Der Düsseldorfer Energieriese Uniper, der 2022 während der Gaskrise verstaatlicht wurde, treibt die Voraussetzungen für einen Ausstieg des Bundes voran – unter anderem mit Rückzahlungen an den deutschen Staat. Es sei geplant, dass Mittel im Umfang von 2,6 Milliarden Euro der Bundesrepublik Deutschland noch im ersten Quartal 2025 zufließen, teilte der Konzern am Dienstag bei der Vorlage des Geschäftsberichts 2024 mit. „Wir haben die Hausaufgaben erledigt, die für eine Rückkehr an den Kapitalmarkt notwendig sind“, sagte Vorstandschef Michael Lewis vor Journalisten.
Grundlage für die Rückzahlung der 2,6 Milliarden Euro seien die „hervorragenden Ergebnisse von Uniper in den Vorjahren“, sagte Finanzchefin Jutta Dönges. Der Betrag fällt etwas höher aus als zuvor angekündigt – bislang war die Rede von 2,5 Milliarden Euro gewesen. Das Unternehmen kommt mit den Rückzahlungen einer Beihilfeauflage der EU-Kommission im Zusammenhang mit der Verstaatlichung nach. Schon im vergangenen Jahr waren 530 Millionen Euro geflossen. In Summe kämen also rund 3,1 Milliarden Euro dem deutschen Staatshaushalt und damit den Steuerzahlern zugute, so Dönges. Ihr zufolge ist damit die Vorgabe der EU – eine mögliche „Überkompensation“, die durch die Staatshilfen entstanden sein könnte, an den Bund zurückzuzahlen – „erledigt“.
Der Schritt ist ein Teil der generellen Aufstellung Unipers für eine Reprivatisierung, über die das Unternehmen nun aber mit einer neuen Regierung reden muss. „Die Entscheidung über eine Re-Privatisierung von Uniper trifft unser Mehrheitsaktionär“, sagte Lewis. „Uniper wird natürlich mit den neu gewählten politischen Verantwortlichen schnell das Gespräch suchen.“
Durch Verstaatlichung vor der Pleite bewahrt
Im vergangenen Herbst hatte die damalige Regierung einen Ausstiegspfad schon skizziert: Eine Veräußerung über den Kapitalmarkt, also ein Börsengang, sei die „zentrale Handlungsoption“, hatte es damals geheißen. Aber auch außerbörsliche Veräußerungsoptionen würden „in Abhängigkeit von ihrer Validität“ geprüft. Seither hatte es viele Gerüchte um Kaufinteressenten gegeben, darunter angeblich auch der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky, dem unter anderem das ostdeutsche Braunkohleunternehmen LEAG sowie ein 20-Prozent-Anteil am Stahlgeschäft von Thyssenkrupp gehören.
Uniper ist eines der größten Energieunternehmen in Deutschland und unter anderem der größte Gashändler und Gasspeicherbetreiber. Das Unternehmen beliefert rund 1000 Stadtwerke und große Industrieunternehmen. In mehreren europäischen Ländern betreibt Uniper Kraftwerke; in Deutschland hält der Energieriese auch mehrere systemrelevante Kraftwerke der Netzreserve vor.
Ende 2022 musste der Konzern infolge der damaligen Gaskrise nach Beginn des Ukrainekriegs durch eine Verstaatlichung vor der Pleite bewahrt werden. Die Gasimporte aus Russland versiegten plötzlich. Befürchtet wurde, dass Uniper seine vielen Abnehmer, unter anderem Stadtwerke, mit in den Abgrund reißen könnte. Die Regierung stabilisierte Uniper mit einer Spritze von 13,5 Milliarden Euro, was aber die Europäische Kommission mit einer Reihe von Auflagen verband, darunter auch mehrere Beteiligungsverkäufe, die bis Ende 2026 vollzogen sein müssen. Damit komme man gut voran, beteuerte das Management am Dienstag. Allerdings nannten die Chefs keine Details zu möglichen Kaufinteressenten für das Kohlekraftwerk Datteln 4 oder das Fernwärmegeschäft im Ruhrgebiet. Die Verkaufsprozesse für beides waren im zweiten Halbjahr 2024 gestartet worden.
„Außergewöhnlich gute Zahlen“
Die Europäische Kommission machte es im Zuge der Uniper-Verstaatlichung auch zur Auflage, dass der Anteil des Bundes bis zum Jahr 2028 auf 25 Prozent plus eine Aktie reduziert werden muss. Damals war allerdings kaum absehbar, dass sich der Energiekonzern wirtschaftlich so schnell erholen würde, wie es in der Folge geschah. Schon 2023 konnte Uniper einen Rekordgewinn von 6,3 Milliarden Euro erzielen.
In seiner Bilanz 2024 hat Uniper in solche Ergebnishöhen nicht mehr vordringen können. Der Konzern erzielte aber die Zahlen, die er sich vorgenommen und in Grundzügen auch schon vor rund zwei Wochen verkündet hatte. Lewis sagte, es seien „außergewöhnlich gute Zahlen“. Uniper vermeldet einen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in Höhe von 2,6 Milliarden Euro. Damit liege man innerhalb der Prognose von 2,5 bis 2,8 Milliarden Euro. Beim um nicht-operative Effekte bereinigten Jahresüberschuss erreichte das Unternehmen 1,6 Milliarden Euro, nach 4,4 Milliarden im Jahr 2023. „Wie erwartet, lag das Ergebnis 2024 deutlich unter dem des Vorjahres, aber für sich betrachtet auf einem sehr hohen Niveau“, sagte Dönges. Es sei absehbar gewesen, dass sich das Ergebnis aus dem Jahr 2023 in den kommenden Geschäftsjahren nicht auf diesem Level wiederholen lasse. Hintergrund waren damals hohe Handelsgewinne und niedrige Preise im Gaseinkauf. Auch für das laufende Jahr 2025 liegen die Erwartungen der Düsseldorfer unter Vorjahresniveau. So soll das bereinigte Ebitda zwischen 0,9 und 1,3 Milliarden Euro betragen, der bereinigte Jahresüberschuss bei 250 bis 550 Millionen Euro liegen.
Mit Blick auf eine neue Bundesregierung fordert Uniper vor allem rasche Regelungen für den Bau neuer Kraftwerke in Deutschland. Die sogenannte Kraftwerkstrategie sei eine der größten Herausforderungen in der Energiepolitik der nächsten Regierungskoalition, sagte Lewis. Ausschreibungen für neue Gaskraftwerke erwartet der Uniper-Vorstand aber nicht vor Jahresbeginn 2026. Schon bis Ende 2030 mit einem Kraftwerksneubau in diesem Rahmen fertig zu sein, bezeichnete der für das operative Geschäft zuständige Vorstand Holger Kreetz als „sehr, sehr ambitioniert“.