Die Wärmepumpe kämpft um den Durchbruch

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Die Wärmepumpe hatte lange keine einfache Zeit. Nach dem Rekordjahr 2023 war der Absatz im vergangenen Jahr um 46 Prozent eingebrochen, auf knapp 200.000 Geräte statt der politisch erwünschten 500.000. Die Verunsicherung unter Verbrauchern ist groß. Doch es gibt Anzeichen, dass es langsam aufwärts geht mit der Technik, die die Wärmewende in Deutschland entscheidend voranbringen soll.

So geht die Zahl der Zusagen im Rahmen der Heizungsförderung seit ein paar Monaten – zumindest bis Ende 2024 – langsam, aber stetig nach oben. Im Dezember wurden knapp 46.000 Anträge bewilligt – fast doppelt so viele wie im Vormonat. 81 Prozent davon entfielen auf die Förderung einer neuen Wärmepumpe, 11 Prozent auf Biomasseheizungen und 5 Prozent auf den Anschluss an Nah- oder Fernwärme.

Kommt der Jubel für die Wärmepumpe zu früh?

Das verführt so manches Handwerksunternehmen zu Jubelmeldungen. „Die Wärmepumpe geht momentan bei uns durch die Decke“, sagt Richard Lucht von Thermondo , dem nach eigenen Angaben größten Installateur in Deutschland. Demnach hat sich ihr Absatz von Januar bis Dezember auf eine „fast vierstellige Zahl“ vervierfacht. Auch das Hamburger Start-up 1Komma5° hatte kürzlich berichtet, berichtet, seine Verkaufszahlen von 50 Wärmepumpen im Januar auf 700 Exemplare im Dezember gesteigert zu haben.

Im Januar hat die KfW nach eigenen Angaben zwar „nur“ 21.000 Zusagen erteilt. Die Förderbank führt die Kombi­nation aus sehr hohem Dezember-Wert und deutlich niedrigerem Wert im Januar allerdings auf die Weihnachtsferien zurück, in denen auch viele Handwerksbetriebe pausiert haben. Für einen Förderantrag benötigen Verbraucher ein Angebot eines offiziell gelisteten Fachbetriebs.

Die reformierte Heizungsförderung war Ende Februar an den Start gegangen. Die steigende Anzahl der Zusagen liegt auch darin begründet, dass nach und nach immer mehr Nutzergruppen in die Förderung eingebunden wurden. Eigentümer von selbst genutzten Einfamilienhäusern erhalten für den Austausch ihrer alten Heizung gegen eine Wärmepumpe in der Regel 55 Prozent Förderung – 30 Prozent Grundförderung plus Geschwindigkeits- und Effizienzbonus. Einkommensschwache Haushalte können bis zu 70 Prozent Zuschuss erhalten. Bei Thermondo kostet der Einbau einer herkömmlichen Luft-Wasser-Wärmepumpe in einem bestehenden Einfamilienhaus nach Abzug von 55 Prozent Förderung noch etwa 16.000 Euro – 25 Prozent mehr als eine Gasheizung.

Seit Ende Mai können auch private Ei­gentümer von Mehrfamilienhäusern und Eigentümergemeinschaften Anträge stellen, Ende August kamen alle anderen Eigentümer hinzu. Wer seine Wohnung vermietet, bekommt allerdings nur die Grundförderung von 30 Prozent, keine Bo­ni. Kommunen können seit Ende November Fördermittel erhalten. Insgesamt 3,3 Milliarden Euro hat der Bund im vergangenen Jahr für das Programm auf den Tisch gelegt; 90 Prozent davon flossen an Privatpersonen.

Die große Frage ist, wie es nach der Bundestagswahl mit Heizungsgesetz und Co. weitergeht. Die Union will die von Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) durchgeführte Reform des Gebäudeenergiegesetzes rück­abwickeln. Möglichst noch vor der Sommerpause will sie diesen Punkt ihres Sofortprogramms im Fall eines Wahlsiegs durchs Kabinett bringen. Mit der Reform wurde festgeschrieben, dass jede neu eingebaute Heizung zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien laufen muss, wenn in der jeweiligen Stadt die kommunale Wärmeplanung abgeschlossen ist. Großstädte haben dafür bis Mitte 2026 Zeit, kleinere Städte bis Mitte 2028.

