Seit ihrer Kindheit steht sie vor der Kamera: Stephanie Stumph. Im Interview spricht sie über das Aufwachsen am Set und warum sie ein Erstarken der AfD fürchtet.
Sie war ein kleines Mädchen, gerade mal neun Jahre alt, da fiel die erste Klappe für Stephanie Stumph. 30 Jahre später steht ihr nun ein Abschied bevor: “Stubbe”, die ZDF-Krimiserie, mit der sie aufwuchs und zum TV-Star wurde, nimmt ein Ende. Im Interview mit t-online spricht sie über ihre Leidenschaft für Krimis und alarmierende gesellschaftliche Entwicklungen.
t-online: Frau Stumph, Krimis verhalfen Ihnen zum Durchbruch. Wie erklären Sie sich den Erfolg dieses Genres?
Stephanie Stumph: Weil die Leute gerne miträtseln und mitfiebern. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich wahrscheinlich auch mehr Krimis schauen, habe ich aber leider nicht.
Ich habe ein Kind, ich habe einen anstrengenden Job und ich bin oft müde.
Sie waren neun Jahre alt, als Sie das erste Mal in einem Krimi vor der Kamera standen. Wie sehr hat Sie das geprägt?
Ich bin damit aufgewachsen, es ist ein Teil von mir. Als Kind bin ich autodidaktisch an die Sache rangegangen, weil ich das Handwerk noch nicht so verstanden habe. Ich habe einfach das gemacht, was mir gesagt wurde und was mir wichtig und richtig erschien. Das hatte auch viel mit Gefühl zu tun: sich hineinzufühlen und zu schauen, ob es sich gut anfühlt.
Jetzt hat es viel mehr mit Kontrolle und Erfahrung zu tun. Ich habe das Handwerk studiert, mich ausbilden lassen. Heute habe ich mehr Möglichkeiten und eine ganz andere Differenziertheit.

Für Sie schien die Vereinbarung von Familie und Beruf noch nie ein Widerspruch zu sein.
Mir blieb auch nichts anderes übrig. Aber natürlich verändern sich die Prioritäten, seitdem ich selbst Mutter bin, das ist klar. Für mich war immer klar, dass das Mamadasein nicht zu hundert Prozent mein Leben definieren soll. Ich liebe meinen Beruf, und das ist einfach ein großer Teil von mir. Deswegen stand eine “entweder Karriere oder Kind”-Entscheidung nie zur Debatte.
Weil diese beiden Lebensbereiche bei Ihnen seit frühester Kindheit zusammengehören? Auch Ihr Vater ist Schauspieler.
Es stimmt: Ich kannte das nicht anders. Ich bin so aufgewachsen, dass ein Elternteil den künstlerischen Beruf ausübt und dennoch als Erziehungsberechtigter aktiv ist. Das war für mich Normalität und so habe ich Schritt für Schritt gelernt, was das für eine Familie bedeutet.
Ich kenne die Kritik an dem System, aber diese teile ich nicht. Ich bin Befürworter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Stephanie stumph
Sie haben also nichts dagegen, dass Ihr Sohn die gleiche Erfahrung macht?
Nein, das muss nicht sein. Ich werde ihm das nicht verbieten, aber ich hoffe schon, dass er andere Interessen entwickelt und sich diese Frage gar nicht erst stellt.
Warum nicht? Bereuen Sie aus heutiger Sicht, wie Ihre Kindheit verlaufen ist?
Nein, gar nicht. Ich bereue nichts. Ich weiß aber, dass ich in der glücklichen Lage bin, den Beruf ausüben zu dürfen und nicht nur gelernt zu haben. Das ist nicht so selbstverständlich. Es gibt viele, die gerne drehen würden und die Möglichkeiten dazu nicht haben, weil es einfach viel zu viele Schauspieler und Schauspielerinnen gibt. Da braucht man schon ein dickes Fell und viel Ausdauer.
Sie haben auch andere Standbeine – und betätigen sich etwa als Autorin. Für Helene Fischer haben Sie schon einen Song geschrieben. Könnten Sie sich auch vorstellen, als Drehbuchautorin zu arbeiten?
Größer als Helene Fischer geht nicht, da reicht auch kein Drehbuch heran. Aber ja, das Bewusstsein, sich auch andere Standbeine zu schaffen, das hatte ich schon immer. Ich habe mich nie darauf verlassen, dass die Angebote reinpurzeln, das ist nämlich nicht der Fall. Deshalb bin ich froh, sowohl in der Moderation als auch in der Musik Möglichkeiten zu haben, mich auszuprobieren.