Ein Funke Hoffnung für den Mittelstand

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Zum ersten Mal seit Sommer 2023 ist am Jahresbeginn der Umsatz im deutschen Mittelstand leicht gestiegen. Das zeigt der Datev-Mittelstandsindex, den die F.A.Z. exklusiv veröffentlicht. Demnach war der nominale Umsatz in den kleinen und mittleren Unternehmen im Januar 1,3 Prozent größer als noch vor einem Jahr.

 Das Plus kann sich als Ausreißer herausstellen, unterstreicht aber den Trend der vergangenen Monate, dass die Schrumpfung der Umsätze sich zumindest nicht weiter beschleunigt. Datev weist darauf hin, dass die Umsatzentwicklung hinter dem allgemeinen Preisanstieg zurückbleibe. Real gerechnet, geht es weiter abwärts. Die kleinen und mittelgroßen Unternehmen sind aus dem Gröbsten nicht heraus.

Verarbeitendes Gewerbe als Sorgenkind

Nahezu alle Branchen verzeichneten im Januar leichte nominale Umsatzzuwächse gegenüber dem Vorjahresmonat. Das Bauhauptgewerbe wies ein Plus von 1,5 Prozent aus, das Gastgewerbe einen Anstieg um 2,3 Prozent. Letztere Zahl ist indes verzerrt dadurch, dass der Umsatz vor einem Jahr mit der Anhebung des Mehrwertsteuersatzes besonders stark gefallen war. Die große Ausnahme ist das verarbeitende Gewerbe, das im Januar sinkende Umsätze und erstmals seit Monaten eine sinkende Beschäftigung erlebte. 

Datev Mittelstandsindex: Umsatz

„Mit Umsatzrückgängen und Beschäftigungsabbau bleibt das verarbeitende Gewerbe ein Sorgenkind“, kommentierte Robert Meyer, der Vorstandsvorsitzende der Datev eG, des Informationsdienstleisters für die steuerberatenden Berufe. Eine Trendwende zum Jahresanfang sei nicht zu erkennen. Bundesweit war die Arbeitslosigkeit bis knapp an die Marke von drei Millionen Menschen gestiegen.

Die Löhne im Mittelstand legten im Januar um 4,7 Prozent zu, mehr als die allgemeine Inflationsrate. Die Lohnkosten steigen stärker als die Umsätze, was für die Unternehmen eine besondere Belastung darstellt.

Der Beschäftigungszuwachs im Mittelstand kam in den vergangenen Monaten zum Stillstand. In vier der vergangenen fünf Monate verringerten die Unternehmen des Mittelstands ihre Beschäftigung leicht, auch im Januar. Die Stellen gehen dabei vor allem in den kleinsten Unternehmen mit bis zu neun Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von bis zu 900.000 Euro verloren. Die etwas größeren Unternehmen im Mittelstand erhöhen derweil die Beschäftigung.

Datev Mittelstandsindex: Lohn

Besonders ausgeprägt ist der Beschäftigungsrückgang im Bauhauptgewerbe, im Dienstleistungssektor und im Gastgewerbe. Erstmals seit vielen  Monaten gingen im Januar auch in den kleinen und mittelgroßen Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes Stellen verloren. Das unterstreicht, dass die lang andauernde Krise im verarbeitenden Gewerbe nun auch die kleinen und mittelgroßen Unternehmen voll erfasst hat. Stark gedämpft wird der Beschäftigungsverlust der kleinen und mittelgroßen Unternehmen durch den Stellenaufbau der öffentlichen Hand.

Datev Mittelstandsindex: Beschäftigung

Der Datev-Mittelstandsindex beruht auf den Umsatzsteuervoranmeldungen von mehr als einer  Million Unternehmen und den Lohn- und Gehaltsabrechnungen, die von Datev für seine Steuerberaterkunden verarbeitet werden. Datev analysiert die Daten in aggregierter und anonymisierter Form und gewinnt so Einblicke in die wirtschaftliche Lage der kleinen und mittelgroßen Unternehmen, die andere Statistiken nicht hergeben. Der Ifo-Geschäftsklimaindex wird am kommenden Montag weitere Einblicke in die Konjunkturentwicklung geben.