Paragraphendschungel rund um die Wärmepumpe

Der Paragraph 71 des Gebäudeenergiegesetzes regelt im Detail, welche Heizungstypen neben der Wärmepumpe un­ter bestimmten Bedingungen noch erlaubt sind. Bei Holzpelletheizungen muss zum Beispiel nachgewiesen werden, dass das Holz aus nachhaltigem Anbau stammt. Für Heizungen, die mit Biogas laufen, ist ein maximaler Anteil für Mais und Getreide festgelegt.

Diese und viele andere kleinteilige Regelungen will die Union am liebsten streichen. Und sie bekommt dafür Rücken­deckung von Bauministerin Klara Geywitz (SPD). Sie hatte nach dem Ampel-Aus gesagt, das Gesetz müsse „viel, viel einfacher“ werden. Das sorgte in Berlin auch deshalb für Erstaunen, weil Geywitz’ Ministerium die Reform des Gebäudeenergiegesetzes gemeinsam mit Habecks Ministerium verantwortet hatte. Aber sie sei, wie sie nach dem Koalitionsbruch betonte, in diesen Fragen eher bei der FDP als bei den Grünen gewesen. Noch hält sich die Union bedeckt, wie genau sie das Gesetz überarbeiten will.

„Wir werfen den Rucksack der Überregulierung ab, den die Ampel mit ihrem Heizungsgesetz auf das Gebäudeenergiegesetz gepackt hat“, sagt Andreas Jung, der die Klimaschutzthemen in der Fraktion betreut. Er will auf Vertrauen und „klare Rahmenbedingungen“ setzen, allen voran die Lenkungswirkung durch den CO2-Preis. Noch gelten fürs Heizen die von der Bundesregierung festgelegten CO2-Preise, nach 45 Euro je Tonne CO2 im vergangenen Jahr sind es nun 55 Euro. 2027 wird dieses Modell vom europäischen Emissionshandel abgelöst, auf dem Angebot und Nachfrage über den Preis der Verschmutzungszertifikate entscheiden. Das entsprechende Gesetz hat kürzlich den Bundestag passiert. Das Heizen mit Gas soll so immer teurer und unattraktiver werden, das mit Erneuerbaren attraktiver. Am Montag hatte der Gaspreis mit 59 Euro je Megawattstunde den höchsten Stand seit zwei Jahren erreicht, auch wegen des vergleichsweise kalten Winters.

Die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung will Unionsmann Jung nutzen, um die Stromsteuer und die Netzentgelte auf den Strompreis zu senken. Dies soll das Heizen mit Strom günstiger machen. Zudem will er auch den Einsatz von Geothermie und grünen Gasen gleichberechtigt neben der Wärmepumpe fördern. Unionsfraktionsvize Jens Spahn hatte im November für Aufsehen gesorgt, als er sagte: „Wir beenden die Habeck’schen Subventionsprogramme.“ Das Geld brauche man zur Stärkung der Wirtschaft. Lucht von Thermondo glaubt, dass einige Eigenheimbesitzer wegen solcher Aussagen Torschlusspanik haben und die Förderzahlen vorerst weiter nach oben gehen werden.

Allerdings steht zu erwarten, dass die Union die Programme nicht komplett streichen, sondern nur sparsamer gestalten will. „Es wird weiter Unterstützung für den Einbau einer Wärmepumpe geben – aber auch für andere Formen klimafreundlichen Heizens ohne eine Benachteiligung durch die Hintertür der Förderregeln“, sagt Jung. Für die Gebäudeförderung insgesamt – wozu auch andere Maßnahmen wie Dämmen und neue Fenster zählen – standen 2024 16,7 Milliarden Euro zur Verfügung. In früheren Jahren ist oft nur ein Teil der bereitgestellten Mittel tatsächlich abgeflossen.