Oppo vs. Xiaomi: So schlagen sich die Topsmartphones aus China

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Xiaomi und Oppo sind zwei chinesische
Smartphonehersteller, die in Deutschland bislang unterschiedliche
Erfahrungen gemacht haben. Xiaomi, weltweit die Nummer drei nach
Samsung und
Apple, hat zuletzt
auch in Deutschland kräftig aufgeholt. Umfragen
zufolge besitzt hierzulande jede zehnte
Smartphonenutzerin ein Gerät von Xiaomi.
Oppo kommt dagegen auf
bloß einen
Prozent Marktanteil. Das hat Gründe:
Zwischen August 2022 und Oktober 2024 waren
Oppo und die Tochtermarke OnePlus in gleich
mehrere Patentklagen verwickelt, weshalb
sie zwischenzeitlich
gar keine Modelle in Deutschland verkaufen durften.

Inzwischen
ist der Streit geklärt und Oppo kehrt,
wie auch OnePlus,
wieder zurück
nach Deutschland.
Obwohl noch kein offizieller Verkaufsstart
verkündet wurde, konnte ZEIT ONLINE das
neue Modell Oppo Find X8 Pro bereits
ausprobieren
und mit dem aktuellen Spitzenmodell von Xiaomi, dem 14T Pro,
vergleichen:
Kann sich Oppo mit seinem Comeback gegen die Konkurrenz aus dem
eigenen Land durchsetzen und den Aufwärtstrend chinesischer Smartphonehersteller bestätigen? Im Test macht es
zumindest einen vielversprechenden Eindruck.

Bildschirm und Design

Sowohl
das Oppo Find X8 Pro als auch das Xiaomi 14T Pro sind, wie es bei
“Pro”-Modellen gewöhnlich
der Fall ist, große Geräte. Mit 215 respektive 209
Gramm sind sie nahezu gleich schwer,
wobei das Modell von Oppo mit seiner Bildschirmdiagonale von 6,78
Zoll bei 1.264 mal 2.780 Pixeln minimal
größer ist. Das
14T Pro kommt auf 6,67 Zoll bei 1.220
mal 2.712 Pixeln.

Der
Bildschirm des Find X8 Pro liefert eine höhere Maximalhelligkeit,
die fast schon in den Augen schmerzt und
offenbar für extreme Sonneneinstrahlung gedacht ist. Dafür
trumpft der Bildschirm des
Xiaomi 14T Pro,
zumindest auf dem Papier,
mit einer Bildwiederholrate von bis zu 144 Hertz. Wer sich darunter
nichts vorstellen kann: 144-Hertz-Bildschirme
sind inzwischen Standard unter Gamerinnen und Gamern,
da sie sehr
schnelle Inhalte ruckelfrei wiedergeben können.
Ob man das auf
dem Smartphone wirklich braucht? Ich
könnte jedenfalls
nicht sagen, dass ich während des
Tests einen
Unterschied zwischen den maximal 120
Hertz des Oppo und den 144 Hertz des Xiaomi gemerkt hätte.

Was dagegen sofort ins Auge sticht:
Oppo hält in
seinem neuen Spitzenmodell weiterhin an den
abgerundeten Bildschirmkanten fest, obwohl der Trend in der Branche eigentlich zurück zum
eher kantigen Design geht, wie man zuletzt bei Googles
Pixel 9 sehen konnte – und im Xiaomi 14T Pro. Das
gibt es in einem mattierten Schwarz, Blau oder Grau, was
erfreulicherweise kaum
Fingerabdrücke anzieht.
Aber ohne
jeglichen Farb- und
Materialkontrast
wirkt es auch
etwas bieder. Das Find X8 Pro von
Oppo ist optisch
auffälliger,
jedenfalls in der perlweißen
Variante. Dort ist nämlich auf der
Glasrückseite, die sich eigentlich wie Kunststoff anfühlt, ein
marmoriertes Muster eingearbeitet. Ein
Hingucker ist außerdem das kreisrunde Kameramodul auf
der Rückseite.

