Lewis Hamilton bei Ferrari – die Herausforderung ist enorm

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Mit seinem Wechsel zu Ferrari stellt sich Formel-1-Rekordweltmeister Lewis Hamilton einer enormen Herausforderung. Damit könnte er jedoch seine Legende zementieren.

Die Inszenierung war schon mal weltmeisterlich. Als Lewis Hamilton am 20. Januar zu seinem ersten Tag als Ferrari-Fahrer antrat, ließen der Brite und der stolze italienische Rennstall es sich nicht nehmen, die Zusammenkunft der Giganten würdig zu zelebrieren. Im eleganten dunklen Anzug und einem lässig über die Schultern geworfenen Mantel posierte Hamilton vor einem der legendären roten Renner, einem Ferrari F40, seinem Lieblingsmodell.

Der Rekordweltmeister und das erfolgreichste Team der Formel-1-Geschichte arbeiten jetzt zusammen – und Hamilton sparte nicht mit großen Worten, als er das Bild auf seinem Instagram-Profil teilte. Auf Englisch und standesgemäß auch auf Italienisch schrieb er: “Es gibt Tage, von denen man weiß, dass man sich für immer an sie erinnern wird, und heute, mein erster als Ferrari-Fahrer, ist einer dieser Tage.” Er habe das Glück gehabt, in seiner Karriere Erfolge zu feiern, die er nie für möglich gehalten hätte, “aber ein Teil von mir hat immer an dem Traum festgehalten, in Rot Rennen zu fahren. Ich könnte nicht glücklicher sein, diesen Traum heute Realität werden zu lassen.

Heute starten wir eine neue Ära in der Geschichte dieses ikonischen Teams und ich kann es nicht erwarten zu sehen, welche Geschichte wir zusammen schreiben”, schloss Hamilton seinen Beitrag. In der Tat könnte die Beziehung zwischen Ferrari und Hamilton eine besondere werden. Der Rennstall wittert die Chance, seine lange Durststrecke von 17 titellosen Jahren zu beenden. Und Hamilton? Der könnte endgültig beweisen, dass er der Größte ist.

Das bislang letzte Mal, dass das stolze Ferrari-Team über den Gewinn der Konstrukteursweltmeisterschaft jubeln durfte, war im Jahr 2008 – also ausgerechnet in dem Jahr, als Hamilton sich damals noch im McLaren in einem denkwürdigen Saisonfinale gegen Ferrari-Pilot Felipe Massa durchsetzte und seine erste Fahrerweltmeisterschaft gewann.

Ferrari verpflichtete seither zwar mit Fernando Alonso und Sebastian Vettel über die Jahre gestandene Weltmeister. Die vergangenen 15 Jahre dominierten dennoch andere Teams, allen voran Red Bull und eben Mercedes mit Hamilton. Die Sehnsucht nach dem nächsten Fahrer-WM-Titel blieb unerfüllt.

Die Faszination, die für die Fahrer davon ausgeht, eine “Rote Göttin” zu pilotieren, nahm daran jedoch keinen Schaden. Das stellte Hamilton mit seinem Wechsel und seinen emotionalen Worten zum “Amtsantritt” nochmals unter Beweis.

Bei Ferrari möchte Hamilton jetzt endgültig Michael Schumacher enteilen, mit dem er sich den Titel des Rekordweltmeisters aktuell noch teilen muss. Beide konnten sich bislang siebenmal die WM-Krone aufsetzen. Auch wenn Hamilton “Schumi” in zahlreichen anderen Kategorien, wie unter anderem bei den meisten Rennsiegen und Pole Positions, bereits weit hinter sich gelassen hat: In der Meinung vieler Experten liegen die beiden immer noch auf Augenhöhe.

Das dürfte unter anderem auch daran legen, dass “Schumi” fünf seiner sieben Titel im legendären Ferrari gewann. Zumindest seinen achten Titel will Hamilton nun auch im roten Renner holen.

Es war jedoch nicht nur der Mythos Ferrari, der Hamilton zum Team aus Maranello gelockt hat. Denn nach den wenig erfolgreichen vergangenen anderthalb Jahrzehnten hat das Team einiges umgestellt. Vor zwei Jahren übernahm mit Fred Vasseur der erste nicht italienische Teamchef seit Schumi-Boss Jean Todt bei Ferrari.

Vasseur, wie Todt ein Franzose, krempelte das Team gründlich um. Peinliche Fehler bei der Rennstrategie oder bei Boxenstopps, wie sie Ferrari zuvor häufiger unterliefen, gehören seit seinem Amtsantritt der Vergangenheit an. Auch die Entwicklung des Autos machte Stück für Stück Fortschritte. Immerhin fünf Rennen konnten sie in der vergangenen Saison gewinnen und waren auch abgesehen von den Rennsiegen konstant genug, um sich bis zum Schluss Hoffnungen auf den Konstrukteurstitel zu machen, der aber schließlich an McLaren ging.