Das populäre Smartphone-Spiel „Pokémon Go“ könnte laut einem Medienbericht bald im Zuge eines milliardenschweren Deals verkauft werden. Die bisherige Entwicklerfirma Niantic verhandele über die Trennung von ihrem Spielegeschäft für rund 3,5 Milliarden Dollar, schrieb der Finanzdienst Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen. Kaufinteressent sei der Games-Produzent Scopely, hinter dem der Videospiel-Arm Savvy Games Group des saudi-arabischen Staatsfonds (auch Public Investment Fund, PIF) stehe.
„Pokémon Go“ wurde beim Start im Sommer 2016 aus dem Stand zum globalen Phänomen. Im Spiel kann man Figuren aus den Pokémon-Spielen auf dem Smartphone-Bildschirm in realer Umgebung fangen. In den Jahren danach gelang es Niantic nicht, den Erfolg von „Pokémon Go“ mit anderen Spielen zu wiederholen. Ein harter Kern eingefleischter Fans garantiert der Firma aber weiterhin solide Einnahmen. Niantic entwickelt neben Spielen unter anderem auch Technik, um Umgebungen dreidimensional abzubilden. In einer Finanzierungsrunde im Jahr 2021 wurde Niantic als Ganzes mit rund 9 Milliarden Dollar bewertet.
Ein Deal zur Veräußerung des Spielegeschäfts könne in den kommenden Wochen bekanntgegeben werden, schrieb Bloomberg. Von Niantic gab es zunächst keine Reaktion auf den Bericht. Seit August vergangenen Jahres besteht schon eine Zusammenarbeit zwischen Niantic und Savvy Games, um Niantic zu größerer Reichweite in Saudi Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Ägypten zu verhelfen.
Teil der Strategie „Vision 2030“
Auch hält der saudi-arabische Staatsfonds laut Bloomberg rund 4,2 Prozent der Aktien von Pokémon-Miteigentümer Nintendo und ist damit dessen siebtgrößter Einzelaktionär. Der Fonds ist ein Mittel des saudischen Kronprinzen Muhammad Bin Salman, um seine „Vision 2030“ umzusetzen. Diese rief er 2016 ins Leben, um die Wirtschaft Saudi Arabiens weniger abhängig von der Erdölproduktion zu machen. Ein wichtiger Investitionsbereich des PIF ist dabei Unterhaltung, Freizeit und Sport. Anfang der Woche kündigte auch der Sport-Streamingdienst DAZN den Einstieg des PIF mit einer Minderheitsbeteiligung und Expansionsplänen für Saudi-Arabien an. Neben Nintendo hat der Fonds auch Anteile an anderen großen Videospiel-Unternehmen wie Electronic Arts oder Embracer Group.
Savvy Games versucht sich mit seiner Strategie von Zukäufen und eigens aufgebauten Sparten möglichst breit aufzustellen. 2022 kaufte Savvy Games für 1,5 Milliarden Dollar die beiden wichtigsten E-Sport-Organisationen ESL und Faceit und verschmolz sie zu einem Unternehmen. Daneben unterhält Savvy Games Entwicklerstudios für kleinere und größere Produktionen.
Den Handyspiel-Entwickler Scopely kaufte Savvy Games 2023 für 4,9 Milliarden Dollar. Gemessen am Marktpotential wahrscheinlich noch ein kleiner Preis, denn von rund 184 Milliarden Dollar Umsatz der gesamten Videospiel-Branche im Jahr 2023 floss rund die Hälfte in Spiele für Smartphones und Tablets.