Worauf Sie bei Vogelfütterung achten sollten: Futter, Jahreszeit und Ratten

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Vögel im Winter zu füttern ist beliebt. Und tatsächlich brauchen Vögel unsere Unterstützung bei der Nahrungssuche. Der Verlust der Lebensräume, die Verbreitung von invasiven Tier- und Pflanzenarten und der Klimawandel sorgen dafür, dass es den heimischen Vögeln schlecht geht. Wenn wir also Vögel füttern, geht es also darum, negative und durch den Menschen verursachte Effekte zu kompensieren, erklärt Heiko Schmaljohann, Professor für Ornithologie an der Universität Oldenburg.

Auch der Einsatz von Pestiziden und Insektiziden in der Landwirtschaft schadet den Vögeln auf Futtersuche. „Im Allgemeinen ist es so, dass wir bestimmte Nahrungselemente von Tieren einfach reduzieren.“ Schmaljohann betont, dass eine produktive Landwirtschaft natürlich wichtig ist. „Aber je nachdem wie groß die Flächen sind und wie intensiv sie genutzt werden, führt es dazu, dass wir immer stärkere Monokulturen haben.“ Diese geringe Vielfalt schwäche das Nahrungsnetz.

Tipps für die Vogelfütterung zu Hause

Die Vögel bei ihrer Futtersuche zu unterstützen kann also durchaus sinnvoll sein. Glücklich ist da, wer einen Garten besitzt: „Das Einfachste ist, den Garten nicht aufzuräumen und keine Steingärten zu haben“, sagt Schmaljohann. Beispielsweise helfe ein „Igelhaufen“ aus Ästen und Laub der Natur als Rückzugsgebiet. Ähnlich sieht das auch der emeritierte Ornithologe und Buchautor Peter Berthold. Um Gärten vogelfreundlich zu gestalten, solle man möglichst viele „Blütenpflanzen und Sträucher mit Beeren stehen lassen“. Den Garten also insgesamt „so naturnah wie möglich halten“.

Je nach Zielart muss das richtige Futter ausgewählt werden. Laut NABU kann man Vögel in Körnerfresser und Weichfutterfresser einteilen. Körnerfresser kommen gut mit Körnern wie Sonnenblumenkernen oder Hanfsamen klar. Dazu gehören beispielsweise Finken, Sperlinge und Ammern. Den Weichfutterfressern hingegen ist mit Haferflocken, Mohn oder Rosinen geholfen. Zu den Weichfutterfressern zählt beispielsweise das Rotkehlchen. Laut Berthold gibt es drei Futterarten: „Gutes Fettfutter“, wie Meisenknödel; Körnerfutter, wie Hanf, Mohn und Sonnenblumenkerne; sowie Weichfutter, zum Beispiel in Fett getränkte Haferflocken.

Eine Amsel freut sich über Obst.
Eine Amsel freut sich über Obst.dpa

Sollte man Vögel im Sommer füttern?

Heiß diskutiert wird die Frage, ob man auch im Sommer füttern soll. Berthold hält die Fütterung zur warmen Jahreszeit für sinnvoll. Die Energie der Vögel fließe im Sommer durch sie hindurch „wie Kerosin durch ein Flugzeug“, weshalb sie einen höheren Futterbedarf hätten.

Schmaljohann widerspricht ihm allerdings – auch wenn er den Kollegen für seine Verdienste für die Ornithologie sehr schätzt. „Vereinfacht gesagt, sind die Vögel im Sommer in der thermoneutralen Zone, sodass sie in Ruhe in der Regel weniger Energie verbrauchen als im Winter. Weil es im Winter kälter ist, müssen die Tiere ihre innere Heizung aufdrehen“, sagt der Professor aus Oldenburg.

Küken vertragen keine Körner

Es sei allgemein „ganz wichtig, zu bestimmten Jahreszeiten nur bestimmtes Futter zu füttern“, so Schmaljohann. Im Winter genügen da einfache Vogelfuttermischungen aus Sonnenblumenkernen. Spätestens im Frühling zur Brutzeit solle man aber mit dem Füttern aufhören, um die Jungvögel zu schützen. „Die Meisen fangen im März mit der Balz an, und im April fangen sie an zu brüten. Wenn man dann Körnerfutter anbietet, nutzen die Alttiere das auch, um ihre Jungen zu füttern. Die Jungen brauchen aber keine Körner, die brauchen Eiweiß.“

Der Oldenburger Vogelexperte unterstreicht das mit einem eindrücklichen Vergleich: Wenn ein Vogel seine Küken mit Körnern füttere, sei das so, als ob ein Mensch seinem Baby einen Auflauf oder ein Schnitzel zu essen gäbe anstatt Muttermilch. Das könnten die Küken schon rein mechanisch nicht verarbeiten. „Wenn wir einfach das ganze Jahr durchfüttern, dann nutzen die Altvögel die Futterquelle für sich selbst aber auch für ihre Küken, und damit bringen wir die Küken letztendlich einfach um.“

Es gebe viele Beispiele seiner Kollegen, die im Frühling gefüttert und dann realisiert hätten, dass der Bruterfolg der Kohl- und Blaumeisen sehr gering gewesen sei, sagt Schmaljohann. „Bei der Säuberung haben sie die Nistkästen aufgemacht und da lagen dann sechs bis acht tote junge Meisen drin.“ Die toten Meisenküken seien mit Körnern vollgefressen gewesen, die sie gar nicht verdauen konnten.

Regentonnen helfen gegen Ratten

Wann man genau aufhören sollte mit dem Füttern, hängt auch vom Wetter ab. Wegen des Klimawandels gebe es eine starke Variation zwischen kalten und warmen Wintern. Man solle mit „offenem Auge in den Garten schauen und sehen, wie sich die Natur entwickelt“. Als Grundsatz gilt, wenn im Frühjahr die Frostnächte vorbei sind, die Vögel fleißig singen und mit dem Brutgeschehen beginnen, sollte man aufhören.

Bei der Frage nach dem Schutz des Futters vor Ratten sind sich die beiden Forscher einig. „Futterreste können Ratten anlocken. Knödel bestehen nicht nur aus Fett, sondern auch aus Getreidekörnern“, sagt Berthold. Diese würden auf den Boden fallen und könnten Ratten, Marder und manchmal sogar Waschbären anlocken. Schmaljohann hat einen simplen Trick parat: Er empfiehlt für das Futter eine klassische Regentonne zu nutzen, die man in jedem Baumarkt bekomme. „Den Deckel der Tonne einfach umdrehen und da dann Futter hineintun. Da kommen Ratten eigentlich nicht hoch, weil das eine glatte Plastikwand ist. Das ist dann rattensicher.“

Ein weiterer Aspekt der Vogelfütterung im Winter ist für Schmaljohann ein rein pädagogischer: Mit der Vogelfütterung im eigenen Garten könne man Kinder gut an Themen wie Artenvielfalt heranführen. „Nur was man kennt, schützt man später auch.“