Nase läuft, Bauchschmerzen, Kopf wie in Watte
22-Jähriger hat Orgasmus-Allergie
06.02.2025 – 14:53 UhrLesedauer: 2 Min.
Sexualität ist für die meisten Menschen etwas Schönes. Für einen 22-Jährigen war sie die reinste Qual: Nach jedem Orgasmus war er tagelang krank.
Israelische Ärzte haben im renommierten Wissenschaftsmagazin “American Journal of Case Reports” einen aufsehenerregenden Fall beschrieben. Zu ihnen war ein 22-Jähriger mit einer bemerkenswerten Krankengeschichte gekommen: Der junge Mann konnte seine Sexualität bisher nicht genießen. Im Gegenteil: Jeder Orgasmus machte ihn regelrecht krank.
Der 22-Jährige berichtete den Ärzten, dass er seit acht Jahren an für ihn unerklärlichen allergischen Symptomen litt. Es begann immer wenige Stunden nach einem Samenerguss und dauerte jeweils zwei bis drei Tage: Dem Patienten lief die Nase, er musste niesen, bekam Bauchschmerzen, seine Augen entzündeten sich. Außerdem klagte er über weichen Stuhlgang, Schmerzen beim Wasserlassen, Müdigkeit, Muskelschmerzen und Lethargie. Er kam nicht aus dem Bett und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Er fühlte sich umnebelt und hatte Schwierigkeiten, sich auszudrücken. In diesem Zustand arbeiten zu gehen, sei unmöglich gewesen, sagte er.
Jahrelang versuchte der Mann, Sex zu vermeiden, was zu Beziehungsschwierigkeiten führte. Ein Neurologe verschrieb ihm Antidepressiva, außerdem bekam er verschiedene Medikamente, die seine verschiedenen Symptome bekämpfen sollten.
Dann las er im Internet über ein äußerst seltenes Phänomen, das sogenannte Post-Orgasmic-Illness-Syndrom (POIS). Beschrieben wurde es erstmals im Jahr 2002, bisher ist der Forschungsstand aber noch sehr dürftig. Das liegt wohl auch daran, dass das Syndrom nur sehr wenige Männer betrifft. Auf einen Mann, der unter POIS leidet, kommen Schätzungen zufolge mehr als eine Million gesunde Männer.
Der Fall des 22-jährigen Israelis hebt sich der jetzigen Fallstudie zufolge noch einmal von den meisten anderen POIS-Fällen ab: Mittel, die bei anderen Patienten geholfen hatten, konnten nicht alle seiner Symptome lindern. Schließlich fanden die Ärzte aber doch noch ein geeignetes Medikament: Omalizumab wirkte. Dabei handelt es sich um einen aus einer Zelllinie aus Hamster-Eierstöcken gewonnenen Antikörper, der zur Behandlung von schwerem allergischem Asthma eingesetzt wird.
Nachdem sich der 22-Jährige diesen Antikörper gespritzt hatte, verschwanden die Beschwerden. “Er ist jetzt symptomfrei und benötigt keine anderen Medikamente”, hielten die Ärzte im Fallbericht fest. “Er war auch in der Lage, eine Beziehung einzugehen.”