Für einen Silberpfeil hat ein Autosammler gerade auf einer Auktion mehr als 51 Millionen Euro bezahlt und ist somit im Besitz des teuersten Rennwagens aller Zeiten. Normalerweise kennen Autofans die großen Versteigerungen in Scottsdale, Paris oder Pebble Beach. Oldtimer sowie Sportwagen erzielen hier Millionenwerte. Doch wird es besonders exklusiv und geht es um Einzelstücke, wird die große Bühne plötzlich ganz klein.
Wie am 1. Februar in Stuttgart im Mercedes Museum. Die monatelangen Vorbereitungen und der Druck der vergangenen Tage waren den meisten Beteiligten anzumerken. Abseits des üblichen Museumsverkehrs gab es am vergangenen Samstag einiges zu sehen im großen Saal, vorausgesetzt die Eintrittskarte galt nicht allein für die normale Fahrzeugausstellung. Auf dem roten Teppich steht ein einziger Hauptdarsteller mit Stern, daneben eine Reihe von Nebenakteuren.
Teuerstes Exponat sollte verkauft werden
Um die eigene Fahrzeugkollektion erhalten zu können, entschied sich das Indianapolis Motor Speedway Museum im vergangenen Jahr für einen schmerzhaften Schritt. Einige der teuersten Exponate sollten verkauft werden. Unter ihnen der Mercedes W 196 R Stromlinie von 1954, pilotiert von Juan Manuel Fangio und Sir Stirling Moss. Vor 60 Jahren hatte Mercedes dem Museum den 196er-Boliden geschenkt. Ein Silberpfeil wie kein anderer sollte nunmehr jenes Geld erlösen, um die anderen Fahrzeuge der einzigartigen US-Kollektion mit ihren 180 Fahrzeugen wieder fit für die kommenden Jahrzehnte zu machen.
„Es gibt weltweit nur einen sehr kleinen Kreis von Interessenten für ein solch spektakuläres Auto mit einem entsprechenden Wert“, sagt Peter Haynes von RM Sotheby‘s, „unsere Experten haben die Interessenten in den vergangenen Monaten angesprochen und ihnen das Fahrzeug vorgestellt.“ Oftmals sind es nicht allein Autosammler, die hier Millionen bieten, sondern Sammler, die auf besonders teure Exponate spezialisiert sind. Zumeist sind das Kunstgegenstände. Sie können auch einmal ein Lenkrad haben.
Fahrgestellnummer 00009/54
Die Erwartungen an den Silberpfeil von 1954 sind riesig, denn der Bolide gilt als einer der traditionsreichsten Klassikrennwagen aller Zeiten. „Dieses Auto mit der Fahrgestellnummer 00009/54 ist absolut einzigartig und daher war eine normale Veranstaltung dafür nicht der richtige Platz“, sagt Peter Haynes, „auch wenn das Indianapolis Motor Speedway Museum das Fahrzeug versteigert, ist es untrennbar mit Mercedes verbunden und daher ist das Museum hier genau der rechte Platz für diese Einzelauktion.“
Im großen Saal des Museums sind 15 bis 20 Minuten geplant. Draußen wird von der Versteigerung keiner etwas mitbekommen. Auktionator Sholto Gilbertson von RM Sotheby‘s hatte vor knapp drei Jahren das Uhlenhaut Coupé für 135 Millionen Euro zum teuersten Auto aller Zeiten gemacht. Auch diesmal geht es um Millionen. RM Sotheby’s ist eigens mit 13 Personen nach Stuttgart angereist, damit nichts schief gehen kann. Es sollen im großen Bieterspiel sechs bis acht Interessenten mit von der Partie sein. Sie kommen aus den USA, Europa, Asien oder den Emiraten.
Startgebot von 20 Millionen
Pünktlich um 14 Uhr geht es bei einem Startgebot von 20 Millionen Euro los. Es läuft. Der nächste Bieter am Telefon erhöht: 25 Millionen. Auktionator Sholto Gilbertson hält inne und hebt den linken Arm: „30 Millionen hier im Raum“. Pause. Es folgen über die Bietagenten, die per Telefon mit ihren Klienten verbunden sind, die nächsten Angebote: 35, 40, 42, 45 und schließlich 46,5 Millionen Euro.
Nach 14 Minuten ist das Samstagsnachmittagsspektakel schließlich vorbei. „Verkauft für 46,5 Millionen Euro an den Bieter mit der Nummer 6128.“ Mit der Versteigerungsgebühr von zehn Prozent und den entsprechenden Steuern kostet der Mercedes W 196 R Stromlinie 51.155.000 Euro.
