Der kürzlich verstorbene Bundespräsident Horst Köhler ist am Dienstag mit einem Trauergottesdienst und einem Staatsakt geehrt worden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte im Berliner Dom, man habe einen Menschen verloren, „der uns oft mit so großer Freundlichkeit und Zugewandtheit begegnet ist“. Bis in die letzten Tage seines Lebens sei Köhler ein „unermüdlicher Diener des Gemeinwesens“ gewesen, äußerte Steinmeier. Köhler habe für Deutschland viel geleistet und in aller Welt Freunde und Partner gesucht und gefunden.
Köhler war am 1. Februar im Alter von 81 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Er, der 1981 in die CDU eingetreten war, war 2004 zum Bundespräsidenten gewählt und 2009 wiedergewählt worden. Schon ein Jahr später trat er überraschend zurück. Köhler hatte sich kurz zuvor für eine militärische Sicherung deutscher Handelsrouten ausgesprochen und war dafür öffentlich kritisiert worden. Ein großer politischer Streit, wie vor dem Rücktritt seines Nachfolgers Christian Wulff, hatte nicht stattgefunden.
Der frühere Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) sagte am Dienstag während des Staatsaktes, alle Bundesregierungen hätten sich seither diese, von Köhler in einem Interview erwähnte, „Doktrin“ zu eigen gemacht. Der einstige österreichische Bundespräsident Heinz Fischer sagte im Berliner Dom, Köhler habe ein eigenständiger, nötigenfalls auch unbequemer Bundespräsident sein wollen, der wiederholt geäußert habe, der Präsident stehe über den Parteien, sei aber nicht unpolitisch.

Beim Trauergottesdienst und dem Staatsakt war viel politische Prominenz anwesend, etwa Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), seine Vorgängerin Angela Merkel (CDU) sowie die Vorgänger Köhlers Joachim Gauck und Wulff. Ebenso Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth.
Zu Ehren Köhlers sprach auch Uhuru Kenyatta, ehemaliger Präsident Kenias. Köhler habe sich dafür stark gemacht, die Kluft zwischen Afrika und Europa zu schließen. Er habe sich „leidenschaftlich“ dafür eingesetzt, die Jugend Afrikas zu „ermächtigen“. Während und nach seiner Amtszeit hat sich Köhler sehr um die Entwicklung Afrikas gekümmert.
Steinmeier sagte, durch sein Engagement sei Horst Köhler in weiten Teilen Afrikas „zu einem nicht nur sehr geschätzten, sondern auch glaubwürdigen Vertreter Europas“ geworden. Er habe den deutschen Blick auf Afrika entscheidend verändert.
Köhler war 1943 als siebtes von acht Kindern in dem damals Heidenstein heißenden heutigen polnischen Skierbieszów geboren worden. Die Familie war über Sachsen und Berlin in die Bundesrepublik geflohen. Steinmeier würdigte das mit den Worten: „Die Aufstiegsgeschichte Horst Köhlers ist auch eine paradigmatische Geschichte der jungen Bundesrepublik, die es möglich machte, dass aus einem Flüchtlingskind der Geschäftsführende Direktor des Internationalen Währungsfonds in Washington und schließlich Bundespräsident dieser Bundesrepublik Deutschland werden konnte.“