Investor für Stahlwerk in Duisburg springt ab

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In den Neuordnungs-Bemühungen von Thyssenkrupps Stahlsparte gibt es einen großen Rückschlag. Der Kaufinteressent für die Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM), die Beteiligungsgesellschaft CE Capital Partners aus Hamburg, hat die Gespräche über einen Erwerb der HKM abgebrochen. Thyssenkrupps Stahlsparte teilte mit Blick auf das Scheitern der Kaufverhandlungen mit: „Wir bedauern diese Entwicklung außerordentlich. Es war und ist unser vorrangiges Ziel, die Unternehmensanteile an der HKM zu verkaufen, um dem Unternehmen und seinen Beschäftigten eine Zukunftsperspektive zu geben.“

Thyssenkrupp Steel ist zur Hälfte an HKM beteiligt, weitere 30 Prozent gehören dem niedersächsischen Stahlunternehmen Salzgitter und der Rest dem französischen Rohr-Produzenten Vallourec. Für HKM arbeiten rund 3000 Beschäftigte, deren berufliche Zukunft nun stärker auf der Kippe steht als noch zuvor.

Thyssenkrupp will die HKM-Beteiligung im Zuge der Restrukturierung der sanierungsbedürftigen Stahlsparte loswerden. Das Stahlwerk im Duisburger Süden ist arg in die Jahre gekommen. Hier produzieren zwei altersschwache Hochöfen auf relativ klimaunfreundliche Art und Weise. Thyssenkrupps Stahlsparte muss ohnehin Überkapazitäten reduzieren, deshalb bietet sich eine Trennung von HKM geradezu an.

Findet sich kein Käufer, droht die Schließung

Nach früheren Angaben will Thyssenkrupp HKM schließen, sollte ein Verkauf nicht gelingen. Zu den konkreten Folgen des Verhandlungsabbruchs mit CE wollte sich das Unternehmen aktuell hingegen zunächst nicht äußern. „Selbstverständlich bleiben wir gesprächsbereit und auch offen für weitere Kaufinteressenten“, teilte ein Sprecher der Stahlsparte mit. „Wir werden nun zeitnah mit unseren Mitgesellschaftern die Situation nach Abbruch der Gespräche durch CE Capital Partners bewerten.“

Die Gewerkschaft IG Metall bezeichnete den Ausstieg von CE aus den Verkaufsgesprächen in einem am Freitag veröffentlichten Flugblatt als „keine gute Nachricht“. Knut Giesler, der von Arbeitnehmerseite bestellte stellvertretende Aufsichtsratschef von Thyssenkrupps Stahlsparte, lässt sich damit zitieren, dass die Verhandlungen letztlich „am Geld“ gescheitert seien. Die Investoren hätten „kein überzeugendes Finanzkonzept“ vorlegen können.

Nach Angaben der IG Metall hätte CE Capital Partners 200 Millionen Euro mitbringen sollen, sei aber dazu nicht bereit gewesen. Während die Verhandlungen noch liefen hatte es Gerüchte gegeben, CE habe für den Kauf von HKM sogar eine Mitgift verlangt, zum Ausgleich für seit Jahren unterbliebene Investitionen in das Stahlwerk.

Etwas Optimismus bleibt

Allerdings geben sich IG Metall, Betriebsrat und Vertrauensleute optimistisch, dass das Zukunftskonzept, das eine Beratungsgesellschaft für HKM entworfen hat, weiterhin tragfähig sei. Hierbei handelt es sich um die Idee, dass HKM nach einem möglichen Verkauf zum unabhängigen Stahlwerk werden könnte, das seine Brammen selbst vermarktet und damit Walzwerke direkt beliefert, die derzeit auf dem ausländischen Markt einkaufen müssen. Dies könnten vor allem Walzwerke für Grobbleche sein, die unter anderem Rüstungsunternehmen benötigen.

Teil des Konzepts, das nach Informationen aus Branchenkreisen auch der frühere Stahl-Topmanager aus dem Saarland und ehemalige Volkswagen-Vorstand Karlheinz Blessing mit entwickelt haben soll, wäre auch ein Ersatz der abgehalfterten Hochöfen durch klimafreundlichere Elektroöfen.

Gewerkschaft hofft auf neuen Investor

Die IG Metall stehe weiterhin zu dem Konzept, heißt es von dort, es müsse nun ein neuer Investor gefunden werden. „Ich glaube, dass wir einen finden werden“, sagte Giesler. Es gebe derzeit schon Gespräche mit möglichen Kandidaten. Auch die Vorsitzende der nordrhein-westfälischen SPD, Sarah Philipp, äußerte sich in diese Richtung: „Trotz dieses Rückschlags blicke ich optimistisch in die Zukunft. HKM ist ein hochspezialisierter Betrieb mit erstklassigen Produkten, die auch weiterhin gute Absatzchancen am Markt haben.“

Über den jetzt abgesprungenen Kaufinteressenten CE Capital Partners gibt es nur wenige Informationen. Geführt wird die Gesellschaft von dem 37 Jahre jungen Nicolas Neumann, der mit einer kargen Homepage für sich wirbt, aber in der Stahlbranche schon einmal auffiel, indem seine Gesellschaft vor einigen Jahren die pleite gegangene Friedrich-Wilhelms-Hütte in Mülheim an der Ruhr kaufte und wenig später wieder an das Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann veräußerte. Verglichen mit HKM allerdings war die Friedrich-Wilhelms-Hütte klein.