumen von rund einer Milliarde Euro, wie Unternehmenskreise der F.A.Z. bestätigten. Der baden-württembergische Konzern wollte sich weder zu der Summe noch zu den Inhalten der Pläne äußern. „Wir wollen jetzt Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern führen und mit ihnen über die Wege sprechen“, sagte ein Sprecher. Ausgenommen seien aber die Geschäftsbereiche jenseits von Europa sowie die Bus-Sparte.

Der Betriebsrat fordert, dass der Vorstand um die neue Chefin Karin Råd­ström auf Betriebsversammlungen in der kommenden Woche erläutert, wie das Programm genau aussieht. „Diese Dimension eines Sparprogramms hat es bei Daimler Truck noch nie gegeben“, sagt Michael Brecht, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats: „Für uns steht fest: Sparen ist keine Strategie. Daimler Truck ist kein Sanierungsfall.“ Auf einem Flugblatt, das der F.A.Z. vorliegt und mit dem der Betriebsrat die Belegschaft zu den Versammlungen einlädt, heißt es, dass das Unternehmen „vor allem in der Produktion, in Forschung und Entwicklung sowie der Zentrale mehr als eine Milliarde Euro sockelwirksam einsparen“ will.

Betroffen ist die Marke Mercedes-Benz Trucks

Das Sparprogramm bezieht sich auf die Marke Mercedes-Benz Trucks, die gemeinsam mit den Mitarbeitern der Bus-Sparte 34.000 Menschen in Deutschland beschäftigt. Betroffen sind sechs Standorte: die Fabriken in Wörth am Rhein (Fahrzeuge), Kassel (Achsen), Mannheim (Motoren) und Gaggenau (Getriebe) sowie das Vertriebszentrum in Berlin und die Zentrale in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart. Dort sollen in der kommenden Woche überall Betriebsversammlungen stattfinden. Der Gesamtbetriebsrat wolle sich im Anschluss an die Treffen eine Meinung bilden und entscheiden, wie die Verhandlungen aufgenommen würden.

Während das Geschäft vor allem in den USA gut läuft, ist die Nachfrage in Europa und im Heimatmarkt Deutschland schwach. Das Unternehmen hatte in den vergangenen Monaten mehrfach angedeutet, dass Prozesse beschleunigt und Strukturen überprüft werden müssen, weil der Hersteller nach der Trennung vom Autohersteller Mercedes vor drei Jahren sehr schnell eine eigene Organisation habe aufbauen müssen. Zudem bereite sich Daimler Truck darauf vor, dass in Zukunft auch chinesische Hersteller in Europa Fuß fassen würden.

Hintergrund des Sparpakets sind aber auch die Renditeziele von Daimler-Truck-Aufsichtsratschef Joe Kaeser, der anlässlich der Vorstellung von Rådström im Oktober gesagt hatte: „Mittel- bis langfristig wollen wir nicht nur der größte Truck-Anbieter der westlichen Welt sein, sondern auch margenführend.“ Im Blick hatte Kaeser Wettbewerber wie Volvo und Scania . In Volvos Truck-Geschäft betrug die bereinigte Rendite im Gesamtjahr 2024 rund 12,7 Prozent, für die VW-Tochtergesellschaft Scania in den ersten neun Monaten 14,4 Prozent. Daimler Truck kommt im gleichen Zeitraum nur auf eine Rendite von 9,0 Prozent. Mit einem Umsatz von 39,7 Milliarden Euro erwirtschaftete das Unternehmen einen operativen Gewinn (Ebit) von 3,6 Milliarden Euro. Die Zahlen für das Gesamtjahr 2024 legt Daimler Truck Mitte März vor.