China im Verdacht: Unterseekabel vor Taiwan durchtrennt

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Vor der Küste Taiwans ist am Dienstag ein Unterseekabel zum Datentransfer durchtrennt worden. Es handelt sich um ein Glasfaserkabel des taiwanischen Telekommunikationsanbieters Chunghwa, und dringend tatverdächtig ist die chinesische Besatzung eines in Afrika registrierten altersschwachen Schiffes mutmaßlich chinesischer Eigner. Der Fall ähnelt Vorfällen der vergangenen Monate und Jahre.

Dieses Mal handelt es sich um den in Togo registrierten Frachter „Hong Tai“, den Beamte der taiwanischen Küstenwache festsetzten, nachdem eine Datenleitung zwischen den taiwanischen Penghu-Inseln und der Hauptinsel Taiwan durchtrennt worden war. Nach Angaben der Küstenwache sei das Schiff mit „chinesischem Geld“ finanziert und die achtköpfige Besatzung allesamt Chinesen. Möglicherweise handele es sich um einen weiteren Fall chinesischer „Grauzonenaktivitäten“. So sei der Frachter in einer Entfernung von nur 925 Metern von dem gerissenen Kabel entdeckt worden.

Frachter ändert plötzlich Namen

Der Fall erinnert in vielen Details an einen ähnlichen Vorfall nahe Keelung, wo Anfang Januar an der Nordküste Taiwans ein weiteres Datenkabel beschädigt worden war. Urheber der mutmaßlichen Sabotage war damals ein unter kamerunischer Flagge fahrender Frachter mit dem chinesischen Namen „Shunxing39“ und dessen siebenköpfige chinesischer Besatzung. Nachdem ihn die taiwanischen Sicherheitskräfte geortet und zur Umkehr aufgefordert hatten, hatte die „Shunxing39“ ihren Funknamen plötzlich in „Xingshun39“ gewechselt, mutmaßlich um der Ortung zu entgehen.

Ein ähnliches Vorgehen stellten die Beamten der Küstenwache auch jetzt am Dienstag fest. Als die Taiwaner den Frachter per Funk anriefen, teilte die chinesische Besatzung mit, der Name des Schiffs sei nicht „Hong Tai 58“, sondern „Hong Tai 168“, was dem vom automatischen Identifikationssystem angezeigten Namen widerspreche, gab die Küstenwache bekannt.

Vermutung: China übt für die Annexion Taiwans

Schon zuvor waren verschiedene chinesische Schiffe in den Blick taiwanischer Ermittler geraten. Etwa im vergangenen November, wo ein weiteres Glasfaserkabel durchtrennt worden war, oder 2023, als neben einem Unterseekabel auch eine Gaspipeline nach Taiwan beschädigt wurde. Sicherheitskreise in Taiwan vermuten, dass die Volksrepublik China im Falle einer Blockade Taiwans oder einem Annexionsversuch die externen Kommunikationsverbindungen kappt. Die fortgesetzten Grauzonenaktivitäten erhöht die Belastung der taiwanischen Behörden und könnten auch dem Training für den Ernstfall dienen.

„Diese Aktivitäten beinhalten typischerweise mehrdeutige oder nicht traditionelle Methoden, die darauf abzielen, strategische Ziele zu erreichen, ohne die Schwelle zu einem offenen Konflikt offen zu überschreiten“, schrieb Taiwans Nachrichtenagentur CNA. Staaten wie Togo oder Kamerun gestatten es Schiffseignern, ihre Schiffe zu registrieren, ohne dass diese ihren Firmensitz im Land haben müssen. Da die heruntergekommenen Frachter nicht unter chinesischer Flagge fahren und es schwer fällt, Vorsatz nachzuweisen, ist es schwer, Peking eine direkte Schuld nachzuweisen.

Um Störungen zu vermeiden, ließ Taiwans größter Telekommunikationsbetreiber Chungwha die über das Kabel Taiwan-Penghu Nr. 3 übertragenen Nachrichten auf andere Kabel umleiten. Der Frachter „Hong Tai“ wurde in den Hafen von Anping gebracht und die acht chinesischen Besatzungsmitglieder bis auf weiteres festgenommen. Die Staatsanwaltschaft des südtaiwanischen Bezirks Tainan ermittelt. Behandelt werde der Fall als Angelegenheit nationaler Sicherheit.