Bei Oppo
gibt es außerdem zwei zusätzliche
Knöpfe: Einen Schieber
auf der linken Gehäuseseite,
um das Smartphone stumm oder auf Vibration zu stellen, sowie einen
Quick Button auf der rechten unteren Seite,
der als Kamerasteuerung dient. Klingt bekannt?
Genau, Apple hatte
dem iPhone 16 unlängst eine solche zusätzliche Aktionstaste
verpasst.
Allerdings kommt der
Quick Button von Oppo nicht an die Leistung des
Apple-Pendants
heran. Bislang kann man ihn nämlich nur
nutzen, um die Kamera direkt per Doppelklick zu öffnen (was andere
Android-Geräte auch über den Power-Button ermöglichen), um die
Kamera auszulösen oder um den Kamerazoom zu aktivieren. Über den Button, der
ein Minitouchpad ist, kann man rein-
und rauszoomen. Möglicherweise schaltet
Oppo mit Softwareupdates noch weitere
Funktionen frei; in seiner jetzigen Form
ist er allenfalls nice to have
– wenn man daran denkt, ihn zu verwenden.

In
beiden Modellen ist der Fingerabdrucksensor in den Bildschirm
integriert. Der funktioniert zuverlässig, ist allerdings sehr weit unten platziert, was ich bei der einhändigen Nutzung der
großen Geräte
nicht optimal finde. Beide
Handys sind
außerdem nach Schutzklasse IP68 gegen Staub und kurze Tauchgänge im
flachen Wasser geschützt, das Oppo sogar zusätzlich noch gegen
Hochdruckwasserstrahlen – gut für alle, die gelegentlich mit dem
Kärcher kämpfen.

Kamera

Sowohl
das Find X8 Pro als auch das 14T Pro geizen nicht mit Kameras:
Drei sind es im Modell von Xiaomi, sogar
vier Linsen stecken
in Oppos Spitzenmodell, die mit jeweils 50 Megapixeln auflösen. Zur
Weitwinkel-Hauptkamera
kommen hier noch ein Ultraweitwinkelobjektiv sowie gleich zwei
Periskop-Teleobjektive.

Das
Find X8 Pro ist damit
eine echte Zoommaschine,
was bislang eine
von Samsungs Stärken war. Natürlich
ist der maximal 120-fache Zoom ein Gimmick, den man in der Praxis
kaum nutzen wird, allein weil bei dieser Stufe jede kleinste Bewegung
unweigerlich dazu
führt, dass man das Motiv verliert.
Aber schon bei
30-fachem Zoom – dem Maximum des Xiaomi 14T oder auch des Google
Pixel 9 Pro –
sind die Unterschiede erkennbar:
Wo bei Xiaomi die Details zu Pixelbrei
verschwimmen und die Software damit kämpft,
die Konturen nachträglich scharf zu zeichnen, liefert das Oppo zwar
ebenfalls durch
künstliche Intelligenz
optimierte, aber
trotzdem brauchbare Fotos.

Die Zoomleistung des Find X8 Pro übertrifft die des 14T Pro um Längen. © ZEIT ONLINE

Bei normalen Aufnahmen
fallen die Unterschiede weniger stark aus. Beide Firmen kooperieren
mit namhaften Kameraherstellern: Xiaomi mit Leica und Oppo mit
Hasselblad, wobei sich die Zusammenarbeit auf Aspekte wie die
Farbabstimmung
konzentriert. So
hat man im 14T Pro die Auswahl zwischen der Stilrichtung Leica
Vibrant und Leica Authentic. Erstere liefert etwas kräftigere und
hellere Farben, letztere mehr Kontrast und, je nach
Lichtverhältnissen, einen etwas dramatischeren Look und offenbar auch eine leichte Vignettierung. Komplett
deaktivieren lassen sich die Leica-Farboptimierungen übrigens nicht,
aber man kann sie noch durch zusätzliche
Einstellungen, etwa im Promodus, anpassen.

Beide Kameras haben ihre eigene Farbkalibrierung. © ZEIT ONLINE

Beide
Smartphones machen gute Fotos bei
Tageslicht. Bei Nachtaufnahmen können
beide nicht mit den besten Android-Modellen wie
dem Google Pixel mithalten.
Die Fotos des
Find X8 Pro sind – im Vibrant-Setting – etwas besser
ausgeleuchtet als die des Xiaomi 14T Pro, dafür hat dieses eine insgesamt wärmere Farbabstimmung. Mitunter verschluckt die Xiaomi-Kamera aber Details und auch die Schärfe lässt in einigen Motiven zu wünschen übrig.

