Noch sind wenige Pollen in der Luft, doch das dürfte nicht so bleiben. Daten zeigen: Die Allergiebelastung nimmt über das ganze Jahr verteilt durch den Klimawandel langfristig zu. Wie können Allergiker sich schützen?
Die Pollensaison hat bereits begonnen, und die Purpurerle hat ihre Blütezeit sogar schon hinter sich. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren verläuft der Start in diesem Jahr jedoch eher zurückhaltend. Eine gute Nachricht für viele – denn inzwischen leidet jeder dritte Europäer an einer Allergie, und bis 2050 könnte es jeder Zweite sein.
Das mildere Klima begünstigt zudem das Überleben eingewanderter, hochallergener Pflanzenarten wie Ambrosia oder den Götterbaum in Deutschland. Gleichzeitig nimmt die Allergiebelastung durch längere Blütezeiten infolge steigender Durchschnittstemperaturen weiter zu.
Pollensaison 2024: Rekordwerte bei einzelnen Arten
Das vergangene Jahr brachte Rekordwerte, vor allem bei Birken- und Gräserpollen. Auch die invasive Ambrosia-Pflanze sorgte für besonders hohe Pollenbelastungen. Das hat die Auswertung der Daten ergeben, die mit Hilfe von 35 Messstationen auf Hausdächern in ganz Deutschland gesammelt werden.
Sie sollen den Wissenschaftlern des Polleninformationsdienstes auch dabei helfen, künftige Entwicklungen besser vorhersagen zu können. Für 2025 erwarten sie, dass sich der Pollenflug trotz eines bisher milden Starts schnell verstärken könnte. Besonders die Erle steht in den Startlöchern, aber auch andere Bäume wie Zypressen könnten in den kommenden Tagen und Wochen zu einer höheren Belastung führen.
Individuelle Maßnahmen
Allergiker selbst können einiges tun, um ihre Belastung zu reduzieren, so Claudia Traidl-Hoffmann, Professorin für Umweltmedizin an der Universität Augsburg und Direktorin des Instituts für Umweltmedizin am Helmholtz Zentrum in München. Um Symptome gering zu halten, empfiehlt sie, täglich die Pollenvorhersagen zu prüfen, um beispielsweise Aktivitäten im Freien bei starkem Pollenflug zu vermeiden. Zudem kann es helfen, abends die Haare zu waschen, um Pollen von der Bettwäsche fernzuhalten.
Außerdem sind Allergien und allergisches Asthma heilbar. Die Hyposensibilisierung, auch spezifische Immuntherapie genannt, ist eine Behandlungsmethode, bei der Allergiker über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren hinweg immer wieder kleine Mengen des auslösenden Allergens erhalten. Ziel ist es, das Immunsystem schrittweise an das Allergen zu gewöhnen, sodass es im Laufe der Zeit weniger stark reagiert. So sollen die Symptome einer Allergie langfristig verringert oder sogar ganz ausgeschaltet werden.
Schutz vor Allergien bei Kindern
Damit Allergien und allergisches Asthma gar nicht erst entstehen, können Eltern versuchen entgegenzuwirken. Besonders wichtig sei eine vielfältige und pflanzenbasierte Ernährung im ersten und zweiten Lebensjahr, so die Umweltmedizinerin Traidl-Hoffmann. Bei besonders gefährdeten Kindern – das sind vor allem Kinder von Eltern, bei denen beide unter einer Allergie leiden – könne die Haut mit speziellen Cremes, die keine Duftstoffe oder Schadstoffe enthalten, gestärkt werden. So wird die natürliche Schutzbarriere unterstützt.
Politische Maßnahmen
Doch Experten betonen, dass auch politische Maßnahmen erforderlich seien. So müssten Allergien stärker in der öffentlichen Planung berücksichtigt werden – etwa in Schulen, am Arbeitsplatz und in der Stadtentwicklung. Claudia Traidl-Hoffmann macht deutlich: “Klimawandel und Allergien sind untrennbar miteinander verbunden. Wenn wir das Klima schützen, schützen wir zugleich unsere Gesundheit.”