Hydra-Galaxienhaufen
Zwerggalaxien: Neue Entdeckung gibt Rätsel auf
27.02.2025 – 11:49 UhrLesedauer: 2 Min.
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Die Entdeckung ungewöhnlicher Bewegungen von Zwerggalaxien stellt bisherige Theorien infrage. Aber was genau bedeutet das?
Astronomen haben eine überraschende Entdeckung gemacht: Einige der kleinsten und lichtschwächsten Galaxien des Universums bewegen sich anders als bisher angenommen. Die neue Erkenntnis könnte die Theorie zur Entstehung dieser Galaxien infrage stellen. Doch was steckt dahinter?
Das Forschungsteam untersuchte 30 sogenannte Ultra-Diffuse Galaxien (UDGs) im Hydra-Galaxienhaufen, der rund 160 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt liegt. Die Analyse ergab, dass etwa die Hälfte dieser Zwerggalaxien eine ungewöhnliche Sternenrotation aufweist – eine Bewegung, die bisherigen Theorien widerspricht.
Die Studie wurde kürzlich in der Fachzeitschrift “Astronomy & Astrophysics” veröffentlicht. “Unsere Ergebnisse waren doppelt überraschend”, so Chiara Buttitta vom Nationalen Institut für Astrophysik. Zum einen sei es eine technische Herausforderung gewesen, die extrem schwachen Galaxien überhaupt zu untersuchen. Zum anderen habe das Team dabei eine unerwartete Entdeckung gemacht.
Besonders genau nahmen die Forscher die Galaxie UDG32 unter die Lupe. Sie liegt am Ende eines Gas-Filaments (einer fadenförmig erscheinenden Struktur), das mit der Spiralgalaxie NGC 3314A verbunden ist. Die Beobachtungen deuten darauf hin, dass UDG32 nicht zufällig an diesem Ort steht. Vielmehr könnte sie einst Teil der größeren Spiralgalaxie gewesen und durch gravitative Wechselwirkungen herausgelöst worden sein.
Auch die Zusammensetzung ihrer Sterne stützt diese Theorie: UDG32 enthält mehr schwere Elemente als vergleichbare Zwerggalaxien. Diese sogenannten “Metalle” entstehen im Inneren großer Sterne und werden nach deren Explosion ins All geschleudert. UDG32 besitzt relativ junge Sterne, was darauf hindeutet, dass sich diese Galaxie aus bereits angereichertem Gas gebildet hat – möglicherweise aus Material, das ihre ehemalige Heimatgalaxie abgestoßen hat.
Die Erkenntnisse stammen aus dem Beobachtungsprogramm “Lewis”, das mithilfe des Muse-Spektrografen am Very Large Telescope (VLT) in Chile durchgeführt wurde. Das Projekt hat die Zahl der spektral analysierten UDGs verdoppelt und liefert eine bisher einzigartige Gesamtübersicht über diese Galaxienklasse.
“Lewis war eine Herausforderung”, erklärt Projektleiterin Enrichetta Iodice. Doch die Mühe habe sich gelohnt: Die Kombination der einzelnen Ergebnisse ermögliche es, ein Gesamtbild über die Entstehungsgeschichte dieser rätselhaften Systeme zu rekonstruieren.