PS5 Pro: Für wen lohnt sich die neue Playstation?

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Das Internet hatte die Sache
schnell entschieden. Kaum hatte Sony die Playstation 5 Pro angekündigt, waren
die Kommentare auf YouTube, Reddit oder X voll mit der einhelligen Meinung:
Absolute Frechheit, was Sony da abzieht. Der Ärger kreiste um den Preis für die
leistungsfähigere Version der Playstation 5: knapp 800 Euro. Viel Geld, zumal Käufer
für diesen Preis nur die Konsole bekommen, ohne Disc-Laufwerk und ohne Ständer
zum vertikalen Aufstellen. Kauft man die noch dazu, liegt man schon bei 950
Euro. Wesentlich mehr also als die 550 Euro, die man für die normale PS5 in
Slim-Variante hinlegen muss.

Nun ist es wohl so, dass manche
Leute mehr Geld für Technik ausgeben können und wollen als andere. Mit einer
ähnlichen Preisdifferenz verkauft Apple erfolgreich die normale und die Ultra-Variante
seiner Apple Watch, und auch die ersten
Verkaufszahlen der PS5 Pro scheinen Sony zufriedenzustellen. Die Frage ist
aber: Was bekommt man für diesen Preis, lohnt es sich – und für wen? Um es
direkt zu sagen: Wer eine Playstation 6 erwartet, wird enttäuscht werden.

Hübsch ist sie ja

Es sind die inneren Werte, die
zählen. Das gilt auch bei Spielkonsolen, dennoch ist die PS5 Pro ein hübsches
Gerät geworden. Sie setzt zwar weiterhin auf das
gewöhnungsbedürftige Wolkenkratzer-in-schwarz-weiß-Design der Original-PS5
(also nicht ganz so schön
wie die bunte Jubiläums-PS5), die weiße Front wird aber nun von schwarzen
Kunststofflamellen unterbrochen. Das gibt ihr ein bisschen was von einem Rennwagen – schick. Außerdem ist sie leichter und kleiner als das Original und nur etwas
größer und schwerer als die vor einem Jahr vorgestellte Slim-PS5. Damit passt sie
deutlich besser in den TV-Schrank.

Die Gewichts- und
Größeneinsparungen kommen aber zum Preis des fehlenden Laufwerks. Sony verkauft
es separat für 120 Euro – gerade
ist es ausverkauft. Das externe Blu-Ray-Laufwerk kann man an die neue
Playstation anklippen, sodass das Gerät wie aus einem Guss wirkt. Doch eine
Konsole für ambitionierte Gamer ohne Laufwerk ist definitiv eine fragwürdige
Entscheidung, viele Kunden dürften noch große Teile ihrer Sammlung auf Discs
haben, zumal diese gerade bei älteren Spielen deutlich günstiger als
Digitalversionen sind. Immerhin: Der Speicher wurde auf zwei Terabyte mehr als
verdoppelt, da passen einige digitale Spiele drauf.

Performance versus Grafik

Wer bereits eine aktuelle Spielekonsole
hat, kennt das: Seit einigen Jahren muss man sich bei jedem Spiel festlegen. Möchte
man es eher so spielen, dass die Grafik besonders schön ist (Modus “Grafik”
oder “Wiedergabetreue”)? Oder möchte man lieber ein flüssiges Bild mit hoher
Bildrate haben (Modus “Leistung” oder “Performance”)? Laut Mark Cerny, dem leitenden
Entwickler der PS5, entscheiden sich drei
Viertel aller Spieler für den Performance-Modus von Spielen.

Sonys Ziel mit der PS5 Pro ist,
diese Entscheidung abzuschaffen, also: hohe Bildraten bei hohen
Grafikeinstellungen zu erlauben. Das
soll durch einen verbesserten Grafikprozessor und – weil ja gerade alles KI
enthalten muss – KI-gesteuertes Hochrechnen der Auflösung geschehen (Sony nennt
die Technik PSSR). Außerdem soll die Konsole verbessertes Raytracing bieten, also
eine realistischere Darstellung von Reflexionen und Lichtbrechungen. Also kurz: alles einfach schneller und schöner.

Nur ist es leider nicht so
einfach. Was die PS5 Pro grafisch herausholt, ist bei
jedem Spiel anders. In den meisten Spielen, die ZEIT ONLINE getestet hat, gibt
es weiterhin mehrere Spiel-Modi zur Auswahl, teils sind es sogar mehr als
zuvor. Vorbei sind die Zeiten, in denen man einfach ein Spiel auf einer Konsole
starten konnte und sich nicht über Auflösung, Bildrate und Schattendetails
Gedanken machen musste (aber eben auch nicht konnte).

Also muss man nach Spielen
unterscheiden: PS5-Spiele, die nicht für die PS5 Pro optimiert wurden;
PS5-Spiele, die optimiert wurden; und ältere Spiele. Auch wenn Entwickler ihre Spiele nicht speziell für die PS5 Pro optimiert haben, sollen diese durch
die stärkere Leistung der Konsole etwas flüssiger laufen. Messungen
bestätigen das. Wenn man aber nicht auf Zahlen schaut und nur nach
Spielgefühl geht, wird man kaum einen Unterschied feststellen: Das neue Astro
Bot
läuft auf der neuen Konsole genauso flüssig und sieht genauso knallig
bunt aus, wie auf der alten.

Der Verbesserungsmodus für PS4-Games schärft die (hier herangezoomte) Schrift in “Heavy Rain”. © Quantic Dream /​ Screenshot ZEIT ONLINE

Schön ist, dass die PS5 Pro
auch alte Playstation-4-Titel verbessert. Dafür besitzt die Pro-Version einen Verbesserungsmodus, der die Grafik der älteren Spiele optimieren soll. Im
Test mit der PS4-Version des Klassikers Heavy Rain von 2010 fallen die
Unterschiede deutlich auf: Zwar kann auch die PS5 Pro das Spiel durch die
Optimierungen nicht wie aus dem Jahr 2024 aussehen lassen, Kanten werden aber
deutlich geglättet, Texteinblendungen sind schärfer.

Die deutlichsten Verbesserungen
sollte es aber für die gut 50
Spiele geben, die ein Update für die PS5 Pro bekommen haben. Und da ist es ein
wenig kompliziert.