Camp-Hill-Virus: Neuer Kandidat für die nächste Pandemie?

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Stand: 12.02.2025 10:24 Uhr

Bei Spitzmäusen in den USA ist ein neues Virus entdeckt worden, manch ein Wissenschaftler äußert sich besorgt. Könnte es eine neue Pandemie auslösen?

Bisher wurde es nur bei Fledermäusen nachgewiesen, jetzt erstmals auch bei Spitzmäusen: Wissenschaftler haben in den USA ein neuartiges Virus entdeckt, über das bisher wenig bekannt ist: das Camp-Hill-Virus. Könnte es sich auch auf den Menschen übertragen?

Das Camp-Hill-Virus gehört zur Gattung der mitunter artübergreifend infektiösen Henipaviren. Der nächste Verwandte aus der Familie der Henipaviren ist das Langya-Virus, das in China bereits von Spitzmäusen auf den Menschen übertragen wurde.

Langya-Viren werden durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten infizierter Tiere, durch den Verzehr kontaminierter Früchte oder den engen Kontakt mit infizierten Personen übertragen. Das Virus verursacht Fieber, Müdigkeit und Husten, gilt aber nicht als lebensgefährlich.

Viren-Hysterie nach Corona?

Fragen an Bodo Plachter, Professor am Institut für Virologie an der Uniklinik Mainz: Hat die Corona-Pandemie zu einer Überreaktion bei den Virologen geführt? Sehen wir uns plötzlich überall von potenziell pandemieauslösenden Viren umzingelt?

Der Virologe gibt sich gelassen: “Ich glaube, bei den Virologen hat das jetzt nicht zu einer Überreaktion geführt. Virologen wissen, womit sie es zu tun haben und dass in verschiedenen Tieren natürlich auch verschiedene Viren vorkommen können. Die immer wieder untersucht und dann natürlich auch entsprechend veröffentlicht werden.” Er glaube, dass die öffentliche Wahrnehmung für das Thema gestiegen sei, und dass, sobald etwas veröffentlicht werde, es tendenziell eher als gefährlich wahrgenommen werde.

In 70 Prozent der Fälle mit tödlichem Verlauf

Deutlich gefährlicher als das Langya-Virus ist das ebenfalls der Gattung der Henipaviren zugeordnete Nipahvirus, das hauptsächlich in Südasien vorkommt. Beim Menschen verursacht es eine Gehirnentzündung, die in 70 Prozent der Fälle tödlich verläuft. Das erklärt der Molekularvirologe Rhys Perry von der Universität Queensland in Australien.

Sein Team hat das Camp-Hill-Virus im US-Bundesstaat Alabama nachgewiesen. Die erstmalige Entdeckung eines Virus aus der Henipa-Gattung in Amerika zeige, dass diese Viren global weiter verbreitet seien als bisher angenommen.

Mit einer Mutation die Artengrenze überspringen

Der US-amerikanische Gesundheitsexperte David Dyjack äußerte sich besorgt über diese Entdeckung. Bisher seien beim Camp-Hill-Virus noch keine Übertragungen auf den Menschen beobachtet worden. Doch mit einer entsprechenden Mutation könne das Virus die Artengrenze überspringen und schließlich auch von Mensch zu Mensch weitergegeben werden.

Dann, so Dyjack, sei die Voraussetzung für eine neue Pandemie gegeben. Aus Beobachtungen an Tieren wisse man, dass das Camp-Hill-Virus besonders Nieren schwer angreife.

Bisher keine Hinweise auf Infektion bei Menschen

Der Mainzer Virologe Bodo Plachter schätzt die Pandemie-Gefahr durch das Camp-Hill-Virus so ein: “Bisher ist es relativ unklar, inwieweit dieses Camp-Hill-Virus Menschen infizieren kann, und unklar, welche Konsequenzen es dann gäbe – das heißt, welche Krankheiten dann entstehen würden”, sagt er. “Es ist eben nur so, dass man das Virus jetzt in Mäusen detektiert hat, und man wird es weiter beobachten. Was das bislang für den Menschen bedeutet, weiß man nicht.” Aber bislang gebe es keine Hinweise darauf, dass sich Menschen mit dem Virus infiziert hätten oder infizieren könnten.

Generell wird das Risiko für Pandemien durch Viren aus dem Tierreich aber in Zukunft zunehmen. Durch Umweltzerstörung werden Ökosysteme verändert. Und Tiere kommen mit anderen Tieren und Menschen in Kontakt, denen sie zuvor nicht begegnet sind.