Die Union hat die Bundestagswahl gewonnen. Die deutsche Skisprung-Ikone Sven Hannawald begrüßt das – und spricht über die nun kommenden Herausforderungen.
Die deutschen Bürgerinnen und Bürger haben gewählt und setzen bei der nun kommenden Regierung auf die Union. Diese hat die Bundestagswahl gewonnen und steht nach der Auszählung bei 28,6 Prozent der Stimmen. CDU-Chef Friedrich Merz wird somit voraussichtlich der nächste Kanzler nach Olaf Scholz (SPD) werden. Deutschlands Skisprung-Ikone Sven Hannawald befürwortet das Ergebnis.
Der frühere deutsche Skisprung-Star und Vierschanzentourneesieger (2001/02) sagt im Gespräch mit t-online am Montagmorgen: “Ich habe ja nach außen gegeben, dass ich ein klarer Union-Wähler bin. Weil ich dann am Ende auch weiß, was die letzten vier Jahre falsch gelaufen ist. Demokratie ist wichtig. Am Ende des Tages muss die Demokratie in der heutigen Zeit auch jemand bezahlen, und das funktioniert nur mit Wirtschaft.”
“Wurde die letzten vier Jahre komplett an die Wand gefahren”
Mit Blick auf die Ampelregierung, bestehend aus SPD, Grünen und FDP, fügt Hannawald in Bezug auf die Wirtschaft an: “Das wurde die letzten vier Jahre komplett an die Wand gefahren. Es wundert mich, dass ein Robert Habeck zur Wahl mit seinem Plakat ‘Zuversicht’ warb. Da weiß ich nicht, ob die uns alle verarschen wollen oder nicht, da stelle ich mir wirklich die Sinnfrage.” Der Bundeswirtschaftsminister und Kanzlerkandidat der Grünen hatte vor der Wahl mit einem Plakat mit der Aufschrift “Zuversicht. Ein Mensch. Ein Wort” geworben.
Hannawald weiter: “Nichtsdestotrotz bin ich erst mal froh, dass zumindest der Kapitän dann einfach auch von der Union kommt, beziehungsweise dann mit Friedrich Merz von der CDU.” Mit wem die CDU eine Koalition bilden wird, steht noch nicht fest. Alles deutet jedoch auf ein Bündnis mit der SPD hin, weil die Union eine Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen hatte. Auch der frühere deutsche Skispringer positioniert sich klar: “Die AfD ist ja ein No-Go”. Zudem ist Hannawald der Meinung, “dass es nicht um einzelne Egos geht, die sich dann profilieren wollen nach außen, sondern dass es eine Marschroute in Richtung Wirtschaft gibt”. Diese sollte laut dem 50-Jährigen auch von der CDU ausgehen, da sie die meisten Stimmen bekommen habe.
Ziel müsse sein, dass “die Firmen in Deutschland wieder Licht sehen, um einfach parallel unabhängiger von Dingen zu sein, die in der Welt passieren. Wie Trump mit seinen Zöllen zum Beispiel”, so Hannawald mit Blick auf den US-Präsidenten. Auch in Bezug auf die transatlantische Beziehung zwischen Deutschland und den USA schätzt der erfolgreiche Ex-Sportler den Kanzlerkandidaten der CDU.
So meint Hannawald: “Ich merke Herrn Merz, ohne ihn zu kennen, an, dass ihm klar ist, dass man sich positionieren kann, aber auch am Ende des Tages in einem Boot sitzt.” Auch mit einem von Trump geführten Amerika müsse man auskommen – Scholz traue er das nicht zu. Auch bei Merz ist er sich sicher, dass er und Trump “keine Freunde werden”. Aber man müsse zumindest miteinander reden. Hannawald weiter: “Herrn Merz merke ich an, dass er bei Trump auch seine Fragezeichen im Gesicht hat, aber er weiß, dass Lösungen gefunden werden müssen. Und das am besten für Deutschland.”
Während die SPD auf 16,4 Prozent abgestürzt ist und damit das schlechteste Bundestagswahlergebnis ihrer Geschichte erzielte, kommt die in weiten Teilen rechtsextreme AfD auf 20,8 Prozent und stellt damit die zweitstärkste Fraktion. Zudem freut sich die Linke, die einen Zuwachs auf 8,8 Prozent verbucht. Für Hannawald hängt der Erfolg der Linken auch mit der Erschließung von neuen Plattformen zusammen: “Es werden neue Portale wie TikTok oder eben Social Media angegangen. Das hat die Linke forciert. Sie hat bei der AfD gesehen, wie es funktioniert.”
Er sieht darin “auch ein Warnzeichen an die normalen Parteien, dass sie aufwachen und versuchen, sich nicht nur auf den normalen Wählern – die sie gefühlt schon jahrzehntelang haben – auszuruhen”, so Hannawald. Er fordert daher die anderen Parteien auf, ebenfalls verstärkt auf Social Media zu setzen, “um die neuen, jungen Wähler, die in ein paar Jahren wichtig werden”, für sich zu gewinnen. Es gehe darum, diese “so abzuholen, dass sie wirklich klar denken und sich nicht blenden lassen und Parteien wählen, die keine Ahnung haben, wie Deutschland vorwärtskommen soll”, meint der Skiflug-Weltmeister von 2000 und 2002.