Kranke Modekatzen – Der Preis der Niedlichkeit

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Hübsch, aber leidend

Kranke Modekatzen – Der Preis der Niedlichkeit

Aktualisiert am 04.03.2025 – 04:00 UhrLesedauer: 4 Min.

Claudia Schiffer mit Katze bei FilmpremiereVergrößern des Bildes

Tierschützer kritisieren nicht nur, dass Claudia Schiffers Katze im Rucksack steckte. Die Rasse Scottish Fold sehen sie als Qualzucht. (Quelle: Scott A Garfitt/Invision/AP/dpa-bilder)

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Katzen mit runden Köpfen und Kulleraugen finden viele Leute entzückend. Die Tiere aber sind oft ihr Leben lang ernsthaft krank. Wieso wissen das so wenige Menschen?

Katzen, die wegen ihrer Kopfform besonders niedlich oder lustig aussehen, sind Stars in sozialen Medien. Videos mit solchen Tieren werden millionenfach geklickt. Auch Prominente zeigen sich dort gerne mit außergewöhnlichen Katzen. Die Schattenseiten sind nur wenigen Menschen bewusst.

Runder Kopf, Kulleraugen, nach vorn geknickte Ohren: Taylor Swifts Schottische Faltohrkatze – englisch Scottish Fold – ist selbst schon eine Berühmtheit. Claudia Schiffer brachte ihre sogar mit zur Premiere eines Films, in dem das Tier mitspielte. Beispiele, die Tierschützer kritisch sehen. Denn Katzen der Rasse – die geknickten Ohren sind für sie typisch – gelten als Qualzuchten.

Qualzuchten bei KatzenVergrößern des Bildes
Von Qualzucht sprechen Fachleute, wenn angezüchtete Merkmale gesundheitliche Schäden verursachen. (Quelle: Christophe Gateau/dpa/dpa-bilder)

Von Qualzucht sprechen Fachleute, wenn Tieren bestimmte Merkmale wie Kulleraugen, eine flache Schnauze oder besondere Fellfarben angezüchtet werden, diese dadurch aber fortwährend unter gesundheitlichen Problemen leiden. Etwa, weil sie schlechter atmen können oder weil die zugrunde liegende Genkombination für Schäden an anderer Stelle im Körper sorgt.

Der Berliner Tierpathologe und Autor Achim Gruber spricht von Defektzucht: Für ein extravagantes oder niedliches Aussehen werde gezielt mit genetischen Defekten gezüchtet, obwohl man in vielen Fällen schon seit Jahrzehnten wisse, welche gesundheitlichen Folgen das für die Tiere habe. “Der Mehrwert für den Menschen ist den Leuten aber wichtiger als das Leid der Tiere. Das ist natürlich ein schweres ethisches Problem.”

Viele dieser “geschundenen Gefährten” – wie sie im Titel von Grubers Buch bezeichnet werden – landen nach dem Tod bei ihm am Institut für Tierpathologie der FU Berlin auf dem Obduktionstisch. Mit seinem Buch möchte er über die Folgen bestimmter Zuchten und Lösungsmöglichkeiten informieren.

Qualzuchten bei KatzenVergrößern des Bildes
Perserkatzen bekommen durch ihre viel zu kurzen Schnauzen schlecht Luft. (Quelle: Christophe Gateau/dpa/dpa-bilder)

Die Tierärztin Tanja Pollmüller bekommt in ihrer Praxis im nordrhein-westfälischen Ahlen regelmäßig Modekatzen als Patienten vorgestellt. Zum Beispiel der Rasse Scottish Fold, bei denen eine genetische Veränderung zu den typischen kleinen, nach vorne geknickten Ohren führt – aber auch zu schweren Gelenkentzündungen.

“Die haben häufig an den Hinterbeinen starke Verknöcherungen und Schmerzen, so dass sie teilweise schon in ganz jungem Alter nicht mehr vernünftig laufen können”, erläutert Pollmüller. Helfen könne sie den Tieren meist nur noch mit einer Schmerztherapie, eine Heilung sei nicht möglich.

Noch häufiger habe sie es mit Perserkatzen zu tun, die viel zu kurze Schnauzen hätten und dadurch schlecht Luft bekämen. Auch eine Nacktkatze hatte sie schon in Behandlung, die an schweren Hautausschlägen und einer Augenentzündung litt. Am Ende habe das Tier ein Auge verloren.

Dass manche Katzenrassen gesundheitliche Probleme haben, sei vielen Menschen überhaupt nicht bewusst, stellt Pollmüller immer wieder fest. “Die wenigsten Tierbesitzer beschäftigen sich genügend mit der Anschaffung des Tieres. Von Defektzucht haben die meisten noch nie gehört.”

Manche verdrängten die Gesundheitsprobleme ihrer Katze auch, sagt Pollmülller. “Die meisten Menschen denken immer, solange ein Tier noch durch den Raum läuft und frisst und trinkt, geht es ihm gut. Das Tierleid oder die mangelnde Lebensqualität ist ihnen leider überhaupt nicht bewusst.” Als “Doc Polly” klärt sie Tierbesitzer in den sozialen Medien über Bedürfnisse von Haustieren auf.

Elke Rauch von der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München sieht auch ein großes Problem darin, dass bestimmte Katzen- und Hunderassen in Medien so präsent sind, zum Beispiel als Werbefigur oder weil Stars sich mit ihnen schmücken. “Das vermittelt einfach so eine Normalität. Da hinterfragt keiner mehr, ob das Tier vielleicht Probleme hat.”