Die Oscars waren in diesem Jahr so zahm wie lange nicht. Am Ende lösten zwei Überraschungen aber doch noch Aufregung aus. t-online war dabei.
Keine Ohrfeigen, keine Proteste gegen den Krieg, keine großen politischen Seitenhiebe – so gemächlich wie in diesem Jahr ging es bei den Oscars lange nicht zu. Moderator Conan O’Brien thematisierte in seiner Eröffnungsrede zwar einige vorangegangene Skandale, wie Sie hier lesen können, im Mittelpunkt der Verleihung standen aber vor allem die Filme und ihre Nominierten.
Video | “Anora” gewinnt den Preis als bester Film
Im Verlauf des Abends gab es dabei keine allzu großen Überraschungen. Deutschland ging nach dem Siegeszug von “Im Westen nichts Neues” 2023 weitgehend leer aus. Unser Kandidat “Die Saat des heiligen Feigenbaums” verpasste den Oscar für den besten internationalen Film. Auch “September 5” von Drehbuchautor Moritz Binder konnte sich nicht durchsetzen. Nur der Spezialeffektkünstler Gerd Nefzer nahm einen Goldjungen für seine Arbeit an “Dune: Part II” mit nach Hause.
“Ich bin so glücklich, als Deutscher einen Oscar gewonnen zu haben, mittlerweile den dritten. Das ist einfach unbeschreiblich”, sagte er im Presseraum hinter den Kulissen des Dolby Theatres, wo die Verleihung stattfindet. Er wird die Statue übrigens nicht – wie viele Kollegen – auf die Toilette stellen, sondern “mit den anderen beiden auf den Kachelofen”, so der Künstler aus Schwäbisch Hall.
Am Ende wurde es dann mit den Königskategorien um die besten Schauspieler und den besten Film noch einmal spannend. Nachdem Adrien Brody den Oscar als bester Hauptdarsteller erhalten hatte, waren alle Augen auf Demi Moore gerichtet. Nach ihren Siegen bei anderen wichtigen Preisverleihungen wie den Golden Globes, den Critics’ Choice Awards und den SAG Awards galt sie für ihre Darbietung in “The Substance” als Favoritin auf den Award.
Doch es kam anders, als von Buchmachern und Brancheninsidern angepriesen: Newcomerin Mikey Madison gewann den Oscar als beste Hauptdarstellerin. Bei der Verkündung ging ein Raunen durch den Presseraum, denn damit hatte kaum jemand gerechnet.
Doch ihr Film “Anora” über die turbulente Liaison zwischen einer New Yorker Stripperin und einem russischen Oligarchensohn wurde zum Abräumer des Abends. Insgesamt wurde die Indie-Produktion mit fünf Oscars ausgezeichnet. Vier davon konnte Schöpfer Sean Baker persönlich entgegennehmen – neben dem Award für den besten Film auch den Regie-Preis, den Oscar für den besten Schnitt und den Preis für das beste Original-Drehbuch.
Kritiker loben, dass Baker sich intensiv mit der Realität von Sex-Arbeiterinnen auseinandergesetzt habe. Das Budget für den Film betrug gerade einmal sechs Millionen Dollar, umgerechnet rund 5,8 Millionen Euro.