Pharma: Rückenwind für Sanofis Innovationsstrategie

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Paul Hudson trat am Donnerstag mit breiter Brust vor die Presse. Die am Morgen präsentierten Geschäftszahlen sollten die Börse überzeugen, die den Chef des französischen Pharmariesen Sanofi immer wieder skeptisch beäugt hatte. Hintergrund ist die ehrgeizige Fokussierung auf innovative Impfstoffe und Immunologie, die der Brite nach seiner Amtsübernahme 2019 angekündigt hatte.

Der laufende Verkauf der Mehrheitsanteile der Sanofi-Sparte für rezeptfreie Arzneimittel, Opella, an den Private-Equity-Fonds CD&R ist Teil dieser Strategie. Sie birgt größeres Wachstumspotential, aber auch hohe Risiken, Milliardenbeträge für Forschung und Entwicklung fehlzuinvestieren. Zudem musste Sanofi 2023 einräumen, dass unter diesem Langfristfokus die kurzfristige Gewinnmarge leidet.

Zuletzt aber zeigten sich Anleger zufrieden mit Hudson. Mit rund 130 Milliarden Euro notiert der Börsenwert von Sanofi nahe seinem Allzeithoch. Am Donnerstag legte der Aktienkurs leicht zu, nachdem die Geschäftsführung ein anhaltend zweistelliges Umsatzwachstum im Schlussquartal 2024 vermelden konnte. Im Gesamtjahr setzte Sanofi rund 41 Milliarden Euro um.

Der Reingewinn lag mit 5,7 Milliarden Euro zwar weiter deutlich unter dem Ergebnis von 2022, aber mehr als sechs Prozent höher als 2023. Kassenschlager par excellence war dabei wie schon in den Vorjahren Dupixent. Das unter anderem zur Behandlung von Asthma und Neurodermitis verwendete Medikament spülte im vergangenen Jahr mehr als 13 Milliarden Euro in die Sanofi-Kassen.

14 behördliche Zulassungen

Dupixent sei dabei, zu einem der erfolgreichsten Medikamente in der Industrie zu werden, zeigte sich Hudson erfreut. Dabei wird die starke Abhängigkeit von einem Produkt von Anlegern und Analysten schon lange kritisch gesehen. Auch deshalb war man in der Sanofi-Zentrale am Donnerstag bemüht, auch auf den großen Erfolg des Arzneimittels Beyfortus hinzuweisen.

Seit 2022 in Europa zugelassen, schützt es Säuglinge vor Erkrankungen der unteren Atemwege. Sanofi hat es gemeinsam mit dem britischen Wettbewerber Astrazeneca entwickelt. Die Nachfrage wächst rasant: 2023 setzten die Franzosen mit Beyfortus rund eine halbe Milliarde Euro um und vergangenes Jahr mit 1,7 Milliarden Euro schon mehr als das Dreifache.

Als „bedeutendste Sache“ im zurückliegenden Jahr nannte Vorstandschef Hudson am Donnerstag gleichwohl die Fortschritte in der konzerneigenen Entwicklungspipeline. Finanziert durch das erfolgreiche aktuelle Produktportfolio, ermöglichten sie es Sanofi, sich in der Riege der drei bis vier weltgrößten Pharmahersteller zu behaupten.

„Wenn Sie hochwertige Wissenschaft betreiben und diese umsetzen, haben Sie sehr gute Chancen, ein führendes, innovationsgetriebenes Pharmaunternehmen zu werden“, sagte Hudson. Insgesamt 14 behördliche Zulassungen von Medikamenten und Impfstoffen gelangen den Franzosen im vergangenen Jahr.

Den Milliardengewinn aus dem Kerngeschäft und dem bevorstehenden Opella-Verkauf will Sanofi auch für mehrere Großinvestitionen in neue Fabriken verwenden. Unter anderem soll im Industriepark Höchst bei Frankfurt eine neue Anlage zur Produktion von Insulin entstehen.

Wann mit staatlicher Hilfe die angekündigten 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro in den deutschen Standort fließen, ließ Hudson am Donnerstag offen. In das Klagelied über verschlechtere Standortbedingungen wollte er indes nicht einstimmen. „Ich habe großes Vertrauen in unsere Fähigkeit, in Europa eine hochmoderne Produktion zu betreiben“, sagte er – und betonte, „sehr gut“ mit der Politik in Deutschland zusammenzuarbeiten.