Aktion gegen Trump-„Zensur“: Der Widerstand formiert sich

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Wie viel von der Demokratie bleibt, wenn sich Wissenschaftler zu Hunderten und Tausenden als von der Regierung „zensiert“ wahrnehmen, ist vorerst noch nicht abzusehen. Ein Alarmzeichen für die politische Kultur ist es allemal. Eines, das auch schon weit über die USA hinausstrahlt. Man könnte auch sagen: Der Nerv ist getroffen, der globale Widerstand formiert sich. Konkret geht es um eine „Deklaration zur Verteidigung der Forschung gegen die Zensurmaßnahmen der Regierung“, die amerikanische Wissenschaftler online gestartet haben, nachdem die Trump-Musk-Administration anfing, ihre ideologisch getriebenen Säuberungen in die National Science Foundation (NSF) zu tragen.

Forschungs­bewilligungen werden seither entlang einer Liste von Begriffen durchgescannt, die möglicherweise Aktivitäten beinhalten, welche den Zielen der Trumpschen Dekrete zuwiderlaufen. Das betrifft vor allem, aber nicht nur, Genderprojekte. Diversität, Gleichheit, Inklusion – einfach alles, und viel mehr, was die von Trump verhasste „Wokeness“ ausmacht. Es geht also um gezieltes Ausgrenzen, um Entwürdigung und um Stigmatisierung.

Das Ausflaggen unerwünschter Begriffe und Vorhaben trifft auch massiv die Umwelt- und Klimaforschung, die Gesundheitsinstitute und ganz generell Gesundheitsinformationen. Unter dem Vorwand, Überflüssiges zu entrümpeln und Geld zu sparen, erleben unabhängige Forscher und ihre Institutionen einen existenzbedrohenden politischen Totalitarismus, der sie in tiefe Verunsicherung stürzt.

Es droht ein Vertrauensbruch ohne Beispiel, der Rechtfertigungsdruck wächst, und in der Öffentlichkeit wird die entwürdigende Behandlung das Vertrauen in die Wissenschaft selbst erodieren lassen. Wer ist als Nächstes dran, fragen sich die Forscher, wo endet die Willkür? Auf der ideologischen Werteskala finden sich Wissenschaftler und Mediziner auf der Stufe von Künstlern wieder. Max Ernst, einer der größten unter ihnen, galt im Totalitarismus des Dritten Reichs als aufrührerisch, seine Kunst als entartet. Quo vadis USA?