DFB-Pokal: Derby-Zoff nach Abpfiff

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Der 1. FC Köln scheidet nach großem Kampf und Verlängerung aus dem DFB-Pokal aus. Hinterher zoffen sich die FC-Profis mit den Stars von Bayer Leverkusen.

Nach dem Abpfiff wollte Bayer Leverkusen nicht einfach feiern. Nordi Mukiele und Jeremy Frimpong stellten sich provozierend vor den Gästeblock mit den Fans des 1. FC Köln und jubelten in die Kölner Menge. Der Kölner Spieler Dominique Heintz ließ sich das nicht gefallen. Der Innenverteidiger riss die beiden Bayer-Stars weg, ein Wortgefecht brach aus, das in einer Rudelbildung mündete.

Heintz hatte schlechte Gewinner im Leverkusener Trikot gesehen und schimpfte hinterher nicht über die unglückliche 2:3-Niederlage, sondern über den Gegner. “Xhaka ist noch einer der Vernünftigen”, echauffierte sich der Kölner Routinier. “Aber was da teilweise bei Leverkusen rumläuft, mit welcher Arroganz – da muss ich mich beherrschen, was ich jetzt sage.”

Bayer-Coach Xabi Alonso wollte die Worte des FC-Verteidigers nicht überbewerten. “Ich kann nicht erklären, was er gesagt hat. Für mich war es ein intensives Spiel. Es ist viel passiert, aber ich habe keine Arroganz gesehen”, sagte der Spanier. “Wir haben gekämpft, wir haben gefeiert. Ich habe gesehen, dass da etwas passiert ist, aber was auf dem Platz passiert, bleibt auch auf dem Platz.”

Zumindest abseits des Platzes blieb es bis nach dem Spiel ruhig. Die Polizei vermeldete bis nach dem Abpfiff keine Vorfälle rund um die hitzige Partie. So blieb die Rivalität beider Vereine auf den Rasen beschränkt, mit dem glücklicheren Ende für Bayer Leverkusen. Wie vor 23 Jahren, als die beiden Teams zuletzt im DFB-Pokal aufeinander getroffen waren, im Halbfinale in der BayArena, und Bayer in der Verlängerung ins Finale einziehen konnte. Die Stimmen zum Spiel:

Linton Maina: “Es ist das schlimmste Szenario passiert: dass du ein super Spiel machst, führst und dann – keine Ahnung, warum es acht Minuten Nachspielzeit gab – kurz vor Schluss noch das Gegentor kriegst. Mir, und ich glaube der gesamten Mannschaft, fehlen so ein bisschen die Worte. Wir werden wohl erst morgen realisieren, wie stolz wir doch auf uns sein können. Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht, einen richtig guten Fight abgeliefert. Das, was uns die Fans mit auf den Weg gegeben hatten, haben wir zu 100 Prozent umgesetzt und hätten mehr verdient gehabt.”

Dominique Heintz: “Alle Kölner können stolz sein heute. Im Block, zu Hause vor dem Fernseher – alle, die heute dabei waren. Was wir geleistet haben, war der Wahnsinn. Wir waren kurz davor, die Sensation zu schaffen. Klar ist das dann bitter, wenn der Schiri auf einmal acht Minuten Nachspielzeit rausholt. Ich frage mich: Warum? Am Schluss hatte Leverkusen es verdient, sie hatten viele Spielanteile. Wir haben mit Leidenschaft gespielt, haben alles reingeschmissen, was wir hatten. Es tut weh, in der letzten Minute so ein Tor zu bekommen, aber wir können stolz sein. Morgen sind wir hoffentlich alle glücklich, dass wir so investiert haben und solch eine Haltung gezeigt haben. Wir wissen, was in uns steckt.”

Timo Hübers: “Die Gefühle sind ziemlich gemischt. Auf der einen Seite sind wir super enttäuscht, weil wir es heute schon verdient gehabt hätten, jetzt noch in der Kurve zu stehen. Auf der anderen Seite haben wir vor dem Spiel gesagt: Wir wollen wieder völlig platt sein, wenn wir in den Bus steigen, nichts bereuen und alles, was wir uns vorgenommen haben, umsetzen. Daran können wir einen großen Haken machen. Wir wollten alles in die Waagschale werfen, richtig Emotionen ins Spiel bringen, knallharte Zweikämpfe führen, immer wieder Nadelstiche setzen, trotzdem einen kühlen Kopf bewahren und gut die Räume besetzen, laufen, laufen, laufen. Wir können uns gar keinen Vorwurf machen, bis das Spielglück in der 96. Minute dann doch gekippt ist.”

Christian Keller: “Wir hatten uns vorgenommen, dass wir alles, was wir im Tank haben, auf den Platz bringen und das ganze FC-Herz zeigen. Wir wollten, egal, wie es ausgeht, mit erhobenem Haupt zurückfahren. Das ist zu 100 Prozent aufgegangen. Trotzdem tut es jetzt weh. Es fehlte zweimal nicht viel. Ich verstehe nicht, warum es acht Minuten Nachspielzeit gegeben hat. Wenn es nur sechs Minuten gegeben hätte, was mehr als ausreichend gewesen wäre, stünden wir jetzt im Halbfinale. Und dann war es auch nur ganz knapp Abseits, ohne dass wir es wahrscheinlich ins Elfmeterschießen geschafft hätten. Jetzt sitzt die Mannschaft niedergeschlagen in der Kabine und versteht die Welt nicht mehr, obwohl sie es anders verdient hätten. Ich habe den Spielern gestern gesagt: Das Wunderbarste an Wundern ist, dass sie ab und zu tatsächlich passieren. Wir haben daran geglaubt, dass es möglich ist.”