Die Kampfansage von Elon Musk

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Die Offerte für die Software-Schmiede Open AI ist Kampfansage und Weckruf zugleich. Wenn Elon Musk, der reichste Mann der Welt, mit einem Konsortium rund 100 Milliarden Euro bietet für ein junges Unternehmen, das noch keinen Dollar verdient hat und dies nach eigenen Angaben auch so bald nicht tun wird, wird deutlich, wie gewaltig das Potential mit Künstlicher Intelligenz in den kommenden Jahren eingeschätzt wird. Und wie wichtig es ist, dass Deutschland und Europa auf diesem Gebiet den Anschluss nicht verlieren.

Attackierter Altman zeigt Humor

Zumal die Dynamik im Markt noch einmal zugenommen hat, nachdem Deepseek aus China vor wenigen Tagen mit atemberaubenden Ergebnissen gezeigt hat, dass das Rennen noch nicht zugunsten der Amerikaner entschieden ist. Das Übernahmeangebot lässt aber auch die Sorgen wachsen vor einem Szenario, in dem sich Musk als oberster Bürokratiebekämpfer der Trump-Administration seine Regeln für die Wirtschaftswelt quasi selbst setzen und sich damit jeglicher Kontrolle weitestgehend entziehen kann. Die Vorstellung der dominierenden KI in seinen Händen lässt Schlimmes ahnen: Schon heute mischt sich der Tech-Milliardär über seine Plattform X in Wahlkämpfe anderer Länder ein, ergreift etwa in Deutschland offen für die AfD Partei.

Noch ist nicht klar, wie ernst das Angebot des Konsortiums sowie dessen Ankündigung zu nehmen sind, man werde jeden Konkurrenten überbieten. Open-AI-Chef Sam Altman, mit dem Musk eine persönliche Fehde austrägt, seitdem er das von ihm mitgegründete Start-up im Streit verlassen hat, nahm die Sache zumindest äußerlich mit Humor und wies das Angebot direkt zurück. Die Attacke erreichte Altman, bevor er während des Pariser IT-Gipfels vor europäischen Spitzenpolitikern über das Potential der KI sprach. Während für seine ChatGPT-Firma zuletzt Bewertungen von bis zu 300 Milliarden Dollar gehandelt wurden, kommt Mistral aus Frankreich als einziger hiesiger Anbieter einer universellen KI von internationaler Bedeutung gerade mal auf 6 Milliarden Euro. Es klafft eine gigantische Lücke.

Tesla strauchelt und muss liefern

Doch wäre es falsch, dem Überraschungscoup vorzeitig die Seriosität abzusprechen. Denn eine geglückte Übernahme besäße für Musk auch eine industrielle Logik. Tesla, immer noch das Zentrum seiner Unternehmensgruppe, steht vor ungewissen Zeiten. Der Autohersteller gilt an der Börse als überbewertet, die politische Dividende von Musks Aufstieg an Trumps Seite beginnt zu erodieren. Der technische Vorsprung von einst ist verloren, bei den Elektroantrieben sowieso, aber auch bei Software und Vernetzung sind Asiaten und Europäer schon auf der Überholspur.

Bislang glauben Anleger noch an Musks Versprechen der autonom fahrenden Robotaxis, doch er muss auch liefern. Ein amerikanischer KI-Riese, den er aus Open AI und seinem eigenen Unternehmen xAI schmieden würde, wäre deshalb ein enormer Schritt hin zu einer Technologieführerschaft, die nicht nur das Steuern autonomer Fahrzeuge oder humanoider Roboter ermöglichen könnte, sondern tiefgreifenden Umwälzungen in der Wirtschaftswelt dem Weg ebnet. Das Billionenspiel um die Künstliche Intelligenz hat gerade erst begonnen.