Angela Merkel hat ihre Wortmeldung zum angenommenen Entschließungsantrag der CDU mit Stimmen der AfD im Bundestag verteidigt. Sie habe als Bundeskanzlerin a.D. viele Anfragen zum Thema bekommen, sagte sie in einem Podiumsgespräch mit der „Zeit“. „Ich habe es nicht für richtig gefunden in einer so entscheidenden Situation zu schweigen“, sagte Merkel am Mittwochabend in Hamburg.
Das Ergebnis der Abstimmung sei, dass eine „Polarisierung und Aufgewühltheit“ eingetreten sei. Jetzt müsse ein Zustand gefunden werden, in dem später auch wieder Kompromisse möglich seien. Allerdings nicht mit der AfD. Man solle keine Politik mit einer Partei machen, deren Ziel es sei „die Grundlagen unseres gemeinsamen Lebens abzuschaffen“. Dass die AfD so stark dastehe, sei jedoch nicht ihre Schuld: „Als ich aus dem Amt ging, lag die AfD bei elf Prozent. Dass sie heute bei 20 Prozent liegt, ist nicht mehr meine Verantwortung.“
Die frühere Kanzlerin zeigte sich jedoch betont versöhnlich und verzichtete auf scharfe Kritik in Richtung des Kanzlerkandidaten der Union, Friedrich Merz. Sie fand es „staatspolitisch richtig“, dass Merz im Bundestag das Angebot an alle anderen Parteien gemacht habe, eine Mehrheit zu finden, mit der Migrationspolitik gemacht werden kann, die sich nicht auf die Stimmen der AfD stützt. „Ich mische mich ja in die normalen politischen Auseinandersetzungen nicht ein.“ Aber die „Abweichung von der staatspolitisch richtigen Aussage“ fand sie nun mal falsch. Nach einer Nacht darüber schlafen habe sie entschieden, sich zu äußern. Merz habe sie vorab nicht informiert.
Die CDU sei trotzdem noch immer ihre Partei, sagte Merkel. Ihr war es wichtig, dass auf dem CDU-Parteitag gesagt wurde, eine Zusammenarbeit mit der AfD werde es nicht geben. „Es ist meine Partei, wenngleich sie mir manchmal Schmerzen bereitet.“ Auf die Frage, ob sie schon gewählt habe, fragte sie jedoch nur zurück: „Haben Sie schon gewählt?“