Die SPD geht klar als stärkste Kraft aus der Bürgerschaftswahl in Hamburg hervor. Erste Prognosen am Sonntagnachmittag sehen die Sozialdemokraten mit großen Abstand vor CDU und Grünen, die sich ein ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Die SPD hat in der Hansestadt gegenüber der vorangegangenen Bürgerschaftswahl 2020 deutliche Verluste erlitten, damals erhielt sie 39,2 Prozent Zustimmung. Doch kann sie sich damit erfolgreich vom Bundestrend abkoppeln; bei der Bundestagswahl vor einer Woche hatte die SPD nur 16 Prozent erzielt.
Der Erfolg der SPD dürfte vor allem an der großen Beliebtheit des Ersten Bürgermeisters Peter Tschentscher liegen. In Umfragen vor der Wahl äußerten sich etwa 60 Prozent der Befragten zufrieden mit seiner Arbeit. Rund die Hälfte der Befragten gab an, ihn direkt zu wählen, würde es eine Direktwahl geben. Die SPD regiert in der Hansestadt seit 2015 zusammen mit den Grünen, 2018 übernahm Tschentscher das Amt des Ersten Bürgermeisters von Olaf Scholz (SPD).
Zwischen Grünen und CDU hatte sich in den Umfragen vor der Wahl das Kopf-an-Kopf-Rennen bereits abgezeichnet. Die CDU hatte bei der Bürgerschaftswahl 2020 nur 11,2 Prozent erzielt, die Grünen 24,2 Prozent.
In Umfragen waren die Werte der Grünen zuletzt immer mehr zurückgegangen. Eine der Ursachen dafür dürfte der plötzliche Aufstieg der Linken sein. Vor der Wahl hatte die Spitzenkandidatin der Grünen, Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank, gesagt, die Linke surfe derzeit auf einer Welle, die die Grünen aus ihrer jüngeren Geschichte auch kennten. „Wir werden jetzt aber nicht plötzlich linker, sondern bleiben bei unseren Positionen für die moderne Stadt.“
Fegebank war angetreten, Erste Bürgermeisterin zu werden. Spekuliert worden war über eine mögliche grün-schwarze Koalition. Diese ist laut Prognosen ebenso wenig möglich wie ein schwarz-grünes Bündnis. Ein solches hatte Thering zuletzt ohnehin ausgeschlossen. Der Spitzenkandidat der CDU, Dennis Thering, hatte zuletzt mit schlechten Umfragewerten zu kämpfen. So hatten sich nur rund 18 Prozent der Befragten zufrieden mit seiner Arbeit geäußert.
Tschentscher im Wahlkampf: Mit den Grünen weiterregieren
Hamburgs Erster Bürgermeister Tschentscher hat vor der Wahl angekündigt, mit den Grünen weiterregieren zu wollen. Ein Dreierbündnis zusammen mit der Linkspartei schloss er aus. Die Koalition aus SPD und Grünen war weitgehend ohne öffentlichen Streit ausgekommen.
Ein Bündnis mit der CDU hatte Tschentscher nicht ausgeschlossen, den Christdemokraten jedoch eine „hamburgfeindliche und zukunftsfeindliche Blockadehaltung” vorgeworfen. Der CDU-Spitzenkandidat Dennis Thering hatte hingegen vor der Wahl seine Partei als Koalitionspartner der SPD angeboten auch mit Blick auf ein sich abzeichnendes solches Bündnis unter umgekehrten Vorzeichen in Berlin.
1,31 Millionen Menschen zur Wahl aufgerufen
In Hamburg waren eine Woche nach der Bundestagswahl etwa 1,31 Millionen Personen zur Wahl aufgerufen. Nach Angaben des Landeswahlamts kandidierten 784 Personen. Nachdem im Herbst der Termin für die Bundestagswahl feststand, hatte die CDU in Hamburg dafür geworben, die Bürgerschaftswahl um eine Woche vorzuverlegen, um die Wahlbeteiligung zu stärken und Wahlhelfer zu schonen.
Die rot-grüne Senatsregierung aber war dagegen mit dem Argument, dass der Wahltermin in Hamburg schon lange feststehe und jener für die Bundestagswahl zunächst nur provisorisch war. Zudem warnten die Fraktionen von SPD und Grünen vor möglichen Rechtsrisiken bei einer Verlegung des Wahltermins. Allerdings dürfte auch der Gedanke eine Rolle gespielt haben, dass bei getrennten Wahlterminen es eher möglich sein dürfte, einem Abwärtssog der Ampelkoalition im Bund zu entgehen. Im Wahlkampf standen mehrere die Themen Verkehr, Wohnungsbau, Zuwanderung und wirtschaftliche Fragen im Fokus.