Alter Streit um Besiedlung von Gaza

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Der amerikanische Präsident Donald Trump hat mit seinem Vorstoß zur Umsiedlung der Einwohner des Gazastreifens ein heikles Thema aufgebracht: dessen Wiederbesiedlung. 2005 hatte Israel die eigenen Siedlungen dort geräumt. Israels Siedlerbewegung hat das nie verwunden. Auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die damalige Entscheidung Ariel Scharons wiederholt kritisiert, zugleich hat er die Wiederbesiedlung des Gazastreifens bislang öffentlich abgelehnt.

Die 21 Siedlungen, in denen am Ende knapp 8500 Menschen lebten, waren schrittweise errichtet worden, nachdem Israel den von Ägypten verwalteten Gazastreifen 1967 erobert hatte. Ein Ziel des Siedlungsbaus war es, die Gründung eines zusammenhängenden palästinensischen Selbstverwaltungsgebiets zu erschweren.

Die Siedlungen hatten im Verhältnis zur Bevölkerung deutlich mehr Fläche zur Verfügung als die palästinensischen Orte um sie herum. Heute leben im Gazastreifen etwa 2,3 Millionen Menschen. Viele von ihnen sind Nachfahren von mindestens 200.000 Per­sonen, die während des Kriegs von 1948/1949 aus dem neu gegründeten Staat Israel geflohen oder vertrieben worden waren. Der kleine Küstenstreifen, dessen Fläche etwa derjenigen Münchens entspricht, wurde damals ein Sammelbecken für sie, mehrere große Flüchtlingslager wurden errichtet. Diese sind heute dicht besiedelte urbane Gebiete, für viele Bewohner ist ihre Flüchtlingsidentität aber nach wie vor prägend.

Umgekehrt war 1948 auch eine kleine Zahl von Juden aus dem Gazastreifen nach Israel geflohen. 1930 war in dem Gebiet ein Kibbuz gegründet worden. Er wurde 1948 nach mehrmona­tiger Belagerung durch die ägyptische Armee geräumt. Die jüdischen Bewohner der Stadt Gaza waren schon nach den gewaltsamen Ausschreitungen gegen Juden im Jahr 1929 ge­flohen. Die britische Mandatsmacht verbot Juden anschließend, in Gaza zu wohnen. Die Stadt und die Umgebung waren jedoch kein Zentrum der Siedlungsaktivitäten der Zionisten ge­wesen.