„Zölle als Verhandlungsinstrument sind das falsche Mittel“, lautet die Reaktion von Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der deutschen Automobilindustrie (VDA) auf die Anordnung des amerikanischen Präsidenten Donald Trump, eine neue Politik mit höheren Zollschranken gegen alle Handelspartner der USA zu entwerfen. Wie am Donnerstag bekannt wurde, sollen Trumps künftige Importzölle dem kalkulierten Wert der Importzölle der Handelspartnerländer entsprechen und zudem andere Handelshemmnisse und sogar Mehrwertsteuersätze einkalkulieren.
„Das Risiko eines globalen Handelskonfliktes mit negativen Auswirkungen für die Weltwirtschaft ist hoch“, befürchtet die VDA-Präsidentin. Wenn auf Zölle mit Gegenzöllen reagiert werde, komme eine Spirale in Gang, die nur dazu führe, dass die Verbraucher am Ende mehr bezahlen müssen. „Statt Inflation zu bekämpfen, wie versprochen, heizt US-Präsident Donald Trump die Inflation in den USA an.“
Die deutsche Autoindustrie sei in den USA seit Jahrzehnten präsent und habe dort 2023 einen Produktionsrekord von 900.000 Autos erzielt, dann die Hälfte der Produktion in den USA exportiert. Die deutsche Autobranche beschäftigt nach den Worten von Müller in den USA 138.000 Mitarbeiter, davon 48.000 bei Autoherstellern und 90.000 bei Zulieferern. Aus der Perspektive von Müller könnten gegenseitige Zölle die amerikanische Wirtschaft auch an den deutschen Fabriken in den USA direkt treffen und darüber hinaus die Produkte für amerikanische Autokäufer verteuern.
USA erhebt schon jetzt 25 Prozent Zoll für die Einfuhr von SUV
Die VDA-Präsidentin erinnert in einer abendlichen Pressemitteilung mit diplomatischen Worten daran, dass es nicht nur das vom Präsidenten Donald Trump erwähnte Ungleichgewicht der Zölle für Pkw gibt – mit 2,5 Prozent Einfuhrzoll für die USA und 10 Prozent in die EU. Zugleich wird daran erinnert, dass die Vereinigten Staaten 25 Prozent Einfuhrzoll für Pick-up und vierradgetriebene SUV erheben. Nach den Zahlen der Autoanalysten wird damit etwa 80 Prozent des amerikanischen Automarktes geschützt. Genau deshalb sahen sich auch BMW, Mercedes und Volkswagen gezwungen, ihre größeren SUV-Modelle in den USA zu fertigen und dann für deren Export in die EU den dortigen zehnprozentigen Einfuhrzoll von 10 Prozent zu bezahlen. Doch darauf geht Müller nicht weiter ein, sondern äußert lediglich: „Unterschiedliche Zollhöhen sind zum Teil historisch gewachsen und es gibt keine Regel, dass Zölle in gleicher Höhe gelten sollen. Die Rechtsgrundlage für reziproke Zölle ist völlig unklar.“
Protektionismus und Aktionismus führe dazu, dass die Unternehmen die Märkte immer mehr lokal bedienen müssten. Dies werde nicht ohne Rückwirkungen auf die Arbeitsplätze in den betroffenen Ländern bleiben. Zwar hingen die genauen Auswirkungen auch von der Wettbewerbssituation ab, dennoch gelte: „Über kurz oder lang kennt Abschottung in allen Ländern nur Verlierer.“ Höhere Zölle für Pkw aus der EU würden aus der Sicht von VDA-Präsidentin Müller Wachstum und Wohlstand auf beiden Seiten des Atlantiks kosten.
Die EU solle nun auf die USA zugehen, fordert Müller. In Verhandlungen über ein Abkommen zwischen den USA und der EU könnten die verschiedenen Zölle zwischen den Ländern behandelt werden und man könne auf die beiderseitigen Interessen eingehen. Zudem würde es die Automobilindustrie begrüßen, wenn über regulatorische Kooperation, Standards und Zertifizierung gesprochen, sagt Müller. „Das würde Vorteile für beide Seiten des Atlantiks bringen.“