Im Makromodus liefert das Xiami 14T eine geringere Schärfentiefe. © ZEIT ONLINE

Im Porträtmodus bieten beide
Modelle verschiedene
Zoomstufen, die das Bokeh verschiedener Brennweiten simulieren
sollen, wie man es aus herkömmlichen Kameras kennt. Dreifacher Zoom
entspricht im Find X8 Pro etwa einer Brennweite von 73 Millimetern, beide Smartphones liefern Porträtaufnahmen mit schönem Bokeh, aber auch hier finde ich die
Aufnahmen des Oppo stimmiger.
Im Makromodus dagegen gefällt mir die geringere Schärfentiefe und die bessere Motivtrennung des Xiaomi.

Software und KI

In Sachen Software setzen beide Hersteller
auf eigene, angepasste
Android-Distributionen.
Bei Xiaomi heißt das
HyperOS, bei Oppo ColorOS.
Sie enthalten einige nette Funktionen, die
es in Android von
Haus aus nicht gibt, etwa die Möglichkeit,
Apps in Ordnern zu sortieren oder ein an das iPhone angelehntes, um
nicht zu sagen kopiertes, Kontrollzentrum. Auf
die optischen Anpassungen und die teils individuelle
Menüführung könnte ich aber verzichten. Xiaomi verspricht fünf Jahre Softwaresupport, bei Oppo
sind es sechs Jahre.

Leider enthalten die
Geräte eine Menge vorinstallierter Apps,
sprich Bloatware.
Spotify, LinkedIn, Netflix, TikTok, Amazon, Temu, AliExpress, dazu
noch jeweils eigene App-Stores, Theme-Stores,
Cloudspeicher,
Browser und Smart-Home-Lösungen
– wer dachte, das Android von Samsung sei schon vollgepackt, wird
bei den chinesischen Herstellern noch einmal eines Besseren belehrt.
Und einige Funktionen, wie das “Wallpaper
Magazin” des Find X8, das beim Wischen über den Sperrbildschirm
Nachrichten oder
Tipps anzeigt, wie man leere Toffifee-Packungen wiederverwendet,
sind fast zu
peinlich, um sie wirklich als Feature zu
bezeichnen.

Künstliche Intelligenz
gibt es, wie es sich für ein Smartphone im Jahr 2025 gehört,
natürlich auch. Und wie bei anderen
Herstellern tendiert sie zwischen brauchbar und beliebig. Brauchbar
sind Fotofunktionen, um Menschen und
Objekte im Hintergrund zu entfernen oder
verwackelte Bilder nachträglich zu schärfen.
Manche Nutzerinnen und Nutzer mögen vielleicht auch noch die
zahlreichen KI-Beauty-Features schätzen, mit denen beide Hersteller
erlauben, Gesichter und Körper auf Fotos nachträglich anzupassen.
Auch die Zusammenfassung von Audioaufnahmen oder Texten könnte in
einigen Fällen hilfreich sein, wobei das aber teilweise noch nicht
in deutscher Sprache funktioniert. Einige generative KI-Funktionen,
etwa das Erstellen von KI-Bildern, ist zudem nur in Verbindung mit
einem Xiaomi- oder Oppo-Konto möglich.

Ausstattung und Akkulaufzeit

In
beiden Modellen kommen aktuelle Chips des taiwanischen Herstellers
MediaTek zum Einsatz. In den Benchmarks
von Fachredaktionen
schneiden beide Geräte sehr
gut ab und können
in Sachen Rechenleistung mit
anderen Android-Spitzengeräten wie dem
Google Pixel 9
Pro und dem
Samsung Galaxy
S25 mithalten und diese teilweise sogar
überbieten. Für
die meisten Menschen dürfte das im Alltag keine Rolle spielen, da
sie die Geräte vermutlich ohnehin nicht an ihre Grenzen bringen.

