Klassenerhalt in der Bundesliga rückt immer näher

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Noch im Dezember galt der VfL Bochum als so gut wie abgestiegen. Doch Anfang März hat der Revierklub plötzlich wieder alle Chance, um sich zu retten.

Nicht selten wird der Sinnspruch “Totgesagte leben länger” im Fußball dann verwendet, wenn ein Spieler, eine Mannschaft oder ein Verein entgegen der allgemeinen Erwartung einen großen sportlichen Erfolg verbucht. Doch bei keinem Klub aus der Bundesliga scheint sich diese Botschaft in den vergangenen Jahren so sehr verinnerlicht zu haben, wie beim VfL Bochum. Denn das Team aus dem Pott könnte dem metaphorischen Tod, also dem Abstieg in die 2. Liga, abermals unerwartet von der Schippe springen.

Bereits in den vergangenen Jahren war Bochum dieses Kunststück auf spektakuläre Art und Weise geglückt. In der Saison 2022/2023 startete der VfL mit einem Punkt aus den ersten acht Spielen und startete dann eine beeindruckende Aufholjagd. Als 16. der Tabelle in den letzten Spieltag gestartet, fertigte Bochum Favorit Bayer Leverkusen mit 3:0 ab und sicherte sich so den direkten Ligaverbleib. Ein Jahr später untermauerte das Team den eingangs erwähnten Sinnspruch auf eine Art und Weise, wie sie Fußball-Deutschland wohl noch nie zuvor erlebt hatte. In der Relegation verlor der VfL sein Heimspiel mit 0:3 gegen Fortuna Düsseldorf – nur um im Rückspiel seinerseits mit 3:0 zu gewinnen und sich über das Elfmeterschießen den Klassenerhalt zu sichern.

Für die aktuelle Spielzeit gab das fulminante Comeback gegen Düsseldorf aber keinen Auftrieb. Seit Saisonbeginn krebst der VfL im Tabellenkeller der Liga herum, bis zum 15. Spieltag mussten Bochums Fans auf den ersten Sieg der Saison warten. Mittlerweile wehren sich Mannschaft und Verein jedoch mit allem was sie haben gegen den drohenden Abstieg. Den Impuls zu dieser Wende gab ein Trainerwechsel – doch endgültig zurück fand der VfL im Kampf um den Klassenerhalt erst wieder nach einem durchaus kontrovers diskutierter Vorfall.

Gerade einmal sieben Spiele in der Bundesliga waren in dieser Saison absolviert, da zog der VfL Bochum die Reißleine. Peter Zeidler, erst im Sommer als Nachfolger von Interimstrainer und Retter Heiko Butscher als Chefcoach installiert, musste nach gerade einmal einem Punkt in der Liga sowie einem blamablen Erstrunden-Aus im DFB-Pokal bei Zweitligist Jahn Regensburg gehen. Für ihn übernahm interimistisch dieses Mal Co-Trainer Markus Feldhoff, der sich in den folgenden zwei Wochen aber nicht für höhere Aufgaben empfehlen konnte. Unter ihm setzte es bei zwei desaströsen Auftritten eine 0:5-Heimpleite gegen den FC Bayern und eine 2:7-Niederlage bei Eintracht Frankfurt.

Stürmer Philipp Hofmann war nach dem Debakel gegen die Hessen fassungslos. “Ich habe selten so ein Spiel erlebt. So ein Auftritt von uns geht gar nicht”, sagte der 31-Jährige. Nicht wenige sahen im VfL Bochum zu diesem Zeitpunkt bereits den ersten feststehenden Absteiger der laufenden Saison. Auch Mittelfeldmann Gerrit Holtmann wollte die Situation nach der Packung in Frankfurt nicht schönreden. Trotz der Sieglos-Serie sowie Tabellenplatz 18 betonte er jedoch: “Ich kenne den Verein schon lange und bin nach wie vor davon überzeugt, dass wir den Turnaround schaffen können.”

Um dieses Vorhaben zu realisieren, griff der Klub in der Folge tief in die Trickkiste und reaktivierte einen Trainer, der als solcher zuletzt eigentlich kaum mehr in Erscheinung getreten war. Dieter Hecking hatte in der Bundesliga unter anderem Hannover 96, den 1. FC Nürnberg, den VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach trainiert. Auch beim HSV war er in der 2. Bundesliga ein Jahr aktiv gewesen, ehe es in 2020 zurück nach Nürnberg zog, dieses Mal jedoch als Sportvorstand. Abgesehen von einem Intermezzo als Interimstrainer beim “Club” im Jahr 2023 hatte er seit seinem Abgang aus Hamburg aber nicht mehr an der Seitenlinie gestanden – und sollte nun, im November 2024, auf einmal den VfL Bochum vor dem Absturz retten.