Motel One kehrt zurück in die Hand von Private Equity – diesmal auch mehrheitlich. Die französische Beteiligungsgesellschaft PAI Partners erwirbt 80 Prozent an dem Betreiber von Budget-Designhotels, wie beide Seiten am Montag mitteilten. Er wird dabei nach Auskunft aus Finanzkreisen mit etwa 3,5 Milliarden Euro bewertet. PAI steigt ins operative Geschäft ein, das Immobiliengeschäft bleibt beim Gründer Dieter Müller.
Ein Schritt, zusätzliches Kapital für die weitere Expansion ins Unternehmen zu holen, war erwartet worden. Im vergangenen Jahr hatte Motel One den vorherigen Finanzinvestor und Minderheitseigner Proprium Capital Partners wieder herausgekauft. Proprium soll für seinen 35-Prozent-Anteil damals 1,25 Milliarden Euro erhalten haben – für den Investor, der mehr als 15 Jahre an Bord gewesen war, ein Riesengeschäft, das ihm mehr als das Zwanzigfache des ursprünglichen Investments einbrachte.
Mit dem Abschied von Proprium hatte Motel One auch mitgeteilt, das Unternehmen in einen Betriebs- und einen Immobilienarm aufzuspalten. Ersterer gilt seitdem als Kandidat für die Börse, um weiteres Wachstum zu finanzieren. Daran ändert sich nichts: „PAI wird uns in dieser nächsten Phase der internationalen Expansion und einem eventuellen Börsengang unterstützen“, sagte Müller der „Allgemeinen Hotel- und Gastronomiezeitung“.
Klein, aber durchdacht
Müller hat seit der Unternehmensgründung im Jahr 2000 den deutschen Hotelmarkt in Bewegung gebracht. Der frühere Manager im Hotelkonzern Accor mit den Ibis-Häusern setzte im eigenen Unternehmen auf ein Konzept mit standardisierten, kleineren und somit für Gäste günstigeren Zimmern, die dabei allerdings nicht schlicht, sondern im Designerstil erscheinen sollten. Auf Hotelrestaurants verzichtete er, große Lobbys sind zugleich Bar und Frühstücksraum. Motel One betreibt 99 Standorte in mehreren Ländern, ein Haus befindet sich in New York, knapp 20 weitere Hotels sind nach früheren Angaben schon im Bau oder in Vorbereitung.
Für das Jahr 2023 hatte die mittlerweile vom Gründersohn Daniel Müller und von Stefan Lenze geführte Hotelgruppe ein Rekordjahr gemeldet: Der Umsatz stieg um ein Drittel auf 852 Millionen Euro, der Vorsteuergewinn verdoppelte sich annähernd auf 226 Millionen Euro. Gründer Müller hatte danach das Ziel ausgegeben, alsbald auf mehr als eine Milliarde Euro Umsatz zu kommen, wobei als ungewiss galt, ob dies schon 2024 erreicht werden könnte. Eine Herausforderung ist, dass mittlerweile auch andere Hotelgesellschaften auf den Ansatz mit Budgethäusern und Design setzen.
Motel One lässt sich nach Angaben aus Finanzkreisen bei der Transaktion von der Investmentbank Morgan Stanley und der Kanzlei Hengeler Mueller beraten. PAI hat die Deutsche Bank und A&O Shearman mandatiert. Das Private-Equity-Haus ist in Deutschland vergleichsweise wenig bekannt, obwohl es hierzulande schon einige Großzukäufe getätigt hat. Im vergangenen Jahr übernahm es mehrheitlich die Rehakliniken des Medizinkonzerns Fresenius, zuvor beteiligte es sich unter anderem an der Augenklinikkette Veonet, und gemeinsam mit Goldman Sachs hielt PAI jahrelang den Baustoffhersteller Xella („Ytong“). Seit 2021 ist der Gebäudedienstleister Apleona im Portefeuille. Ihn will PAI nun an die Private-Equity-Kollegen von Bain Capital weiterverkaufen, wie im vergangenen Monat bekannt wurde.
Das Gastgewerbe ist für PAI kein Neuland: Den Franzosen gehört die heimische European Camping Group, früher waren sie an der ebenfalls französischen Hotelkette B&B Hotels und dem niederländischen Ferienparkbetreiber Roompot beteiligt. Von Deutschland können sich die Investoren ein starkes Wachstum erhoffen: Im vergangenen Jahr hat die Branche die Corona-Delle nahezu ausgeglichen: Für Unterkünfte aller Art meldete das Statistische Bundesamt gar einen Rekord mit 496,1 Millionen Übernachtungen, 0,1 Prozent mehr als im bisherigen Spitzenjahr 2019.
Hotels und Pensionen bleiben mit 300 Millionen Übernachtungen knapp unter einem Rekord. Ihnen fehlten Gäste aus dem Ausland – zumal das Geschäft mit Besuchern aus Russland weggebrochen ist. Andererseits beobachtet die Branche, dass Gäste aus Übersee zunehmend Deutschland als eigenes Reiseziel und nicht bloß als Teil eines Europabesuchs ansehen.