Der
Festplattenspeicher ist da schon wichtiger. Das
Oppo Find X8 Pro kommt in
Deutschland standardmäßig
mit 512 Gigabyte, was Herstellern wie
Google ein Vorbild sein sollte. Das
Xiaomi 14T Pro beginnt bei 256 Gigabyte und geht bis zu einem
Terabyte hoch.

Beeindruckt
hat mich bei beiden Geräten die Akkulaufzeit. Nach dem ersten
Einrichten ließ ich beide Handys fast eine Woche lang liegen. Als
ich sie wieder in die Hand nahm, hatten beide immer noch einen
kleinen Rest
Akku übrig. Auch in
meinem normalen Alltagsbetrieb haben beide Geräte locker zwei,
tendenziell sogar eher drei
Tage durchgehalten. Der Akku des Xiaomi-Modells hat eine Aufnahme von
5.000 Milliamperestunden, was der Leistung des Samsung S25 Ultra und
Pixel 9 Pro entspricht. Das Oppo Find X8 Pro kommt sogar auf 5.910
Milliamperestunden. Das ist möglich, da Oppo auf
Silizium-Kohlenstoff anstelle
von Lithium-Ionen setzt, was eine
höhere Energiedichte ermöglicht.

Das
Xiaomi 14T Pro unterstützt eine Ladeleistung mit bis zu 120 Watt, jedenfalls mit
dem hauseigenen Hypercharge-Netzteil, das
aber nicht im Lieferumfang enthalten ist. Aber selbst mit meinem
65-Watt-Netzteil lädt das Smartphone schnell: Gerade
einmal 15 Minuten hat es gedauert, um es von 50 Prozent auf 100
Prozent zu laden. Das Oppo, das maximal 80 Watt unterstützt, hat
dafür rund 30 Minuten benötigt, was ich immer noch schnell finde.

Preis und Fazit

Mit
einem offiziellen Verkaufspreis von aktuell 679 Euro in der kleinsten
Konfiguration ist das Xiaomi 14T Pro, gemessen an seiner
Ausstattung, eines der aktuell günstigsten Spitzenmodelle. Zum
Vergleich: Das Samsung Galaxy S25 fängt selbst
mit kleinerem Bildschirm bei 899 Euro an,
das Google Pixel 9 Pro bei 849 Euro. Das Xiaomi 14T, das optisch
nicht vom Promodell zu unterscheiden ist, aber eine etwas schwächere
Ausstattung hat,
gibt es sogar schon ab 479 Euro. Xiaomi bleibt also seiner Philosophie treu, hochwertige Ausstattung zu vergleichsweise kleinen Preisen anzubieten.

Bei
Oppo hat man sich für das Comeback
offenbar das Motto go big or go home
überlegt: Das Find X8 Pro soll in der Konfiguration mit 512 Gigabyte
Festplatte und 16 Gigabyte Arbeitsspeicher 1.200 Euro kosten, lässt
die deutsche Agentur ausrichten. Kurios
ist, dass der offizielle Verkaufsstart von Oppo in Deutschland noch
gar nicht begonnen hat und die deutsche Website deshalb immer noch nicht
eingerichtet ist. Wer es jetzt schon kaufen will, kann das aber über die üblichen Marktplätze und einige Onlinehändler tun. Dort ist es momentan für etwa
900 Euro gelistet und befindet sich damit in einer Preisklasse mit Samsung und Google. 

Das Comeback ist Oppo jedenfalls gelungen. Das Find X8 Pro ist ein Android-Smartphone, das mit starkem Kamerazoom, ausgewogenen Porträtaufnahmen, üppiger Ausstattung und einer exzellenten Akkulaufzeit überzeugt. Abzüge
gibt es bei der Software, die viele unnütze Apps und
Funktionen enthält.

Auch das Xiaomi 14T hat sich im Test gut geschlagen. Zwar kommt die
Kameraleistung nicht an die aktuell besten Android-Modelle oder auch das Find X8 Pro heran. Dafür hat Xiaomi bei der Verarbeitung noch einmal
zugelegt und trumpft mit sehr schneller Ladeleistung, guter Akkulaufzeit, einem ebenso hellem wie schnellem Bildschirm und nicht zuletzt einem guten
Preis-Leistungs-Verhältnis.