EU zwingt Modeketten zur Übernahme von Recyclingkosten

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Die richtige Entsorgung von Altkleidern hat zu Jahresbeginn für viel Verwirrung gesorgt. Anlass war das Inkrafttreten neuer EU-Abfallregeln, die die Wiederverwertung alter Textilien verbessern und so einen Beitrag zum Klimaschutz leisten sollen. Das Umweltbundesamt hatte in seiner Empfehlung zur Umsetzung der neuen Regeln den Eindruck erweckt, auch unbrauchbare und stark verschmutzte Textilien gehörten nicht mehr in den Hausmüll, sondern in Altkleidercontainer. Es hat das aber inzwischen korrigiert.

Weniger kompliziert dürfte die Umsetzung der Regeln für Alttextilien werden, auf die sich Unterhändler von EU-Parlament und Ministerrat in der Nacht zum Mittwoch geeinigt haben. Sie verpflichten die Hersteller von Textilien und Modeketten, die Kosten für das Einsammeln, die Sortierung und das Recycling alter Textilien zu übernehmen. Die Mitgliedstaaten haben nach dem Inkrafttreten 30 Monate Zeit, um eine solche erweiterte Herstellerverantwortung einzuführen. Kleine Unternehmen erhalten zwölf Monate Extrazeit für die Erfüllung der Vorgaben. Die Höhe der fälligen Gebühr soll sich danach richten, wie nachhaltig Kleidung oder andere Textilprodukte „designt“ sind. Um die Verbreitung von Fast Fashion, sprich der im Extremfall nur für die einmalige Nutzung vorgesehenen Kleidung, einzuschränken, können die Staaten die Gebühr auch an die Nutzungsdauer und die Qualität der Textilien knüpfen.

Auch Shein und Temu müssen zahlen

Die Vorgaben gelten auch für Onlineverkaufsplattformen ohne Sitz in der EU wie die aus China stammenden Anbieter Shein und Temu. Die Regeln gelten für Kleidung, Schuhe, Bettlaken, Vorhänge, Hüte und Küchentextilien. Die Staaten können die erweiterte Herstellerverantwortung auch auf Matratzen ausweiten.

Der Textilsektor gilt als Branche mit schlechter Öko- und Klimabilanz. Der Verbrauch von Textilien sei die viertgrößte Quelle für Umweltverschmutzung und Treibhausgasemissionen in der EU, schreibt etwa die Europäische Umweltagentur. Bei der Wasserverschmutzung und Flächennutzung belege die Textilindustrie den dritten Platz.

Die Einigung muss noch von Europaparlament und Ministerrat offiziell angenommen werden. Das dürfte aber eine Formsache sein.