Anschlag in München: Bundesanwaltschaft übernimmt Ermittlungen

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Wegen der besonderen Bedeutung des Falls hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen zu dem Anschlag auf Demonstranten in München mit fast 40 Verletzten übernommen. „Es besteht der Verdacht, dass die Tat religiös motiviert war und als Angriff auf die freiheitliche demokratische Grundordnung zu verstehen ist“, teilte die oberste Anklagebehörde in Deutschland am Abend in Karlsruhe mit. „Damit ist sie geeignet, die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen.“

Die Ermittler in München gehen von einem islamistischen Motiv des Autofahrers aus. Die Bundesanwaltschaft übernahm das Verfahren von der Generalstaatsanwaltschaft München. „Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen werden vom Bayerischen Landeskriminalamt fortgeführt“, hieß es weiter.

Kein Hinweis auf Netzwerk

Der 24 Jahre alte Mann war am Donnerstag in eine Gruppe von Demonstranten der Gewerkschaft Verdi gefahren. Weit mehr als 30 Menschen wurden verletzt, darunter zwei lebensgefährlich. Der Afghane kam unter anderem wegen dringenden Verdachts auf versuchten Mord in Untersuchungshaft.

Die Leitende Oberstaatsanwältin der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) der Generalstaatsanwaltschaft München, Gabriele Tilmann, hatte bei einer Pressekonferenz am Vormittag gesagt, der Mann habe „Allahu Akbar“ gerufen und nach seiner Tat gebetet. In seiner Vernehmung habe er „eingeräumt, bewusst in die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Demonstrationszugs gefahren zu sein“.

Es gebe bisher keine Hinweise darauf, dass der Mann in ein Netzwerk eingebunden gewesen sei, sagte Tilmann. Die Ermittler hätten auch keine Spuren zu einer Verbindung zum Beispiel zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS), zu weiteren Beteiligten oder zu einer zunehmenden Radikalisierung des jungen Mannes in der jüngeren Vergangenheit.