Chinesische Manöver stören Flugverkehr vor Australien

6

In Australien haben mutmaßliche Schieß­übungen von drei chinesischen Militärschiffen vor der Ostküste des Landes den Luftverkehr beeinträchtigt. Wie der öffentlich-rechtliche Sender ABC am Freitag meldete, leiteten mehrere Fluggesellschaften infolge einer Warnung durch die Luftfahrtkontrolle Flüge um. Demnach wurde befürchtet, dass die chinesischen ­Marineschiffe, die seit Tagen in dem Gebiet unterwegs sind, Übungen mit scharfer Munition durchführten. Australiens Verteidigungsminister Richard Marles zufolge warnte das chinesische Militär einige kommerzielle Flugzeuge, den Luftraum zwischen Australien und Neuseeland zu meiden. Auch wenn dies „sehr beunruhigend“ für die Flugzeuge gewesen sei, habe für sie keine Gefahr bestanden, sagte Marles.

Dem Minister zufolge war unklar, ob wirklich geschossen wurde. Ihm zufolge befanden sich die chinesischen Schiffe in internationalen Gewässern und handelten deshalb im Einklang mit dem Völkerrecht. Das chinesische Militär habe die Schießübung aber nicht offiziell angekündigt, so wie es Australien in einem solchen Fall getan hätte. Außenministerin Penny Wong kündigte an, die Bedenken in Bezug auf die „Transparenz“ der Übung bei einem für Freitag geplanten Gespräch mit dem chinesischen Außenminister Wang Yi am Rande eines G-20-Treffens im südafrikanischen Johannesburg ansprechen zu wollen. Minister Marles zufolge ist die Präsenz des chinesischen Marineverbands in dem Gebiet „ungewöhnlich“. Deshalb halte Australiens Militär die drei Schiffe, eine Fregatte, einen Kreuzer und ein Versorgungsschiff, unter besonderer Beobachtung.

Offenbar will China die Reaktionen Australiens und der USA testen

Über die Hintergründe des Manövers wollten die australischen Minister nicht spekulieren. Ein Ziel ist offenbar, die australische oder amerikanische Reaktion zu testen. Erst vergangene Woche hatte China Australien vorgeworfen, mit einem Militärflugzeug in seinen Luftraum eingedrungen zu sein. Ein chinesisches Kampfflugzeug soll nach australischen Angaben in der Folge Täuschkörper in der Nähe des Flugzeugs abgeschossen haben. Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums Guo Jiakun sagte am Freitag, es handele sich um ein Manöver auf hoher See. „Die Übung wurde in einer sicheren, standardisierten und professionellen Weise in Übereinstimmung mit dem einschlägigen internationalen Recht und der internationalen Praxis durchgeführt.“

Ein in den Staatsmedien zitierter Fachmann sagte, Ziel der Manöver sei es, die operativen Fähigkeiten der chinesischen Kriegsmarine „in fernen Gewässern zu verbessern“. Man könne erwarten, dass die Marine der Volksbefreiungsarmee, die zahlenmäßig größte der Welt, noch mehr solcher Fernreisen durchführe. „Einige Länder sind an die häufigen Fahrten der US-Marine gewöhnt, haben sich aber noch nicht an die normalen Fahrten der Volksbefreiungsarmee-Marine ­gewöhnt“, so der Militärfachmann Zhang Junshe. Erst am Montag waren chinesische und australische Militärs zu ihrem turnusgemäßen Verteidigungsdialog in Peking zusammengekommen.