Die Unionsparteien sind mit ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz (CDU) als stärkste Kraft aus der Bundestagswahl hervorgegangen. Erste Prognosen sehen sie am Sonntagabend mit rund 29 Prozent deutlich vor der AfD. Diese kommt auf Platz zwei und ist etwa doppelt so stark wie 2021. Damals war sie auf 10,3 Prozent der Stimmen gekommen.
Die derzeitigen Regierungsparteien SPD und Grüne landen den Prognosen zufolge weit hinter der AfD. Die Sozialdemokraten verlieren deutlich – fast zehn Prozentpunkte im Vergleich zur Wahl von 2021. Es ist ihr historisch schlechtestes Ergebnis: Niemals zuvor ist die SPD bei einer Bundestagswahl unter 20 Prozent gelandet.
Die Linkspartei zieht als fünftstärkste Kraft in den Bundestag ein. Umfragen hatten sie lange deutlich unter fünf Prozent gesehen, in den letzten Wochen vor der Wahl hat sie stark aufgeholt. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das sich von der Linkspartei abgespalten hatte, muss um den Einzug in den Bundestag bangen. Erste Prognosen sehen sie bei rund fünf Prozent. Das gleiche gilt für die FDP.
Damit hat Merz beste Chancen, Kanzler zu werden, braucht für eine Regierungsbildung aber Partner. Beim Wahlkampfabschluss von CDU und CSU hatte Merz am Samstag in München abermals eine Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen. „Wir werden unter keinen Umständen irgendwelche Gespräche, geschweige denn Verhandlungen oder gar Regierungsbeteiligungen mit der AfD besprechen. Das kommt nicht infrage“, sagte er.
Wenn neben der Linken auch FDP und BSW im Bundestag sitzen, muss Merz sich zwei Koalitionspartner suchen. Doch Dreierkoalitionen sind kompliziert – siehe die gescheiterte Ampel, zumal die Union selbst schon aus CDU und CSU besteht. Denkbar wäre eine Koalition der Union mit SPD und FDP. Eine Alternative wäre ein Bündnis von Union, SPD und Grünen – allerdings hatte die CSU eine Koalition mit den Grünen vor der Wahl vehement abgelehnt.
Am Sonntagnachmittag hatte sich eine hohe Wahlbeteiligung abgezeichnet. Bis 14 Uhr gaben etwa 52 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme in den Wahllokalen ab, wie die Bundeswahlleiterin mitteilte. 2021 waren es zu diesem Zeitpunkt nur 36,5 Prozent gewesen. Die Gesamtwahlbeteiligung lag damals bei 76,4 Prozent.