Mosel-Sperrung nach Unfall zwischen Frachtschiff und Schleuse

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Weil ein Frachtschiff eine Schleuse beschädigt hat, wird der Schiffsverkehr auf weiten Teilen der Mosel möglicherweise monatelang blockiert. Nach einer ersten Einschätzung des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Mosel-Saar-Lahn bleibt die Schleuse bei der Ortschaft Müden voraussichtlich bis Ende März 2025 geschlossen.

Momentan ist laut der Behörde wegen der kaputten Schleuse kein durchgehender Schiffsverkehr auf der Mosel mehr möglich. Der Fluss ist reich an Windungen und wurde durch zahlreiche Staustufen für die Schifffahrt erschlossen. Große Frachtschiffe oder Touristendampfer können den Fluss daher nur nutzen, wenn sie durch Schleusen fahren, um auf die nächste Stufe gehoben oder heruntergelassen zu werden.

Die Störung nach der Havarie an der Müdener Schleuse schneidet große Teile der unteren, mittleren und oberen Mosel von der Zufahrt in den Rhein bei Koblenz ab. Müden liegt etwa 37 Flusskilometer von Koblenz entfernt. Laut Schifffahrtsbehörde stecken etwa 70 Schiffe im Bereich bis zur französischen Grenze und der Saar fest und können den Fluss nicht verlassen.

Am frühen Sonntagnachmittag hatte ein mit 1500 Tonnen Schrott beladenes Transportschiff auf dem Weg zum Hafen Mertert in Luxemburg nahezu ungebremst das untere Tor der Schleuse bei Müden gerammt. Dadurch wurden die Schleusentore aus der Verankerung gerissen und verformt. Auch der hydraulische Antrieb zum Öffnen und Schließen der Tore wurde stark beschädigt. Die genaue Schadensaufnahme läuft noch.

Warum die Mosel für die Wirtschaft so wichtig ist

Die Mosel besitzt große wirtschaftliche Bedeutung, nicht nur für den Tourismus, sondern auch für die europäische Logistik. Der Fluss entspringt in den Vogesen in Frankreich und fließt durch die französischen Städte Metz und Thionville sowie vorbei am Luxemburger Industriehafen Mertert, bevor er Trier in Deutschland erreicht. Über die Mosel bringen zum Beispiel Tankschiffe Diesel von Rotterdam nach Luxemburg. Jährlich werden sieben bis acht Millionen Gütertonnen über die Mosel bewegt.

Allein auf deutschen Gebiet hat die Mosel zehn Staustufen. Nur vier der Schleusen haben zwei Kammern, die von der Havarie betroffene Schleuse bei Müden hat nur eine Kammer. Daher kommen wegen des Schadens dort keine Schiffe mehr durch. Vorübergehende Ausfälle von Schleusen wegen kleinerer Unfälle oder Reparaturen sind keine Seltenheit. Solche Störungen sind in der Regel innerhalb von 24 Stunden behoben und selbst wenn Schleusen wegen routinemäßiger Wartungen länger geschlossen bleiben, kann die Schifffahrt sich darauf einstellen.

An einen ungeplanten monatelangen Ausfall jedoch, wie er nun zu erwarten ist, können sich Fachleute nicht erinnern. Die Folgen lassen sich aktuell nur schwer einschätzen. Zwar kann ein Teil des Güterverkehrs auf die Bahn und auf die Straße ausweichen. Doch können Züge und Lastwagen bei weitem nicht die Massen an Diesel, Erz oder Kohle transportieren wie Frachtschiffe. Die Industrie muss sich daher wohl auf steigende Kosten sowie Lieferausfälle oder sogar Produktionsstopps vorbereiten. Luxemburg etwa ist ein wichtiger Standort für die europäische Stahlindustrie.