Mitten im Zollstreit ist Mittelstandschef Christoph Ahlhaus nach Washington D.C. gereist, um die Wogen zu glätten. Der ehemalige CDU-Politiker leitet seit 2023 den Mittelstandsverband BVMW und hat die US-Reise bewusst für die Zeit nach dem Wechsel im Weißen Haus terminiert. Ahlhaus will sich für die deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen einsetzen, die durch Amerikas Zolldrohungen gegen die Europäische Union aktuell auf eine schwere Probe gestellt werden. Er will dabei einen pragmatischen Weg gehen, statt in den USA belehrend aufzutreten.
Wie ist die Stimmung vor Ort? Vor allem die republikanischen Politiker strotzen nach der Amtseinführung von Präsident Donald Trump vor Stärke und Entscheidungswillen, beobachtet Ahlhaus. „Die Kongressabgeordneten, mit denen ich Einzelgespräche geführt habe, legen Wert auf gute transatlantische Beziehungen“, sagt er. Das liege auch im Interesse ihrer Wahlkreise, in denen viele deutsche Unternehmen investiert hätten. Vertreter der deutschen Wirtschaft bemängeln laut dem Mittelstandschef allerdings, dass es gerade schwer fällt, Ansprechpartner in US-Behörden zu finden, weil die neue Präsidentschaft viel Personal ausgetauscht hat.
![Gespräche in Washington: Christoph Ahlhaus ist seit 2023 Vorsitzender der Bundesgeschäftsführung des Mittelstands BVMW sowie Präsident der des europäischen Mittelstandsverbands European Entrepreneurs (CEA-PME). Gespräche in Washington: Christoph Ahlhaus ist seit 2023 Vorsitzender der Bundesgeschäftsführung des Mittelstands BVMW sowie Präsident der des europäischen Mittelstandsverbands European Entrepreneurs (CEA-PME).](https://adaglobalconcept.com/wp-content/uploads/2025/02/„Trump-sieht-den-deutschen-Mittelstand-als-Vorbild.jpg)
Für die exportaffinen deutschen Unternehmen sind drohende Zölle auf Exporte in die USA gerade ein großes Thema. Nach Einschätzung von Ahlhaus können die USA Zölle gegen europäische Unternehmen allerdings nicht so rasch verhängen, wie sie das gegen China getan haben. Denn im Fall der Volksrepublik sei mit dem Homeland Security Act argumentiert worden. Gegen europäische Unternehmen dürften sich Sicherheitsbedenken wohl nicht so leicht ins Feld führen lassen. „Trotzdem gehen alle davon aus, dass da etwas kommt“, sagt Ahlhaus.
Mittelstand könnte Kapazitäten in den USA ausbauen
Die Folgen wären natürlich negativ, allerdings wären viele Mittelständler wohl nur indirekt betroffen. Im Fall der Autoindustrie agieren mittelständische Unternehmen vor allem Zulieferer statt als Exporteure. Wie Ahlhaus beobachtet, schaut der Mittelstand nun stärker darauf, Kapazitäten vor Ort in den USA aufzubauen, um drohende Handelsschranken zu umgehen. Der Mittelstandsverband BVMW habe daher bewusst die Beziehungen zu den USA intensiviert und werde ein Büro in New York eröffnen.
Hat die Wirtschaftsmacht USA das vergleichsweise kleinere Deutschland überhaupt auf dem Schirm? „Ich stelle vor Ort gerade großes Interessen an Deutschland fest“, sagt Ahlhaus. Die Amerikaner setzen seiner Beobachtung nach stark auf eine neue Bundesregierung, die an einem großen Deal mitarbeiten soll. Trump werde seiner Strategie folgen und den Europäern klarmachen, was er von uns erwarte – also zum Beispiel mehr Investitionen in Sicherheit und Verteidigung. „Trump sieht den deutschen Mittelstand übrigens als Vorbild, da er Amerikas heimische Industrie nach ähnlichem Muster stärken will“, sagt Ahlhaus.
Ob deutsche Unternehmen davon profitieren, ist allerdings eine ganz andere Frage, schließlich sind die deutschen Exportüberschüsse ein Dorn im Auge Trumps. „Deshalb muss sich Deutschland gegenüber den USA umso gezielter für eigene Interessen einsetzen, statt nur die neue Präsidentschaft zu bepöbeln“, fordert Ahlhaus.
Bei deutschen Unternehmen und Wirtschaftsvertretern habe das Verhalten des deutschen Botschafters Andreas Michaelis für Kopfschütteln gesorgt. Michaelis hatte in einem an die Öffentlichkeit gelangten internen Bericht die Trump-Präsidentschaft scharf angegriffen und vor maximaler Disruption und der Aushöhlung rechtsstaatlicher Grundsätze gewarnt. „Das hat nicht nur die Amerikaner aufgebracht“, kritisiert Ahlhaus. So dürfe sich ein Diplomat nicht äußern. Der Mittelstandschef hat daher andere Töne in den USA angestimmt.