Journalist erhebt nach ARD-Rauswurf Vorwürfe

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Anschließend erhebt Thilo Mischke schwere Vorwürfe gegen die ARD. “Mir ist wichtig zu betonen, dass ich das umstrittene Buch offen mit der ARD im Vorfeld kommuniziert habe. Ich habe darauf hingewiesen, welche Problematik damit verbunden sein könnte. Es hat niemanden interessiert. Ich war vom 20. Dezember an jeden Tag in Videoanrufen mit verschiedenen Verantwortlichen”, erinnert sich Mischke. Doch seines Wissens hat keiner das Buch gelesen oder mit dem Verlag gesprochen. “Es war ein kafkaesker Albtraum. Ganz am Anfang standen noch alle Kulturchefs hinter mir. […] Es ist dann aber gekippt.”

Thilo Mischke vermutet: “Die Berichterstattung hat unter anderem erst dazu geführt, dass die ARD mich gefeuert hat.” Eine “fehlende Einigkeit in der ARD intern” habe dann wie ein Brandbeschleuniger gewirkt.

Zudem berichtet er von einem Videocall mit dem ARD-Chefredakteur. Darin habe dieser Thilo Mischke gefragt, “ob da denn was rauskommen könne”. “Ich bin ziemlich sicher, er meinte damit, ob herauskommen könnte, dass ich jemanden vergewaltigt habe. So etwas Unprofessionelles habe ich noch nicht erlebt. Das zeigt auch, wie wenig leitende Mitarbeitende der ARD sich mit der Thematik auseinandergesetzt haben”, kritisiert er und ergänzt: “Meine designierte Moderatoren-Kollegin wollte gar nicht mit mir sprechen. Als sie sich am 1. Januar dazu bereit erklärte, sagte sie mir, sie werde das Buch nicht lesen, habe es nicht gelesen und würde mir nahelegen, selbst von dem Job zurückzutreten.”

Schließlich habe die ARD Thilo Mischke über seinen Anwalt mitgeteilt, dass er nicht mehr als Moderator eingesetzt werde. “Die haben ihn angerufen. Danach haben sie mir einen Brief geschickt, in dem sie mir angekündigt haben, dass sie mir 6.500 Euro überweisen würden und die Sache damit für sie vertraglich geklärt sei.” Mischke sehe das jedoch anders – wolle sich aber nicht dazu äußern, ob es einen Rechtsstreit mit der ARD gibt.

Auf die Frage, ob er sich “gecancelt” fühle, betont Thilo Mischke abschließend: “Nein. Die ARD hat versagt. In deren Statement steht im Prinzip, dass jeder Mitarbeitende der ARD entlassen werden kann, wenn man etwas in seiner Vergangenheit findet, das sich für eine Kontroverse eignet. In den letzten Wochen wurde häufig ein Satz zu mir gesagt: ‘Wenn es dich trifft, dann kann es jeden treffen.'”