Captchas dienen der Unterscheidung von Mensch und Bot im Netz. In KI-Zeiten wird diese immer schwieriger – und könnte auch das menschliche Selbstbewusstsein ankratzen.

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Immanuel Kant kannte vier Grundfragen der Philosophie: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? Keine von ihnen wurde bisher abschließend beantwortet, für die letzte gab es jedoch lange Zeit eine überraschend schlichte Antwort: Der Mensch kann als einziges Wesen Ampeln auf Fotos erkennen. Doch im Zeitalter zunehmend intelligenter Maschinen stimmt das nicht mehr.
Captchas sind Completely Automated Public Turing tests to tell Computers and Humans Apart, also vollautomatische Tests, um Computer und Menschen zu unterscheiden. Ohne sie würde das Internet von Spam überflutet, die maßgeblich auf Werbung und menschlicher Aufmerksamkeit basierende Finanzierung von Websites würde kollabieren, man könnte die meisten Passwörter durch die repetitive Gewalt maschinellen Durchprobierens aller Möglichkeiten aufbrechen und Internetseiten durch gezielte Bot-Attacken noch einfacher zum Zusammenbruch zwingen. Der Wandel der Captchas illustriert eine Krise des menschlichen Selbstvertrauens – und eine Gefahr für das Internet an sich. Denn soll das Internet ein Ort für Menschen bleiben, braucht es einen Weg, Mensch und Maschine voneinander zu unterscheiden.